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Landesmuseum Württemberg Neuenstädter Sammlung

Neuenstädter Sammlung

Sammlung der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693–1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer.

[ 2142 Objekte ]

Medaille auf Kaiser Leopold I. und auf den Sieg der kaiserlichen Truppen über...

Bei der ungarischen Stadt Mohács – heute nahe der Grenzen zu Kroatien und Serbien gelegen – fand am 12. August 1687 eine blutige Schlacht statt, die mit einem triumphalen Erfolg der kaiserlichen Truppen über die Türken endete. Die Medaille auf diesen Sieg zeigt auf ihrer Vorderseite die Büste des Leopolds I. nach rechts; die Umschrift verweist auf seine militärischen Erfolge: Der Kaiser wird als „der Siegende“ bezeichnet. Auf der Rückseite sitzt ein geschlagener türkischer Krieger. Voller Sorgen stützt er seinen Kopf in die rechte Hand, um ihn herum liegen zerstörte Waffen. Mit solchen Darstellungen wurden schon auf den Münzen der römischen Kaiser militärische Siege gefeiert. [Matthias Ohm]

Medaille von Martin Brunner und Johann Färber auf die Eroberung von Belgrad,...

Jahrhunderte lang kämpften habsburgische und osmanische Truppen um Belgrad. Im Jahr 1688 konnte das Heer Kaiser Leopolds I. die strategisch wichtige Stadt erobern. Die Medaille von Martin Brunner und Johann Färber auf diesen Erfolg zeigt auf der Vorderseite eine Ansicht Belgrads. Über der Stadt fliegt der kaiserliche Adler, der in seinen Fängen ein Schwert und ein Blitzbündel hält. Die Rückseite trägt eine elfzeilige Inschrift, die über Belagerungen und Eroberungen Belgrads der Jahre 1400 bis 1688 informiert. [Matthias Ohm]

Medaille von Philipp Heinrich Müller auf die Krönung Josephs I., 1690

Noch zu Lebzeiten seines Vaters Leopold I. wurde Joseph I. zum ungarischen und zum römisch-deutschen König gewählt. Mit dieser Entscheidung wollten Kaiser und Kurfürsten König Ludwig XIV. von Frankreich Einhalt gebieten, der nach der Kaiserkrone strebte. Die Medaille des Augsburger Medailleurs Philipp Heinrich Müller auf die Krönung Josephs I. zeigt auf dem Avers den Kaiser und die Kaiserin inmitten der Kurfürsten. Auf der Rückseite sind Germania und Hungaria, die Personifikationen Deutschlands und Ungarns, dargestellt. Sie sitzen zu Füßen eines Granatapfelbaums, der die Büste Josephs I. mit der Kaiserkrone trägt. Die Umschrift zitiert einen Vers aus dem 1. Buch Mose, in dem es über den alttestamentlichen Joseph heißt: „Er wird wachsen, er wird wachsen wie ein Baum an der Quelle, dass die Zweige emporsteigen über die Mauer.“ [Matthias Ohm]

Medaille auf Kaiser Leopold I. und seine Gemahlin Eleonore Magdalene von...

Die ersten beiden Ehen von Leopold I. waren ohne überlebenden Thronfolger geblieben. Am 14. Dezember 1676 heiratete der Kaiser Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg. Anderthalb Jahre später brachte sie den lang ersehnten Sohn zur Welt: Joseph, der seinem Vater 1705 auf dem Kaiserthron nachfolgen sollte. Die Medaille, die kurz nach der Hochzeit geschaffen wurde, zeigt auf ihren zwei Seiten die beiden Eheleute. Leopold trägt einen römischen Harnisch mit Toga, Eleonore ein antikisierendes Gewand. [Matthias Ohm]

Medaille von Philipp Heinrich Müller auf Kaiser Leopold I. und auf die Einnahme...

Im Jahr 1690 gelang es den kaiserlichen Truppen, nach längerer Belagerung die strategisch wichtige Stadt Kanischa (ungarisch: Nagykanizsa) einzunehmen, die seit 1600 von den Türken besetzt gewesen war. Auf diesen Erfolg schuf Philipp Heinrich Müller eine Medaille, die auf ihrer Vorderseite den siegreichen Kaiser zeigt: Leopold I. trägt in der rechten Hand eine Standarte, die mit dem Christus-Monogramm (XP) geschmückt ist. In der linken hält er die Siegesgöttin Victoria, die ihm einen Lorbeerkranz entgegenhält. Vor Leopold kniet ein Türke, der ihm die Schlüssel der Stadt reicht. Auf der Rückseite findet sich eine Ansicht von Kanischa, über der ein Engel schwebt. In der rechten Hand hält er ein Spruchband mit dem lateinischen Namen der Stadt: CANISIA, mit der linken umfasst er eine Trompete, mit er den Ruhm des Feldherrn verbreitet. Die Medaille hat eine Randschrift, die der Nürnberger Unternehmer Friedrich Kleinert schuf. [Matthias Ohm]

Medaille von Philip Heinrich Müller auf Kaiser Leopold I. und auf die Einnahme...

Großwardein – lateinisch: Magnovaradinum, rumänisch: Oradea, ungarisch: Nagyvárad – liegt heute in Rumänien, nahe der Grenze zu Ungarn. 1660 war diese wichtige Festung an das Osmanische Reich gefallen, 32 Jahre später konnten die kaiserlichen Truppen Großwardein zurückerobern. Die Medaille, die Philipp Heinrich Müller auf diesen militärischen Erfolg schuf, zeigt auf dem Avers die Brustbilder von Kaiser Leopold I. und seinem Sohn Joseph I. Auch auf dem Revers ist Leopold dargestellt. Er thront vor der Festung; zu seinen Füßen kniet die Personifikation von Großwardein, die ihm die Stadtschlüssel überreicht. Über dem Kaiser schwebt die Siegesgöttin Victoria, die ihm einen Lorbeerkranz bringt. Die Medaille hat eine Randschrift, die der Nürnberger Unternehmer Friedrich Kleinert schuf. [Matthias Ohm]

Medaille auf die Wahl Wladislaw IV. Wasa zum Zaren, 1610

Im Jahr 1610 wurde Wladislaus IV. Wasa zum Zaren gewählt. Die Vorderseite der auf diesen Anlass geprägten Medaille zeigt den neuen Herrscher im Brustbild nach rechts. Auf der Rückseite ist ein Mann mit Flügeln und einem Schwert an der Hüfte zu sehen, der einen Obelisken erklettert, um nach einem Kranz mit zwei Palmzweigen zu greifen. Ganz oben ist in Wolken das Christus-Monogramm zu sehen. Die Umschrift lautet: VEL SIC ENITAR – Auch so werde ich mich nach oben arbeiten. Bild und Text stehen für die Ambitionen von Wladislaus: Der Griff nach der Zarenwürde war schwierig, doch erfolgreich, da er unter göttlichem Schutz handelte. [Matthias Ohm]

Silberabschlag des Dukaten auf die Krönung von Johann II. Kasimir zum...

Im Jahr 1649 wurde Johann Kasimir polnischer König. Zwei Jahrzehnte lang – bis zu seinem Tod 1668 – sollte er diese Würde innehaben. Beide Seiten der Medaille auf seine Krönung zeigen links einen Arm in Rüstung. Auf dem Avers hält er ein Ährenbündel mit Krone. Die Garbe steht für das Haus Wasa, dem Johann Kasimir entstammte. Auf dem Revers ist ein Vorhängeschloss zu sehen, das den Namen des neuen Königs trägt. Die Inschrift zitiert einen Vers aus dem Psalter: DOMINVS ASSVMPSIT ME – Der Herr hat mich erwählt. [Matthias Ohm]

Medaille von Johann Höhn dem Jüngeren auf die Ankunft des polnischen Königs...

Der polnische König Johann III. Sobieski war mit der französischen Adeligen Maria Kasimira de la Grange d’Arquien verheiratet. Wegen innen- und außenpolitischer Wirren konnte das Königspaar erst drei Jahre nach der Wahl die Stadt Danzig besuchen. Die Vorderseite der Medaille, die Johann Höhn der Jüngere auf den feierlichen Einzug schuf, zeigt Johann und Marie im Brustbild nach rechts. Auf dem Revers finden sich ein Palm- und ein Olivenbaum, deren Wipfel die polnische Königskrone tragen. Die Umschrift erläutert dieses Bild: PALMA PARIT SCUTUMQVE CORONA TUETUR OLIVAM – Der Palmbaum bringt den Schild [das Wappen der Sobieski] hervor, und die Krone schützt den Olivenbaum. [Matthias Ohm]

Medaille von Johann Höhn dem Jüngeren auf die Krönung von Michael Korybut...

Im Jahr 1669 wurde Michael Korybut Wiśniowiecki zum König von Polen und Großfürsten von Litauen gewählt. Auf seine Krönung schuf Johann Höhn der Jüngere eine ovale Silbermedaille. Sie zeigt auf der Vorderseite den Herrscher im Brustbild nach rechts. Er trägt eine Allongeperücke mit Lorbeerkranz. Die Umschrift nennt Namen und Titel des Dargestellten: MICHAEL D(ei) G(ratia) REX P(oloniae) M(agnus) D(ux) L(ithuaniae) RUS(siae) PRUS(siae) – Michael von Gottes Gnaden König von Polen, Großfürst von Litauen, Rus und Preußen. Auf der Rückseite ist in der Mitte eine Muschel mit einer Kugel dargestellt, auf der der polnische Adler steht. Zwei Hände aus den Wolken halten ein Zepter und ein Schwert. Diese Insignien der königlichen Macht wiederum halten eine Krone. Oben findet sich in einer Strahlenwolke der Name Gottes in hebräischen Buchstaben. Auch die Umschrift verweist darauf, dass die Wahl Michaels unter göttlichem Schutz stand: DEXTERA DOMINI FECIT VIRTUTEM – Die rechte Hand des Herrn wirkt mit Macht, ein Vers aus dem Psalter (Ps 117,16). [Matthias Ohm]

Dickabschlag der Medaille Vladislavs II. von Böhmen und Ungarn, auf die Krönung...

Vladislav II. ließ 1508 seinen erst zweijährigen Sohn Ludwig zum König von Böhmen und Ungarn krönen. Mit diesem Schritt wollte er die Nachfolge sichern. Auf der Vorderseite der Medaille, mit der an die Krönung erinnert wurde, ist Vladislav II. im Brustbild nach links zu sehen. Die Rückseite zeigt den kleinen Ludwig, der auf einem Kissen sitzt und der ebenfalls eine Krone auf dem Haupt trägt. Unter der Darstellung des jungen Königs findet sich die Inschrift, die auf seine neue Würde hinweist: Er ist als CORONATVS – der Gekrönte – bezeichnet. [Matthias Ohm]

Medaille auf den Tod König Ludwigs II. von Ungarn in der Schlacht von Mohács...

Im Jahr 1526 drangen die Truppen des Osmanischen Reichs nach Ungarn vor. Am 29. August stellte sich ihnen König Ludwig II. bei Mohács entgegen. Er trat mit einer deutlich unterlegenen Streitmacht an und erlitt eine vernichtende Niederlage. Auf der Flucht ertrank der König in einem Bach, der Hochwasser führte. Die Medaille, die vermutlich 20 Jahre nach diesen dramatischen Ereignissen entstand, zeigt auf dem Avers die Brustbilder Ludwigs und seiner Frau Maria; die fünfzeilige Inschrift nennt Namen und Titel der beiden Porträtierten. Auf dem Revers findet sich eine Darstellung der Schlacht von Mohács, die durch einen sechszeiligen Text erläutert wird. [Matthias Ohm]

Marcello des Dogen Andrea Gritti von Venedig, 1523-1538

Auf der Vorderseite ist der venezianische Doge dargestellt, der vor dem Evangelisten Markus, dem Stadtheiligen von Venedig, kniet und von ihm die Herzogsfahne erhält. Die Rückseite zeigt den thronenden Christus, umgegeben von der Inschrift TIBI SOLI GLORIA – Dir allein Dank. Bei dieser venezianischen Münze handelt es sich um einen Marcello – ein Nominal, das vom Dogen Nikolaus Marcello (reg. 1473–1474) eingeführt und nach ihm benannt wurde. [Matthias Ohm]

Osella des Dogen Francesco Veniero von Venedig, 1555

Auf dem Avers der Osella ist der thronende Evangelist Markus, der Stadtheilige von Venedig, dargestellt. Vor ihm kniet der Doge und nimmt die Herzogsfahne entgegen. Wie die sechszeilige Reversinschrift mitteilt, wurde diese Münze im ANNO II geprägt, im zweiten Regierungsjahr des venezianischen Dogen Francesco Veniero. [Matthias Ohm]

Medaille von Jeremias Hercules auf Christian V. von Dänemark und den...

Im Jahr 1675 geriet Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf in Gefangenschaft des dänischen Königs Christian V. Der Gottorfer Herzog musste dem Rendsburger Rezess zustimmen, mit dem er die Souveränität seines Fürstentums aufgab, und anschließend ins Exil nach Hamburg gehen. Der dänische König besetzte den Schleswiger Landesteil des Herzogtums. Den Erfolg Christians V. von Dänemark feiert diese Medaille. Auf dem Avers steht Cimbria, die Verkörperung Jütlands, der Halbinsel zwischen Nord- und Ostsee, die sich von der Elbmündung bis zum Skagerrak erstreckt. Dank des Rendsburger Rezesses wird Jütland nun wiedergeboren, wie die Inschrift im Feld verkündet. Die Umschrift preist öffentliche Sicherheit und öffentliches Wohlergehen, die wiederhergestellt sind. Der Text im Abschnitt ist Christian V. gewidmet, der die Dänen erhält und beschützt. Auf dem Revers ist Perseus dargestellt, der Andromeda vor dem Ungeheuer rettet. Diese Szene der griechischen Mythologie ist ein Sinnbild für die Situation während des Jahres 1675: Christian V. besiegt Christian Albrecht und rettet Jütland so vor dem Krieg. Die Umschrift bestärkt dieses Bild: Der dänische Herrscher bietet Hilfe und Schutz. Wie auf dem Avers findet auch auf dem Revers im Abschnitt eine Widmung an Christian V., der hier als der beste König bezeichnet wird. [Matthias Ohm]

Medaille auf König Christian IV. von Dänemark

Die ovale Silbermedaille zeigt auf dem Avers den dänischen König Christian IV. in Rüstung nach halbrechts. Auf dem Revers findet sich ein Schild mit den drei dänischen Löwen, der von der Wappenkette des Elefantenordens eingerahmt ist. Die über beide Seiten verlaufende Inschrift nennt die Titel Christians: CHRISTIANUS IIII. D(ei) G(ratia) DANI(æ) N(orvegiæ) V(andalorum) G(othorum)Q(ue) REX DITM(arsiæ) COME(s) IN OLD(enborg) ET DEL(menhorst) DUX SLES(vici) HOL(satiæ) STORMAR(iæ) ET(c) – Christian von Gottes Gnaden König von Dänemark und Norwegen, der Vandalen und Goten, Graf von Dithmarschen und Delmenhorst sowie Herzog von Schleswig, Holstein und Stormarn usw. [Matthias Ohm]

Medaille des Dogen Marino Grimani von Venedig auf die Krönung seiner Frau...

Am 4. Mai 1597 wurde Morosina Morosini, Ehefrau des venezianischen Dogen Marino Grimani, feierlich zur Dogaressa gekrönt. Mit dieser Würde waren besondere Aufgaben, Würden und ein kleiner Hofstaat verbunden. Die Medaille, die auf diesen Anlass ausgegeben wurde, zeigt auf dem Avers Morosina Morosini im Brustbild nach links. Sie trägt ein reich besticktes Kleid und eine Halskette, an der ein Kreuz hängt. Die sechszeilige Reversinschrift nennt Namen und Würde der Dargestellten sowie das Jahr der Krönung. [Matthias Ohm]

Lira des Dogen Francesco Morosini von Venedig, 1688/1689

Auf der Vorderseite ist der venezianische Doge dargestellt, der vor der Gottesmutter in den Wolken in die Knie gesunken ist. Im Abschnitt findet sich die Wertzahl XX (20 Solidi) für eine Lira. Die Rückseite zeigt den Markuslöwen, das Wahrzeichen Venedigs, und die Verkörperung der Gerechtigkeit. Die Buchstaben ZQ im Abschnitt verweisen auf Zuane Querini, der 1688/1689 Münzmeister in Venedig war. [Matthias Ohm]

Medaille des Dogen Andrea Gritti auf die Erneuerung der Kirche San Francesco...

Im Jahr 1534 wurde der Grundstein für den Renaissancebau der Kirche San Francesco della Vigna in Venedig gelegt. Diese Franziskanerkirche in Venedig liegt am Nordrand der Stadt, unmittelbar an der Lagune. Auf den Baubeginn ließ der Andrea Gritti eine Medaille prägen, die auf dem Avers das nach links gewandte Brustbild des Dogen zeigt, der Venedig von 1523 bis 1539 regierte. Auf dem Revers ist die geplante Fassade der Kirche San Francesco dargestellt. Für diese Medaille wurde ein Vorderseitenstempel von 1524 mit einem Rückseitenstempel kombiniert, der zehn Jahre später geschnitten wurde. [Matthias Ohm]

Medaille des Pieter van Abeele auf die glücklich überstandene Belagerung...

In der Mitte des 17. Jahrhunderts kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Statthalter der Niederlande, Wilhelm II. von Oranien, und der Provinz Holland. Deren Hauptstadt Amsterdam versuchte Wilhelm II. im Sommer 1650 zu erobern, musste die Belagerung jedoch erfolglos abbrechen. Die Medaille, die an den glücklichen Ausgang der Blockade erinnert, zeigt auf der Vorderseite eine Ansicht von Amsterdam. Vor der Stadt kreuzen mehrere Kriegsschiffe auf dem Wasser, über die jedoch die Hand in den Wolken einen Sturm schickt. Die gravierte Inschrift auf der Rückseite dankt Gott für die Rettung aus der kritischen Lage. [Matthias Ohm]

Kopf des älteren Sohnes des Laokoon, nach antikem Vorbild, Italien (?), um 1600

Mit weit geöffneten Augen und zusammengezogenen Augenbrauen blickt der Knabe voller Angst nach rechts. Die überaus nuancenreiche Ausarbeitung der Gesichtszüge oder die gänzlich unschematische und in ihrer Stofflichkeit genau beschriebene Wiedergabe der Haarlocken sind von höchster Qualität. Die Stuttgarter Bronze stammt, wie Fleischhauer (1974) festgestellt hat, aus der Sammlung von Friedrich von Württemberg-Neuenstadt (reg. 1649-1682), die seine Erben 1728 an Herzog Eberhard Ludwig (reg. 1693-1733) verkauft haben. Herzogin Albertine von Württemberg-Neuenstadt (1661-1728), die den Verkauf der Gegenstände letztlich betrieb, preist den Kopf in einer handschriftlichen Auflistung der Sammlung ihres Schwiegervaters als „extrà guth“ an. [Fritz Fischer]

Denar des Augustus mit Darstellung der Victoria

Die Siegesgöttin Victoria wird auf einem Globus stehend dargestellt. Mit Palmzweig und Kranz in der Hand verkündet sie das Ende des Bürgerkriegs durch den Sieg Octavians in der Seeschlacht bei Actium und damit den Frieden in der gesamten römischen Welt. Vielleicht ist hier eine Statue wiedergegeben, die von Octavian nach der Schlacht aus Tarent in die Curie des römischen Senats überführt wurde. [Kathleen Schiller]

Kopf der Ariadne, Italien, 16. Jahrhundert (?)

In den Inventaren der Kunstkammer werden alle in der Ausstellung gezeigten Bronzen unter der Bezeichnung "antik" geführt. Tatsächlich handelt es sich um Kleinbronzen des 16. und 17. Jahrhunderts, die an antike Werke angelehnt sind und sie in verkleinerten Kopien, Teilrepliken oder freien Nachschöpfungen umsetzten. Wurden die Figuren im Glauben erworben, sie seien tatsächlich antik? Oder genügte die - wenn auch nur vage - Präsenz der Antike in der Kunstkammer? Die Büste kam 1729 mit der Neuenstädter Sammlung in die Kunstkammer.

Denar des ungarischen Königs Ladislaus IV., 1272-1290

Die Münzen- und Medaillensammlung der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt, die im 18. Jahrhundert in die Stuttgarter Kunstkammer gelangte, enthielt kaum mittelalterliche Stücke. Zu den wenigen Ausnahmen zählt dieser Denar, den der ungarische König Ladislaus IV. gegen Ende des 13. Jahrhunderts prägen ließ. Auf der Vorderseite dieser Münze ist zwischen zwei Sternen ein Marder zu sehen, das Wappentier Slawoniens, einer Region im Osten Kroatiens, die damals zum Königreich Ungarn gehörte. Auch die Umschrift gibt an, dass diese Münze für SCLANOVIA geschlagen wurde. Die Rückseite zeigt zwischen Sonne und Mond das Patriarchenkreuz, das sich seit dem frühen 11. Jahrhundert auf ungarischen Münzen findet. [Matthias Ohm]

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