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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Perlmuttlöffel, 16./17. Jahrhundert

Mit der Entdeckung der Via Orientalis 1498 erschloss der Seefahrer Vasco da Gama (1469-1524) den maritimen Zugang nach Indien. Zunächst unter portugiesischer Vormacht, später dann mit britischem, französischem und holländischem Einfluss, eröffneten sich Handelsrouten nach Indonesien, China und Japan. Auf diesen Wegen kamen viele exotische Objekte des asiatischen Raumes in die europäischen Kunstkammern und übten eine starke Faszination aus.

Stammbaumschwert mit den Kindern Herzog Friedrichs I., 1594-1596

Nachdem die Hauptlinie des Hauses Württemberg 1593 ausgestorben war, wurde Friedrich I. (reg. 1593-1608) aus der Nebenlinie Mömpelgard Herzog in Stuttgart. Mit dem Stammbaumschwert stellte er sich in eine über 500 Jahre lange Reihe der württembergischen Herrscher; mit dem Schwert, das seinen reichen Kindersegen dokumentierte, machte Friedrich deutlich, dass mit ihm der Fortbestand des Hauses Württemberg gesichert war.

Markgraf Christoph I. von Baden (reg. 1475-1515), nach einem Holzschnitt von...

Wie in allen Kunstkammern waren Bildnisse auch in der württembergischen Sammlung von großer Bedeutung. Sie führten die vornehme Abstammung der Herzogsfamilie vor Augen und dienten insofern der Herrschaftslegitimation der Dynastie. Porträts von berühmten Männern und Frauen außerhalb der Familie belegten das historische Interesse und die Gelehrsamkeit des Sammlers.

Bogenzirkel mit Dioptereinrichtung, 17. Jahrhundert

Mit dem steigenden Bedarf an genauem Kartenmaterial für Forschungsexpeditionen oder für Handelsreisen wuchs die Bedeutung des Vermessungswesens ab dem 16. Jahrhundert beständig. Die Reiserouten wurden von den Kartografen ebenso verzeichnet wie Landesgrenzen, Bodenschätze oder Holzvorkommen. Ab 1615 setzten die Vermesser als Verfahren die Triangulation ein. Hierfür wurde eine Landfläche in fiktive Dreiecke aufgeteilt und diese vermessen. Dieser Bogenzirkel besitzt einen sogenannten Diopter, eine Visiereinrichtung zum Anpeilen von Zielen mit dem bloßen Auge.

Porträt Philipp Melanchthons (1497-1560), Kopie nach Hans Holbein dem Jüngeren...

Die Stuttgarter Kunstkammer bewahrte wenige Objekte aus kirchlichem Kontext. Für die Aufnahme sakraler Gegenstände spielte deren ursprüngliche Funktion eine untergeordnete Rolle. Vielmehr wurden sie aufgrund ihrer kunstvollen Ausfertigung, faszinierenden Materialität oder aus naturkundlichem Interesse gesammelt. Nur einzelne Objekte dienten der Erinnerung an die lutherisch geprägte Familientradition.

Herzogin Auguste Karoline Friederike von Württemberg (1764-1788)

Wie in allen Kunstkammern waren Bildnisse auch in der württembergischen Sammlung von großer Bedeutung. Sie führten die vornehme Abstammung der Herzogsfamilie vor Augen und dienten insofern der Herrschaftslegitimation der Dynastie.

Vermutlich Herzogin Maria Augusta von Württemberg (1706-1756)

Wie in allen Kunstkammern waren Bildnisse auch in der württembergischen Sammlung von großer Bedeutung. Sie führten die vornehme Abstammung der Herzogsfamilie vor Augen und dienten insofern der Herrschaftslegitimation der Dynastie.

Landprinzessin Henriette Marie von Württemberg (1702-1782)

Wie in allen Kunstkammern waren Bildnisse auch in der württembergischen Sammlung von großer Bedeutung. Sie führten die vornehme Abstammung der Herzogsfamilie vor Augen und dienten insofern der Herrschaftslegitimation der Dynastie.

Vermutlich Herzogin Johanna Elisabeth von Württemberg (1680-1757)

Wie in allen Kunstkammern waren Bildnisse auch in der württembergischen Sammlung von großer Bedeutung. Sie führten die vornehme Abstammung der Herzogsfamilie vor Augen und dienten insofern der Herrschaftslegitimation der Dynastie.

Herzog Friedrich von Württemberg-Neustadt (reg. 1649-1682)

Wie in allen Kunstkammern waren Bildnisse auch in der württembergischen Sammlung von großer Bedeutung. Sie führten die vornehme Abstammung der Herzogsfamilie vor Augen und dienten insofern der Herrschaftslegitimation der Dynastie.

Anhänger mit Miniaturporträt Gustav Adolfs (reg. 1611-1632)

Wie in allen Kunstkammern waren Bildnisse auch in der württembergischen Sammlung von großer Bedeutung. Sie führten die vornehme Abstammung der Herzogsfamilie vor Augen und dienten insofern der Herrschaftslegitimation der Dynastie. Porträts von berühmten Männern und Frauen außerhalb der Familie belegten das historische Interesse und die Gelehrsamkeit des Sammlers. Das Miniaturporträt bildet König Gustav Adolf von Schweden in Rüstung mit breiter grüner Schärpe und weißem Spitzenkragen ab. Ihn umgibt die Umschrift: "GUSTAV ADOLPHUS REX SUECORUM". Sein Bildnis liegt hinter Glas in einer hochovalen silbervergoldeten Kastenfassung mit schnurartiger Aufhängöse.

Herzogin Henriette Marie von Württemberg (1702-1782)

Wie in allen Kunstkammern waren Bildnisse auch in der württembergischen Sammlung von großer Bedeutung. Sie führten die vornehme Abstammung der Herzogsfamilie vor Augen und dienten insofern der Herrschaftslegitimation der Dynastie. Herzogin Henriette Marie von Württemberg trägt auf dem Miniaturbildnis ein kornblumenblaues Kleid mit enger Corsage und großem Ausschnitt. Mit ihrer linken Hand fasst sie einen Zipfel ihres karminroten, mit Hermelin gefütterten Mantels. Das Porträt liegt in einem mit schwarzem Leder bezogenen Etui, der Deckel ist mit roter Seide gefüttert.

Anhänger mit Miniaturportrait von Kaiser Leopold I. (1658-1705)

Wie in allen Kunstkammern waren Bildnisse auch in der württembergischen Sammlung von großer Bedeutung. Sie führten die vornehme Abstammung der Herzogsfamilie vor Augen und dienten insofern der Herrschaftslegitimation der Dynastie. Porträts von berühmten Männern und Frauen außerhalb der Familie belegten das historische Interesse und die Gelehrsamkeit des Sammlers. Hinter Glas, in einer silbervergoldeten Kastenfassung mit Aufhängeöse liegt das Brustbild Kaiser Leopolds. Er trägt eine graue Allongeperücke und ist in Rüstung mit umgeworfenem hellbraunem Manteltuch abgebildet.

Herzogin Elisabeth Friederike Sophie von Württemberg (1732-1780)

Wie in allen Kunstkammern waren Bildnisse auch in der württembergischen Sammlung von großer Bedeutung. Sie führten die vornehme Abstammung der Herzogsfamilie vor Augen und dienten insofern der Herrschaftslegitimation der Dynastie. Dieses Bildnis der Herzogin Elisabeth Friederike Sophie von Württemberg schuf der Miniaturmaler Juda Löw Pinhas (1727-1793) um 1750. Die Herzogin hält ein Ährenbündel und eine Sichel im linken Arm und ihre Frisur ist mit Blümchen und Ähren geschmückt.

Klappsonnenuhr, Charles Bloud (um 1640 bis 1719), Dieppe/Frankreich, vor 1685

Das Beobachten der Gestirne und ihrer sich zyklisch wiederholenden Bewegungen beschäftigt Menschen seit vorgeschichtlicher Zeit. Die Positionen von Himmelskörpern wurden für Kalenderberechnungen ebenso genutzt wie für Ortsbestimmungen zu Land und zur See. Auch die Zeitmessung mittels Sonnenuhren war bis zum Ende des 17. Jahrhunderts noch weit verbreitet. Das komplexe Messgerät ist für die Seefahrt gedacht. Es besitzt eine äquatoriale Sonnenuhr, einen Kompass und eine Monduhr. Auf dieser kann das Mondalter, also die Mondphase eingestellt und damit auch die Zeit bei Nacht mit Hilfe des Schattenwurfes im Mondlicht bestimmt werden.

Bildnis Johann Valentin Andreäs (1586-1654), 1648

Wie in allen Kunstkammern waren Bildnisse auch in der württembergischen Sammlung von großer Bedeutung. Sie führten die vornehme Abstammung der Herzogsfamilie vor Augen und dienten insofern der Herrschaftslegitimation der Dynastie. Porträts von berühmten Männern und Frauen außerhalb der Familie belegten das historische Interesse und die Gelehrsamkeit des Sammlers.

Deckelhumpen, Johann Daniel Mayer (nachgewiesen 1662-1675), Augsburg, zweite...

Objekte kamen auf den unterschiedlichsten Wegen in die württembergische Kunstkammer. Neben Erbschaften waren Ankäufe, wie 1670/71 beim Steinschneider Johann Daniel Mayer, bedeutend. Dieser Deckelhumpen kam nachweislich 1670/71 in die Kunstkammer und stammt aus einem solchen Ankauf.

Anhänger oder Talisman in Form einer Hand, um 1600

Dieser Anhänger in Form einer Hand hält ein grün emailliertes Kleeblatt zwischen den Fingern. Ein Fingerring mit rotem Stein und eine Filigranmanschettenkrause ziert das Händchen. Ambra wurde im 16. Jahrhundert als kostbare Substanz für die Parfümherstellung verwendet, gleichzeitig assoziierte man mit ihr apotropäische Kräfte und verwendete sie deshalb gerne für Amulette. Die Hand mit geschlossenem Daumen und Zeigefinger zeigt außerdem eine unmissverständliche Geste, die unter Verlobten benutzt wurde.

Doppelpokal aus Halbedelstein, Anfang 17. Jahrhundert

Die Wiedereinrichtung der Kunstkammer nach dem Dreißigjährigen Krieg war stark geprägt von der Erbschaft der Sammlung Guth von Sulz. 1653 ging die in der Zeit um 1600 zusammengetragene Guthsche Kollektion in den Besitz Herzog Eberhards III. (reg. 1633-1674) über. Damit wandelte sich der Charakter der herzoglichen Kunstkammer: Während zuvor der Schwerpunkt auf repräsentativen Pretiosen lag, erhielt sie nun eine inhaltlich breitere Ausrichtung.

Doppelpokal aus Halbedelstein, Anfang 17. Jahrhundert

Die Wiedereinrichtung der Kunstkammer nach dem Dreißigjährigen Krieg war stark geprägt von der Erbschaft der Sammlung Guth von Sulz. 1653 ging die in der Zeit um 1600 zusammengetragene Guthsche Kollektion in den Besitz Herzog Eberhards III. (reg. 1633-1674) über. Damit wandelte sich der Charakter der herzoglichen Kunstkammer: Während zuvor der Schwerpunkt auf repräsentativen Pretiosen lag, erhielt sie nun eine inhaltlich breitere Ausrichtung.

Fußschale mit Deckel, Hans Kobenhaupt (nachweisbar ab 1601/09-1623), Nahetal,...

Die bewegte Geschichte der Kunstkammer spiegelt sich u. a. in ihren Objekten wider. Einige überstanden Kriege und wurden nach Straßburg "geflüchtet"; wie durch ein Wunder sind sie trotz hoher Fragilität noch erhalten. Die flache, schlankovale Schale ruht auf einem ovalen, flach gewölbten, in der Mitte stark erhöhten Fuß, der am Rand mit einem kleinen Blattkranz aus vergoldetem Silber gefasst ist. Den flach gewölbten Deckel zieren ein hochstehender Blattkranz und ein etwas übergreifendes Wellenbandornament aus vergoldetem Silber. Oben auf dem doppelkonischen Blütensockel steht eine allegorische Frauengestalt mit in die Hüfte gestemmtem Buch und einem in Schlangenlinien zur Seite wehenden Tuch. Eventuell stellt sie das Sinnbild des Mottos " Amor ne se peut celer" dar - Die Liebe lässt sich nicht verbergen.

Schälchen, Jade, China, 17./18. Jahrhundert

Mit der Entdeckung der Via Orientalis 1498 erschloss der Seefahrer Vasco da Gama (1469-1524) den maritimen Zugang nach Indien. Zunächst unter portugiesischer Vormacht, später dann mit britischem, französischem und holländischem Einfluss, eröffneten sich Handelsrouten nach Indonesien, China und Japan. Auf diesen Wegen kamen viele exotische Objekte des asiatischen Raumes in die europäischen Kunstkammern und übten eine starke Faszination aus.

Jaspisschale, 16. Jahrhundert

Die bewegte Geschichte der Kunstkammer spiegelt sich u. a. in ihren Objekten wider. Einige überstanden Kriege und wurden nach Straßburg "geflüchtet"; wie durch ein Wunder sind sie trotz hoher Fragilität noch erhalten. Andere waren Erinnerungen an erfolgreiche Jagden oder heldenhafte Ereignisse. Aber auch von Mord und Liebe zeugen sie oder standen symbolisch für die Sammelleidenschaft des jeweiligen Herzogs.

Reiterstatuette, Bronze, Anfang 17. Jahrhundert

Das Reiterstandbild zeigt einen Heerführer mit Halskrause und Feldherrnmantel, der in der rechten Hand ursprünglich den heute verlorenen Kommandostab hielt und mit der linken das trabende Pferd am Zügel führt. An seiner linken Hüfte trägt er ein Schwert. Die Statuette stellt wohl keine Replik einer bestimmten antiken Vorlage dar, denn in der Ausführung sind einige Mängel zu erkennen: Die Wiedergabe der unterschiedlichen stofflichen Qualitäten der Kleidung bleibt schematisch und wirkt wie etwa die Verbindung von Halskrause und Rüstung unmotiviert. Zudem sitzt der Feldherr ohne Sattel lediglich auf einer Decke und zieht regelwidrig die Absätze nach oben. [Fritz Fischer]

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