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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Fußschale aus Bergkristall, 1667

Am Schaft unter dem Boden der Kuppa verweist das markgräflich badische Wappen auf den Vorbesitzer. Diese Kristallschale gehörte zu den Objekten, die als Geschenke in die württembergische Kunstkammer kamen. Sie wurde 1668 von Markgraf Ferdinand Maximilian von Baden-Baden (1625-1669) dem württembergischen Herzog Eberhard II. (reg.1633-1674), der um den Wiederaufbau der württembergischen Kunstkammer bemüht war, verehrt. In die Kristallschale und den Fuß sind mythologische Szenen eingeschnitten. Die emaillierten Goldfassungen sind mit Granatsteinen und kleinen Widderköpfen, an deren Hörnern Girlanden hängen, geschmückt. Auf der Fassung des Balusterfußes befindet sich eine Widmung aus dem Jahr 1667, wohl von Abraham Dauphin.

Proportionalzirkel, um 1700

Mit dem steigenden Bedarf an genauem Kartenmaterial für Forschungsexpeditionen oder für Handelsreisen wuchs die Bedeutung des Vermessungswesens ab dem 16. Jahrhundert beständig. Die Reiserouten wurden von den Kartografen ebenso verzeichnet wie Landesgrenzen, Bodenschätze oder Holzvorkommen. Ab 1615 setzten die Vermesser als Verfahren die Triangulation ein. Hierfür wurde eine Landfläche in fiktive Dreiecke aufgeteilt und diese vermessen.

Fußschale, zweite Hälfte 17. Jahrhundert

Objekte kamen auf den unterschiedlichsten Wegen in die württembergische Kunstkammer. Neben Erbschaften waren Ankäufe bei bekannten Steinschneider bedeutend. Üblich waren auch Überweisungen aus dem herzoglichen Besitz. Schließlich gelangten im Zuge der Säkularisation oder im Tausch Stücke in die Kunstkammer. Diese Fußschale besitzt filigrane Emailverzierungen und ist in Form eine Eisbrockens gestaltet. Sie wurde 1669 von Eberhard III. aus dem herzoglichen Kabinett an die Kunstkammer übergeben.

Zwölf Löffel, Italien, Mitte 16. Jahrhundert

Objekte kamen auf den unterschiedlichsten Wegen in die württembergische Kunstkammer. Neben Erbschaften waren Ankäufe von berühmten Steinschneidern bedeutend. Üblich waren auch Überweisungen aus dem herzoglichen Besitz. Schließlich gelangten im Zuge der Säkularisation oder im Tausch Stücke in die Kunstkammer. Diese exquisiten Löffel wurden 1669 von Eberhard III. aus dem herzoglichen Kabinett an die Kunstkammer übergeben.

Trinkschale, Italien, drittes Viertel 16. Jahrhundert

Objekte kamen auf den unterschiedlichsten Wegen in die württembergische Kunstkammer. Neben Erbschaften waren Ankäufe bei berühmten Steinschneidern bedeutend. Üblich waren auch Überweisungen aus dem herzoglichen Besitz. Schließlich gelangten im Zuge der Säkularisation oder im Tausch Stücke in die Kunstkammer. Diese italienische Trinkschale wurde 1669 von Eberhard III. aus dem herzoglichen Kabinett an die Kunstkammer übergeben. Der Kristallfuß steht in Form eines Panzers auf dem Rücken einer silbervergoldeten und schwarz emaillierten Schildkröte. Der kristallene Kelch, die Kuppa, ist muschelförmig geschwungen und geht in die Gestalt eines Meeresungeheuers über. Am Fuß ist die Umschrift "ALPRECHT HERCHZOG IN OBER VND NIDEREN BAIREN" zu lesen und die Wappenschilde von Habsburg und Bayern sind an der Unterseite angebracht.

Bergkristallzylinder, Prag/Tschechische Republik, um 1600

Die bewegte Geschichte der Kunstkammer spiegelt sich u. a. in ihren Objekten wider. Einige überstanden Kriege und wurden nach Straßburg "geflüchtet"; wie durch ein Wunder sind sie trotz hoher Fragilität noch erhalten. Andere waren Erinnerungen an erfolgreiche Jagden oder heldenhafte Ereignisse. Aber auch von Mord und Liebe zeugen sie oder standen symbolisch für die Sammelleidenschaft des jeweiligen Herzogs.

Schale, Venedig/Italien, 14. Jahrhundert; Fassung: 17. Jahrhundert

Objekte kamen auf den unterschiedlichsten Wegen in die württembergische Kunstkammer. Neben Erbschaften waren Ankäufe bei berühmten Steinschneidern bedeutend. Üblich waren auch Überweisungen aus dem herzoglichen Besitz. Schließlich gelangten im Zuge der Säkularisation oder im Tausch Stücke in die Kunstkammer. Diese Trinkschale wurde 1669 von Eberhard III. aus dem herzoglichen Kabinett an die Kunstkammer übergeben.

Kette und Armband aus blauen Glasperlen

Halskette mit 43 und Armband mit 13 dicken ovalen facettierten Perlen aus dunkelblauem Glas.

Gagatperlenkette, Spanien, 17. Jahrhundert

Diese Kette besteht aus 72 großen geschnittenen und geschliffenen Gagatperlen. Gagat ist ein fossiles Holz, das sich in der Übergangsphase von Braunkohle zur Steinkohle befindet und unter Luftabschluß und hohem Druck entsteht. Schon in der Altsteinzeit stellten die Menschen Schmuck aus Gagat her. Das Material war wegen seines schwarzen Glanzes beliebt.

Elfenbeinkassette, zweites Viertel 17. Jahrhundert

Mit ihrer Kunstkammer präsentierten sich die Herzöge als kenntnisreiche und interessierte Herrscher: Für meisterhafte Elfenbeinbearbeitung steht die mit religiösen Szenen dekorierte Kassette.

Bernstein-Statuette des heiligen Johannes Nepomuk, erste Hälfte 17. Jahrhundert

Die Stuttgarter Kunstkammer bewahrte wenige Objekte aus kirchlichem Kontext. Für die Aufnahme sakraler Gegenstände spielte deren ursprüngliche Funktion eine untergeordnete Rolle. Vielmehr wurden sie aufgrund ihrer kunstvollen Ausfertigung, faszinierenden Materialität oder aus naturkundlichem Interesse gesammelt. Nur einzelne Objekte dienten der Erinnerung an die lutherisch geprägte Familientradition.

Winkelhaken, rechter Winkel, 17. Jahrhundert

Mit dem steigenden Bedarf an genauem Kartenmaterial für Forschungsexpeditionen oder für Handelsreisen wuchs die Bedeutung des Vermessungswesens ab dem 16. Jahrhundert beständig. Die Reiserouten wurden von den Kartografen ebenso verzeichnet wie Landesgrenzen, Bodenschätze oder Holzvorkommen. Ab 1615 setzten die Vermesser als Verfahren die Triangulation ein. Hierfür wurde eine Landfläche in fiktive Dreiecke aufgeteilt und diese vermessen.

Elfenbeinrelief mit Darstellung der Muttergottes, 17. Jahrhundert

Die Stuttgarter Kunstkammer bewahrte wenige Objekte aus kirchlichem Kontext. Für die Aufnahme sakraler Gegenstände spielte deren ursprüngliche Funktion eine untergeordnete Rolle. Vielmehr wurden sie aufgrund ihrer kunstvollen Ausfertigung, faszinierenden Materialität oder aus naturkundlichem Interesse gesammelt. Das kunstvoll geschnitzte und detailreiche Elfenbeinrelief zeigt Maria in zärtlich-intimer Haltung mit dem Christuskind. Ihr Kopf ist mit einem dünnen fließenden Stoff bedeckt unter welchem der Umriss ihres Ohrs zu erkennen ist und die offenen, gewellten Haare zum Vorschein kommen. Das Relief kam 1723 mit der Mömpelgarder Sammlung in die Kunstkammer.

Deckelkorb, Anfang 19. Jahrhundert

Der sehr filigran gearbeitete Korb aus feinst durchbrochenem Elfenbein steht auf sechs kleinen Füßen. Optisch wirkt die kunstvolle Arbeit wie ein Gefäß aus leichter, luftiger Spitze. Der Korb ist außen mit chinesischen Szenen verziert und der Knauf des Deckels wird von zwei Händen gebildet, die eine Blüte umfassen. Adam Johann von Krusenstern, der im Auftrag Zar Alexanders I. von 1803 bis 1806 die erste russische Erdumsegelung durchführte, brachte diesen Elfenbeinkorb Katharina Pawlowna, der Schwester des Zaren und späteren württembergischen Königin, mit. Katharinas bekrönte Initialen "EP" (E für Ekatharina) hat er in russischen Buchstaben an prominenter Stelle in den Korb eigens einarbeiten lassen. 1817 schenkte Königin Katharina die virtuose Schnitz- und Sägearbeit in die württembergische Kunstkammer. [Anke Wolf]

Medaillenmodell mit dem Porträt Friedrich Prechters (1488-?), Christoph Weiditz...

Die "Mömpelgarder Kleinodien" fielen nach dem Tod der Herzogin Sibylla von Württemberg-Mömpelgard (1564-1614) 1707 an die Hauptlinie und wurden danach aufgrund ihres hohen Wertes lange verpfändet. Erst 1737 wurden sie in die nicht veräußerbaren "Stammkleinodien" des Hauses integriert. Nach dem Aussterben der Mömpelgarder Linie 1723 kamen auch die "Mömpelgarder Antiquitäten" sowie Medaillen, Münzen und Kunstgegenstände in die Stuttgarter Kunstkammer.

Medaillenmodell mit dem Porträt Heinrich von Eppendorfs (1496-1551?), Christoph...

Die "Mömpelgarder Kleinodien" fielen nach dem Tod der Herzogin Sibylla von Württemberg-Mömpelgard (1564-1614) 1707 an die Hauptlinie und wurden danach aufgrund ihres hohen Wertes lange verpfändet. Erst 1737 wurden sie in die nicht veräußerbaren "Stammkleinodien" des Hauses integriert. Nach dem Aussterben der Mömpelgarder Linie 1723 kamen auch die "Mömpelgarder Antiquitäten" sowie Medaillen, Münzen und Kunstgegenstände in die Stuttgarter Kunstkammer.

Holzrelief mit Darstellung Christi im Gebet, um 1600

Das Relief zeigt den betenden Christus am Ölberg vor der Gefangennahme. Christus ist im Halbprofil nach links mit betenden Händen dargestellt. Er trägt schulterlange Locken und einen gelockten dichten Vollbart. Durch den geöffneten Mund werden die Zähne sichtbar. Auf der Stirn, an der Nasenwurzel und seitlich der Augen sind Faltenbildungen erkennbar. Der Gesichtsausdruck ist schmerzlich. Die weiche Formung des Gesichts, die etwas unglückliche Kombination von Händen und Brustkorb und vor allem die "romantische" Stimmung machen deutlich, dass es sich hier um eines der Werke handelt, die in Süd- und Westdeutschland um 1600 in bewusster Nachahmung des Stils der Dürerzeit geschaffen wurden. [Ursula Schmidt]

Hifthorn, Olifant, afro-portugiesisch, Sierra Leone/Westafrika, 16. Jahrhundert

Ein großer Teil der bis heute in den Kunstkammern erhaltenen afrikanischen Exotica sind Olifanten. Es handelt sich dabei um Blasinstrumente, die aus kostbarem Elfenbein geschnitzt wurden. Dieses Signalhorn aus Westafrika schmücken fein geschnitzte Szenen der höfischen Jagd. In Begleitung ihrer treuen Hunde und bewaffnet mit Pfeil, Bogen und Speeren jagen Männer in europäischer Kleidung Wildschweine und einen Hirsch.

Greifzirkel mit Winkelmesser (Kaliberzirkel), 17. Jahrhundert

Kaliberzirkel gehörten zu den häufigsten Arbeitsmitteln von Artilleristen. Ihre Tätigkeit - das Bedienen und Richten von Geschützen – beruhte sowohl auf empirischer Erfahrung als auch auf Kenntnissen der angewandten Mathematik. Mit den gebogenen Greifarmen des Kaliberzirkels wurden die Durchmesser von Geschützkugeln abgegriffen. Dabei bewegte sich der linke Arm über die kreisförmige Skala, die das zugehörige Gewicht für Stein-, Eisen- und Bleikugeln angibt. Anhand von Schießtabellen konnte dann mit Hilfe dieser Werte die benötigte Pulvermenge errechnet werden. [Irmgard Müsch]

Beschnitzte Nussschale, Kolonialerzeugnis

Aus der ganzen damals bekannten Welt kamen exotische Gegenstände in die Kunstkammer, wie beispielsweise diese mit Flachschnitzereien verzierte Kokosnussschale.

Ikone mit Darstellung zweier Heiliger, 17. Jahrhundert (?)

Auf dem leicht vertieften Mittelfeld sind die heiligen Ärzte Cosmas und Damian dargestellt. Antikisch gekleidet, stehen sie sich gegenüber, ihre Arzneikästen und Spatel in den Händen. Auf dem "Rahmen" des Mittelfeldes sind -maßstäblich kleiner- oben der segnende Christus Emmanuel sowie laut Beischriften links der Erzengel Michael und rechts die heilige Märtyrerin Neolina dargestellt.

Perlmuttmuschelschale mit Darstellung der Kreuztragung Christi,17./18....

Die Stuttgarter Kunstkammer bewahrte wenige Objekte aus kirchlichem Kontext. Für die Aufnahme sakraler Gegenstände spielte deren ursprüngliche Funktion eine untergeordnete Rolle. Vielmehr wurden sie aufgrund ihrer kunstvollen Ausfertigung, faszinierenden Materialität oder aus naturkundlichem Interesse gesammelt. Nur einzelne Objekte dienten der Erinnerung an die lutherisch geprägte Familientradition.

Perlmuttlöffel, 16./17. Jahrhundert

Mit der Entdeckung der Via Orientalis 1498 erschloss der Seefahrer Vasco da Gama (1469-1524) den maritimen Zugang nach Indien. Zunächst unter portugiesischer Vormacht, später dann mit britischem, französischem und holländischem Einfluss, eröffneten sich Handelsrouten nach Indonesien, China und Japan. Auf diesen Wegen kamen viele exotische Objekte des asiatischen Raumes in die europäischen Kunstkammern und übten eine starke Faszination aus.

Perlmuttlöffel, 16./17. Jahrhundert

Mit der Entdeckung der Via Orientalis 1498 erschloss der Seefahrer Vasco da Gama (1469-1524) den maritimen Zugang nach Indien. Zunächst unter portugiesischer Vormacht, später dann mit britischem, französischem und holländischem Einfluss, eröffneten sich Handelsrouten nach Indonesien, China und Japan. Auf diesen Wegen kamen viele exotische Objekte des asiatischen Raumes in die europäischen Kunstkammern und übten eine starke Faszination aus.

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