museum-digitalbaden-württemberg
STRG + Y
de
Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Medaille von Georg Hautsch auf Königin Anne von England und die militärischen...

Im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges gelang des dem Königreich England militärische Siege zu erringen. Darunter 1704 die Eroberung Gibraltars sowie die Sieg bei Höchstädt und Donauwörth. Georg Hautsch schuf auf diese Erfolge eine Medaille, die auf der Vorderseite Königin Anne von England im Profil nach links zeigt. Die Umschrift gibt ihren Namen und Titel wieder. Auf der Rückseite sitzt die Personifikation Englands vor einer Palme, die 3 Medaillons zieren. In ihnen werden die militärischen Erfolge des Jahre 1704 gefeiert. Im Hintergrund ist die Seeschlacht vor Gibraltar zu sehen. [Lilian Groß]

Medaille von John Roettiers auf König Karl II. von England und seinen Seesieg...

Im 17. und 18. Jahrhundert kam es wiederholt zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Königreich England und den Vereinigten Provinzen der Niederlande. Im Zweiten Englisch-Niederländischen Seekrieg, der zwei Jahre währte, ging die erste große Schlacht bei Lowestoft am 13. Juni 1665 siegreich für England aus, Schätzungen zufolge verlor der Gegner etwa 20% seiner Besatzung. Der englische König ließ von John Roettiers eine Medaille auf diesen großen Erfolg prägen. Sie zeigt auf der Vorderseite Karl II. im Brustbild nach rechts, den Lorbeerkranz auf dem Haupt. Auf der Rückseite steht der König am rechten Bildrand, bekleidet mit einer antikisierenden Rüstung. Mit der rechten Hand, in der er den Kommandostab hält, weist er auf das Meer, wo ein gegnerisches Schiff gerade in den Fluten versinkt. [Lilian Groß]

Medaille der Reichsstadt Heilbronn auf den Frieden von Nimwegen, 1679

Der Holländische Krieg (1672–1678) war eine europaweite Auseinandersetzung zwischen Frankreich, England und Schweden auf der einen sowie dem Reich, Spanien und den Niederlanden auf der anderen Seite. Auch die Reichsstadt Heilbronn war von diesem Krieg betroffen. Immer wieder plünderten Truppen die Stadt und ihre Umgebung. Als 1679 in Nimwegen Frieden geschlossen wurde, gab die Reichsstadt Heilbronn mehrere Medaillen aus. Auf der Vorderseite dieses Exemplars bindet ein Engel einen Ölzweig – ein Friedenssymbol – an eine Säule. Auf ihr sitzt die Taube, die ebenfalls den Frieden symbolisiert. Auf der Rückseite wird ein Reiter mit gezogenem Schwert von einem Friedensengel mit den Worten NON VLTRA – Nicht mehr weiter! – zum Stehen gebracht. [Matthias Ohm]

Medaille der Reichsstadt Heilbronn auf den Frieden von Nimwegen, 1679

Der Holländische Krieg (1672–1678) war eine europaweite Auseinandersetzung zwischen Frankreich, England und Schweden auf der einen sowie dem Reich, Spanien und den Niederlanden auf der anderen Seite. Auch Heilbronn war von diesem Krieg betroffen. Immer wieder plünderten Truppen die Stadt und ihre Umgebung. Als 1679 in Nimwegen Frieden geschlossen wurde, gab die Reichsstadt mehrere Medaillen aus. Dieses Exemplar zeigt auf der Vorderseite mit einem Adler das Wappentier Heilbronns. Die Rückseite zeigt die Personifikation der Reichsstadt, die an einem Altar ein brennendes Herz opfert. Wie die Inschrift mitteilt, erfüllte das gläubige Heilbronn damit sein Gelübde Gott dem Retter gegenüber. [Matthias Ohm]

Medaille auf Graf Friedrich von Mömpelgard und Fürstin Sibylla von Anhalt, 1585

Der Goldschmied, Zinngießer und Medailleur François Briot wurde im lothringischen Damblain geboren. Aus Glaubensgründen musste er seine Heimat verlassen und wanderte in die protestantische Grafschaft Mömpelgard (Montbéliard, Département Doubs) aus, die bis ins ausgehende 18. Jahrhundert zum Herzogtum Württemberg gehörte. Zu den ersten Medaillen, die Briot für Graf Friedrich von Mömpelgard - den späteren Herzog Friedrich I. von Württemberg - schuf, zählt ein Guss aus dem Jahr 1585. Er zeigt auf der Vorderseite Friedrich mit seiner Ehefrau, Sibylla von Anhalt, und auf der Rückseite die Wappenschilde von Württemberg-Mömpelgard und von Anhalt. [Matthias Ohm]

Taler Herzog Christians von Schleswig-Holstein-Sonderburg auf den Tod seiner...

Herzog Christian von Schleswig-Holstein-Sonderburg war mit Sibylla Ursula verheiratet, einer Tochter Herzog Augusts des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel. Als Sibylla Ursula im Jahr 1671 starb, gab Christian einen Taler aus. Auf der Vorderseite steht unter den bekrönten Wappenschilden Holsteins und Braunschweig-Lüneburgs eine 14-zeilige Inschrift, in der die wichtigsten Stationen aus Sibylla Ursulas Leben genannt sind. Auf der Rückseite wird die auf Wolken stehende Herzogin von zwei Engeln gen Himmel geführt, wo sie von einem weiteren Engel mit Zweig und Kranz erwartet wird. Darüber sind in einem Strahlenkranz der Name Jehovas und das Lamm Gottes dargestellt. Unter der auffahrenden Herzogin liegt ein Totengerippe mit Kreuz. Die begleitende Inschrift zitiert einen Vers aus der Offenbarung des Johannes: Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden. [Matthias Ohm]

Vierteltaler Herzog Johann des Jüngeren von Schleswig-Holstein-Sonderburg,...

Der Vierteltaler, den Herzog Johann der Jüngere von Schleswig-Holstein-Sonderburg ausgab, zeigt auf dem Avers den Münzherrn im Brustbild nach rechts. Der Herzog trägt einen Harnisch, eine Halskrause und eine Feldbinde. Auf der Rückseite findet sich der schleswig-holsteinische Wappenschild mit Helmzier. Die über beide Seiten laufende Inschrift nennt die Titel Herzog Johanns. [Matthias Ohm]

Schautaler des Grafen Ernst zu Holstein-Schaumburg, nach 1619 (?)

Ernst regierte seit 1601 die Grafschaften Schaumburg und Holstein-Pinneberg. Im Jahr 1619 wurde er von Kaiser Ferdinand II. in den Fürstenstand erhoben. Vermutlich war diese Standeserhebung der Anlass, breite Schautaler auszugeben. Diese Münzen hatten mit knapp 60 g das doppelte Talergewicht. Auf der Vorderseite findet sich ein Wappenschild mit prächtiger Helmzier. Auf der Rückseite ist Graf Ernst hoch zu Ross dargestellt, er trägt einen Harnisch und umfasst mit seiner rechten Hand den Kommandostab. Die Umschrift lautet: HATS GOT UORSEN [vorhergesehen] SO WIRTS WOL GESCHEN. [Matthias Ohm]

Intaglio mit Merkur und Hahn, 16./17. Jh.

Der hochovale Ringstein aus Jaspis zeigt einen stehenden Merkur. Er hat die Linke erhoben und hält einen langen Speer, in der vorgestreckten Rechten hält er einen Heroldstab. Er ist aus geraden Strichen gearbeitet und hat zwei Flügel. Merkur trägt eine Kopfbedeckung (Helm mit Helmbusch?) und einen Mantel, der aus einer geschwungenen Linie links und zwei parallelen Querstrichen rechts seines Körpers angedeutet ist. Links vor ihm auf der Grundlinie steht ein kleiner Vogel mit schmalem Körper, spitzem Schnabel und einem Kamm auf dem Kopf (Hahn). Die sichere und saubere Arbeit ist ein Erzeugnis der Massenware. Der auffällige Hüftschwung ist ein typisches Merkmal der Gemmenschneiderei des 16./17. Jahrhunderts. Unser Stück stammt aus der Sammlung Guth von Sulz und ist in dem zugehörigen Inventar als „Mercurius“ beschrieben. [Marc Kähler]

Intaglio mit Christus, vor 1624

Der hochovale Schmuckstein aus einem gebänderten Achat zeigt das Porträt Christi im Profil nach rechts. Christus trägt ein Untergewand mit doppeltem Saum und darüber einen leicht gefältelten Mantel. Der Hals ist recht kurz, der Kopf ist rundoval. Christus hat lange, leicht gelockte Haare, die mittig gescheitelt sind und trägt einen fein gelockten, dreieckigen Bart und einen leicht eingedrehten Oberlippenbart. Die Nase ist gerade und leicht von der leicht gewölbten hohen Stirn abgesetzt. Über seinem Haupt ist ein Nimbus perspektivisch wiedergegeben, der mit Halbkreisen gegliedert ist. Der Gemmenschneider hat die Schichtung des Steins so eingesetzt, dass das Gesicht in der dunklen Schicht liegt und die Haare sowie die Falten des Gewands weitgehend den Queradern entsprechen. Das Stück stammt aus der Sammlung Guth von Sulz. [Marc Kähler]

Kameo mit römischem Kaiser (Nero?), um 1600

Der hochovale Schmuckstein aus einem Achat zeigt ein männliches Porträt im Profil nach rechts. Der Hals ist recht lang und gerade, der Kopf ist rundoval. Das Kinn ist rund, der Mund ist leicht geöffnet. Die recht lange Nase ist nahezu gerade und deutlich von der flachen Stirn abgesetzt. Der Dargestellte trägt einen leichten Wangenbart, er hat halblange, lockige Haare. Nach rechts eingedrehte Sichellocken umgeben die Stirn wie einen Kranz, der Haaransatz reicht tief in den Nacken. Der Dargestellte trägt einen Lorbeerkranz, dessen Schleifen in den Nacken fallen. Derartige kleinformatige Kameos finden sich in großer Zahl in vielen Sammlungen, sie werden wohl als dekorative Elemente für Geräte oder Gefäße gedient haben. Auch wenn solche Darstellungen antiker Herrscher nie eindeutig benannt werden können, ähnelt das vorliegende Stück doch am ehesten den Porträts Neros. [Marc Kähler]

Kameo mit Apollo und Marsyas, 16./17. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus Chalcedononyx zeigt drei unbekleidete männliche Figuren. Links hängt der Satyr Marsyas an einen Baum gefesselt, vor ihm kniet ein Skythe, der gerade sein Messer auf einem Wetzstein schärft. Rechts sitzt Apollo mit seiner Kithara, der die Bestrafung des Marsyas – die Häutung bei lebendigem Leib - erwartet. Derartige kleinformatigen Kameos – italienische Massenware des späten 16. / frühen 17. Jahrhunderts - finden sich in großer Zahl in vielen Sammlungen, sie werden wohl als dekorative Elemente für Geräte oder Gefäße gedient haben. Unser Stück wurde um 1735 bei dem Hofprediger Jüngst angekauft und in der zugehörigen Liste fehlerhaft als „Drey personen, welche der Göttin Ceres ein Opfer bringen“ beschrieben. Diese falsche Identifizierung findet sich auch in allen folgenden Inventareinträgen. [Marc Kähler]

Intaglio mit spätrepublikanischem Porträt, 18. Jh. (Vorlage um 47 v. Chr.)

Der hochovale Schmuckstein aus schwarzem Glas zeigt ein männliches Porträt im Profil nach rechts. Der Büstenausschnitt ist weit nach unten gezogen, der Hals ist leicht vorgestreckt und zeigt leichte Ansätze der Adern. Der Kopf ist rundoval. Das Kinn ist rund, der Mund ist leicht geöffnet, die Nase hat einen deutlichen Höcker. Das kleine Auge liegt unter einem wulstigen und leicht kontrahierten Brauenbogen. Die Stirn ist hoch und rund, der Dargestellte hat sehr kurze Haare und eine Stirnglatze. Das vorliegende Objekt erinnert in hohem Maße an Porträts der späten römischen Republik (1. Jh. v. Chr.). Bildnisse von Julius Caesar (100-44 v. Chr.) oder des römischen Staatsmanns Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) sind im weitesten Sinne vergleichbar, beide haben schütteres Haar und markante Gesichtszüge. [Marc Kähler]

Intaglio mit Octavian, 18. Jh. (Vorlage um 40-30 v. Chr.)

Der hochovale Schmuckstein aus farblosem Glas zeigt ein männliches Porträt im Profil nach rechts. Der Hals ist nur als kurzer schmaler Ansatz wiedergegeben. Der Kopf ist eckig. Das kleine Kinn ist eckig, die Kinnlinie ist nahezu gerade. Die Oberlippe steht weiter vor als die Unterlippe, die Nase hat einen Höcker und ist von der leicht gewölbten Stirn abgesetzt. Der Dargestellte hat halblange, leicht lockige Haare, die von der Stirn nach rechts weisen und das Ohr wie einen Kranz umschließen. Die Nackenhaare sind deutlich von der restlichen Haarmasse abgesetzt. Gute Arbeit. In der Regel werden moderne Porträts antiker Herrscher mit einem Lorbeerkranz als Herrschaftszeichen dargestellt, der jedoch hier fehlt. Es handelt sich hier um einen Glasabdruck nach einer gleichgroßen Porträtgemme des Octavian aus der Zeit um ca. 40-30 v. Chr. [Marc Kähler]

Intaglio mit männlichem Porträt mit Kranz (Augustus?), 17. Jh.

Der achteckige Schmuckstein aus farblosem Glas zeigt ein männliches Porträt im Profil nach rechts. Der Hals ist lang, der Kopf ist eckig oval. Das Kinn ist eckig, die Kinnlinie ist gerade. Die Unterlippe steht etwas weiter vor als die Oberlippe. Die Nase ist leicht geschwungen und leicht von der flachen Stirn abgesetzt. Der Dargestellte hat kurze, leicht lockige Haare und trägt einen Lorbeerkranz, dessen Schleifen in den Nacken fallen. Die recht gute Arbeit ist nicht exakt proportioniert, der Hals ist im Vergleich zum Kopf zu lang, die Unterlippe steht etwas zu weit vor, was dem Gesamtbild einen seltsamen Eindruck verleiht. Sicherlich ist auch hier ein antiker Herrscher bzw. Imperator oder römischer Kaiser gemeint. Die Physiognomie ist wie gewohnt uneindeutig, am ehesten wird man hierin jedoch Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) erkennen können. [Marc Kähler]

Intaglio mit Bacchus, 18. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus farblosem Glas zeigt das Porträt des Bacchus im Dreiviertelprofil nach links. Der Gott trägt über der linken Schulter einen Mantel, die rechte Schulter ist unbedeckt. Der Hals ist kurz, der Kopf ist rundlich gedrungen. Die Wangen sind füllig, ein Doppelkinn ist sichtbar. Die Nase ist recht breit, die Augen sind klein und liegen tief im Schädel, der Brauenbogen ist recht wulstig. Der Dargestellte trägt einen aufwendigen Efeukranz, an dem links und rechts je zwei kleine Traubenbündel herabhängen. Die Haare sind vollständig von dem Kranz verdeckt. Die schöne und ausgewogene Arbeit ist im Kunstkammerinventar von 1792 beschrieben als „Crystall, mit einem Bachuskopf“. [Marc Kähler]

Kameo mit (weiblichem?) Porträt, 16./17. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus einem Chalcedononyx zeigt ein wohl weibliches Porträt im Profil nach links. Der Hals ist gerade und recht schmal, der Kopf ist nahezu rund. Das Kinn ist klein, die Wange ist flach, die Nase ist gerade. Die Dargestellte hat lange, leicht wellige Haare, die von der Stirn nach hinten weisen und auf dem Hinterkopf in einem flachen Knoten zusammen gefasst sind. Sie trägt einen breiten, unregelmäßig geformten Kranz im Haar. Die einfache, durchschnittliche Arbeit wurde mit harten Schnitten gesetzt. Derartige kleinformatigen Kameos finden sich in großer Zahl in vielen Sammlungen, sie werden wohl als dekorative Elemente für Geräte oder Gefäße gedient haben. [Marc Kähler]

Kameo mit Kindergesicht, 16./17. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus einem leicht durchscheinend hellgrau und opak weißen Chalcedononyx zeigt einen Kinderkopf im Dreiviertelprofil nach links. Der gesamte Kopf sowie seine Details – Kinn, Wange, Stirn - sind rundlich. Mund und Nase sind breit, die Augen sind recht groß. Die Haare sind nur kursorisch durch einzelne Halbkreise angedeutet. Die einfache, aber gut proportionierte Arbeit ist ein Erzeugnis der Massenware. Solche sehr kleinen Kameos mit frontalen Kinderköpfchen (Amor?) finden sich häufig und wohl ursprünglich als Dekor eines Gerätes oder Geschirrs. [Marc Kähler]

Kameo mit weiblicher Porträtbüste, 16./17. Jh.

Der hochrechteckige Schmuckstein aus einem Lagenachat zeigt eine weibliche Büste im Dreiviertelprofil nach rechts. Sie trägt ein hohes Gewand, durch das die spitzen Brüste deutlich durchscheinen. Auf einen breiten Hals sitzt ein ovales Gesicht. Der Mund lächelt leicht, die Nase ist klein und spitz, die Augenhöhlen sind auffällig groß und tief. Im Haar trägt die Dargestellte einen Haarreif aus zwei parallelen Strichen, darüber sind die Haare durch parallele Striche gegliedert. Über der Stirn befindet sich ein Haarkranz aus kurzen Strähnen, über dem linken Ohr sind die Haare zu einer auffälligen Schnecke eingedreht. Die unbeholfene Arbeit ist sehr ungenau proportioniert. Derartig kleinformatige Frauenbüsten, oft mit Schleier, Halskette und entblößten Brüsten gibt es in großer Zahl, sie dienten wohl dekorativen Zwecken und finden sich beispielsweise auf Gefäßen oder Geräten. [Marc Kähler]

Kameo mit Minerva, Ende 16. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus Achat zeigt das Porträt der Minerva im Profil nach rechts. Der Ansatz eines Gewandes ist erkennbar. Der Hals ist recht kräftig, der Kopf ist rundoval. Das kleine Kinn ist rund, die Wange ist ebenmäßig. Die Nase hat einen leichten Höcker, das Auge hat eine Pupille. Vor dem Ohr und im Nacken sind die langen, lockigen Haare sichtbar. Der Rest des Kopfes ist von einem schweren Helm bedeckt. Dessen Gesichtsfeld ist als bärtige Maske gestaltet, auf dem Scheitel des Helms kauert ein kleiner Drache, dessen gerippter Schwanz bis in den Nacken reicht. Er hat kleine Flügel und ein menschliches Gesicht mit kleinen zusammen gekniffenen Augen. Mit den Vordertatzen reißt er sein Maul weit auf. Darstellung der behelmten Minerva waren während der Renaissance und des Barock außerordentlich beliebt und finden sich in vielen Sammlungen, oft in großer Fülle. [Marc Kähler]

Kameo mit Totenkopf, 1600

Der hochovale Schmuckstein aus einem opak weißen und leicht durchscheinend hellgrauen Achat ist in einer runden Reifenfassung mit Krallen und Öse als Anhänger gefasst. In den Knochenhöhlen gibt es eine schwarze Patina (oder Bemalung). Dargestellt ist ein im Dreiviertelprofil nach rechts gewendeter Totenschädel. Der Schädel hat Zähne im Oberkiefer, eine dreieckige Nasenhöhle und runde Augenhöhlen. Die Kalotte ist nahezu rund. Die gute Arbeit hat den Schädel anatomisch weitgehend korrekt wiedergegeben, durch die dunkle Patina (bzw. die Bemalung) wirkt er sehr plastisch. Man wird dieses Motiv wohl im Zusammenhang von memento mori verstehen können. Im Kunstkammerinventar von 1792 ist das Stück als „1. Ditto mit einem Todtenkopf“ erfasst. [Marc Kähler]

Kameo mit lustiger Szene, 17. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus einem geschichteten Achat zeigt zwei Figuren auf einer recht hohen Grundlinie. Die rechte, wohl weibliche Figur sitzt auf der Grundlinie, sie hat das linke Bein angewinkelt und streckt das rechte Bein vor. Sie trägt ein halblanges, hochgegürtetes Gewand und stützt sich mit der linken Hand ab. Links steht eine etwas kleinere, stämmige, unbekleidete Figur. Mit beiden Händen greift die linke Figur nach dem Fuß der Rechten. Derartige kleinformatigen Kameos – italienische Massenware des späten 16. / frühen 17. Jahrhunderts - finden sich in großer Zahl in vielen Sammlungen, sie werden wohl als dekorative Elemente für Geräte oder Gefäße gedient haben. Unser Stück wurde um 1735 bei dem Hofprediger Jüngst angekauft als „ein Knecht, welcher seinem Herren die Schuh ausziehet“. [Marc Kähler]

Kameo mit männlichem Porträt mit Strahlenkrone (Nero?), 2. Hälfte 17. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus Chalcedon zeigt ein männliches Porträt im Profil nach links. Der kurze Hals ist sehr breit, der Kopf ist gedrungen und eckig. Das kurze Kinn flieht nach unten, der Mund ist klein, die Wange recht füllig. Die Nase ist gerade und nur leicht von der flachen Stirn abgesetzt. Der Dargestellte hat halblange Haare, die die Stirn wie einen Kranz umgeben. Er trägt eine Strahlenkrone mit sechs Strahlen. Laut Inventarblatt entspricht das vorliegende Stück der Arbeit von Louis Siriès (1686-1766) aus Paris, tätig in Florenz. Es ähnelt in gewisser Weise, vor allem in dem Haarkranz über der Stirn, den Porträts Kaiser Neros (37-68 n. Chr.). [Marc Kähler]

Intaglio mit weiblichem Porträt, 17. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus mehrfarbigem Glas zeigt ein weibliches Porträt im Profil nach links. Die Dargestellte trägt ein Gewand um die Schultern. Der Hals ist recht kräftig, der Kopf ist eckig. Das große Kinn ist rund, die große, nahezu gerade Nase ist von der kleinen, gewölbten Stirn abgesetzt. Das Auge ist recht groß. Die Dargestellte trägt eine Melonenfrisur aus sechs nach hinten weisenden eingedrehten Lockensträhnen, die im Nacken zu einem Knoten zusammengenommen sind. Diese Frisur könnte in den Hellenismus oder die spätere Kaiserzeit (z. B. Plautilla † 211 n. Chr.) weisen, ob die vorliegende Darstellung jedoch so differenziert gemeint war, muss offen bleiben. Unser Stück wurde um 1735 bei dem Hofprediger Jüngst angekauft. [Marc Kähler]

[Stand der Information: ]