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Landesmuseum Württemberg Neuenstädter Sammlung

Neuenstädter Sammlung

Sammlung der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693–1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer.

[ 2142 Objekte ]

Sesterz Gordians II. mit Darstellung der Virtus

Anlass zu dieser Prägung waren wohl die Feldzüge Gordians II. gegen den Statthalter von Numidien, Capelianus, der den neuen Kaiser Gordian I. mit seinem Sohn als Mitregenten nicht als Herrscher anerkennen wollte. Beide waren gegen ihren Willen vom Senat zu Regenten ernannt worden, nachdem Maximinus Thrax von den Rheinlegionen zum Kaiser erhoben worden war. Das die Ernennung durch den Senat und die kurze Regierungszeit der beiden Regenten militärisch geprägt waren, spiegelte sich auch in der Münzprägung wider: Die Göttin Virtus, Personifikation der Tapferkeit, ist hier in voller Rüstung mit Helm, Speer und Schild dargestellt. Sie verkörpert damit den Mut des Herrschers, sie ist damit äußerlich kaum von Darstellungen der Göttin Roma zu unterscheiden; lediglich durch die Umschrift VIRTVS AVGG(ustorum) kann sie eindeutig identifiziert werden. [Frederic Menke]

Aureus des Severus Alexander mit Darstellung des Mars

Mars als Gott des Krieges findet sich auf den Prägungen der römischen Kaiser vor allem in Zeiten militärischer Konflikte, da man das Kriegsgeschick von der Gunst des Gottes abhängig machte. Umso erstaunlicher ist die Verwendung des gerüsteten Mars auf dieser Prägung aus dem Jahr 227, lange vor den ersten Feldzügen Severus Alexanders. Außenpolitisch geriet Alexander aber schon früher in Konflikt mit dem neugegründeten Sassanidenreich, dass sich in den 220er Jahren in Richtung des Imperium Romanum ausdehnte. Die sassanidischen Herrscher sahen sich in der Tradition der Achäminiden, deren Reich die vorderasiatischen Provinzen Roms umfasst hatte. Dieser Herausforderung begegnete Severus Alexander zunächst, indem er auf diplomatischem Wege an die Siege Roms gegen die Parther und Perser erinnerte. Auch die von ihm ausgegebenen Münzen nutzte er zu diesem Zweck: Der Gott Mars hat in dieser Darstellung ein Tropaion geschultert, ein aus Rüstzeug gefallener Feinde bestehendes Siegessymbol. [Frederic Menke]

Denar des Severus Alexander mit Darstellung der Pax

Diese Prägung Severus Alexanders entstand wohl im Zusammenhang mit den sich anbahnenden Konflikten gegen das Sassanidenreich, dessen Expansion nach Westen die römischen Grenzen bedrohte. Im Gegensatz zu den früher geprägten Aurei mit Darstellung des siegreichen Gottes Mars wählte Alexander für dieses Stück ein anderes Bildprogramm: Auf seiner Rückseite zeigt die Münze die Göttin Pax mit wehenden Gewändern nach links, sie hält einen Olivenzweig vor sich gestreckt und ein Zepter in der Armbeuge. Ihr Eilen über das Münzbild verdeutlichte, dass nur göttliches Eingreifen den Krieg beenden konnte, und wie sehr von römischer Seite der Frieden herbeigesehnt wurde. Ein großer Teil des römischen Heeres war durch die ständige Bedrohung durch die Germanen in Europa gebunden, wodurch die Grenzen in Kleinasien nicht ausreichend gesichert werden konnten. Die Folge waren mehrere Einfälle der Sassaniden in die römischen Provinzen bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts. [Frederic Menke]

Sesterz des Severus Alexander mit Darstellung der Annona

In der römischen Religion war Annona die Personifikation der öffentlichen Getreideversorgung der Stadt Rom. Als solche ist sie eng mit der Göttin Ceres verbunden. Annona symbolisierte neben Reichtum und Überfluss des Römischen Reiches vor allem die Fähigkeit des Herrschers, sein Volk zu versorgen. So wurde sie in der Propaganda fast aller Kaiser verwendet und, wie auf diesem Sesterz, mit dem Zusatz AVGVSTI versehen, um zu unterstreichen, wem die Getreideversorgung zu verdanken war. Ikonografisch ist Annona von den Göttinnen Ceres oder Abundantia nur schwer zu unterscheiden, mit denen sie Attribute wie Kornähre oder Füllhorn teilt. Lediglich der auf dieser Münze dargestellte Modius, ein Volumenmaß, über das die Göttin hier die Kornähre hält, erleichtert die Identifikation. Seit augusteischer Zeit hatten etwa 200.000 römische Bürger Anspruch auf 5 Modii Getreide im Monat, was etwa 33 Kilogramm entsprach und für die Ernährung von zwei Erwachsenen reichte. [Frederic Menke]

Sesterz des Septimius Severus mit Darstellung der Victoria

Aus den ersten Monaten der insgesamt achtzehnjährigen Regierungszeit des Septimius Severus stammt dieser Sesterz. Nach der Ermordung des Commodus 193 n. Chr. konnten sich dessen direkte Nachfolger nur wenige Monate im Amt halten, und der aus Afrika stammende Statthalter von Pannonien ließ sich während dieses unruhigen Jahres von seinen Soldaten zum neuen Kaiser ausrufen. In der Anfangszeit der Münzprägung des Septimius Severus kommt deutlich das Bedürfnis nach Legitimation seiner Herrschaft zum Ausdruck, die er hauptsächlich auf seine militärische Stärke gründete. Die Göttin Victoria, die der Kaiser hier auf der Rückseite dieser Bronzemünze darstellen ließ, kündete von seinen Erfolgen als Heerführer und sollte ihm auch in Zukunft den Siegerkranz überreichen: In den folgenden Jahren konnte er sich gegen seine beiden Gegenkaiser Pescennius Niger und Clodius Albinus als alleiniger Herrscher des Römischen Reiches durchsetzen. Seine frühen Münzporträts zeigen ihn als energischen Feldherren mit kurzgeschnittenem Bart, der sich, wie in der Umschrift zu lesen ist, nach seinem Vorgänger PERT(inax) nannte, um auch von dynastischer Seite seinen Machtanspruch zu bekräftigen. [Sonja Hommen]

Sesterz des Geta mit Darstellung einer Opferszene mit Flötenspieler

Bereits in den ersten Jahren seiner Regierungszeit versuchte Kaiser Septimius Severus, seine beiden Söhne als Nachfolger zu etablieren, wobei er zu diesem Zweck nicht zuletzt Münzen als effektive Nachrichten- und Bildträger nutzte. Geta, nur wenige Jahre jünger als sein ältester Bruder Caracalla, wurde 198 n. Chr. zum Caesar ernannt und zehn Jahre später zum Augustus und Mitregenten erhoben, weshalb sich Caracalla dann nach dem Tod des Septimius Severus 211 n. Chr. die Herrschaft über das Römische Reich widerwillig mit dem jüngeren Bruder teilen musste. Im Sinne dieser vom Vater forcierten Gleichberechtigung und Kollegialität sieht man die beiden Kaiser auf der Rückseite dieser Bronzemünze einträchtig rechts und links von einem Dreifuß stehen, an dessen Feuer sie gemeinsam opfern. Interessant ist auf diesem Bild die dritte Person in der Mitte, bei der es sich um einen Musiker mit einer Doppelflöte handelt, der die feierliche Szene begleitet. Trotz der hier zur Schau gestellten Eintracht der Brüder wurde schließlich Geta von Caracalla gewaltsam aus dem Weg geräumt. [Sonja Hommen]

Denar des Septimius Severus mit Darstellung der Roma

Kaiser Septimius Severus legte trotz oder gerade wegen seiner afrikanischen Abstammung und der Ehe mit der syrischen Julia Domna großen Wert auf die Betonung römischer Traditionen und die Würdigung der ruhmreichen Hauptstadt Rom, was auch in seiner Münzprägung zum Ausdruck kommt. Auf diesem Denar ist die Göttin Roma in militärischer Rüstung, mit umgedrehtem Speer und einer kleinen geflügelten Victoria zu sehen. Die so dargestellte Wehr- und Sieghaftigkeit der Personifikation Roms verrät einiges über das Selbstverständnis des Reiches, und der als erfolgreicher Feldherr an die Macht gelangte Septimius Severus erscheint so als passender Herrscher. Sein Münzbild erfuhr während seiner langen Regierungszeit einige Veränderungen und Entwicklungen, wobei das Porträt auf der Vorderseite dieses Denars aus dem Jahr 205 n. Chr. ihn im reifen Alter mit dem typischen langgezwirbelten, mehrfach gegabelten Bart zeigt. [Sonja Hommen]

Aureus des Caracalla mit Darstellung der Victoria

Noch während der Regierungszeit des Kaisers Septimius Severus wurde sein Sohn Bassianus im Alter von nur zehn Jahren zum Augustus und Mitregenten ernannt. Dessen Geburtsnamen wird man jedoch auf römischen Inschriften und Münzen ebenso wenig finden wie seinen Spitznamen Caracalla, unter dem der junge Augustus bis heute bekannt und berüchtigt ist. In Anknüpfung an die beliebten Kaiser der antoninischen Dynastie führte Caracalla offiziell den Namen Antoninus, wie man auch auf der Vorderseite dieser Goldmünze lesen kann. Seine Porträts wurden zunächst ständig seinem fortschreitenden Alter angepasst, was vor allem an einem zunehmenden Bartwuchs deutlich wird. Dieser Aureus zeigt Caracalla als sechzehnjährigen Jugendlichen, der bereits den kaiserlichen Lorbeerkranz sowie einen Panzer und einen Feldherrenmantel trägt. Auf der Rückseite der Münze findet sich ein Hinweis auf einen wichtigen militärischen Erfolg seines Vaters Septimius Severus, den „größten parthischen Sieg“, der hier von der Göttin Victoria mit dem Beinamen PART(hica) MAX(ima) verkörpert wird. [Sonja Hommen]

Aureus des Septimius Severus mit Darstellung des Kaisers und seiner Söhne zu...

Die VIRTVS AVGVSTORVM, die Tapferkeit der Kaiser, wird in der Umschrift auf der Rückseite dieser Goldmünze gepriesen. Begleitend dazu sind Kaiser Septimius Severus sowie seine Söhne Caracalla und Geta auf sich aufbäumenden Pferden dargestellt; die Reiter sind mit Lorbeerkranz und Feldherrenmantel bekleidet. Synchron erheben die drei Severer den rechten Arm, als ob sie ihre versammelten Truppen begrüßen wollten. Umschrift und Münzmotiv bringen nicht nur die militärische Tüchtigkeit und Erfahrung der Dargestellten zum Ausdruck, sondern demonstrieren gleichzeitig auch die Bestrebungen des regierenden Kaisers, seine Söhne als Nachfolger zu präsentieren. Bereits 198 n. Chr. verlieh Septimius Severus den kaiserlichen Titel Augustus an Antoninus, genannt Caracalla, 209 n. Chr. erhielt auch dessen Bruder Geta diese Auszeichnung. Deutlicher als mit dieser parallelen Staffelung der drei Reiter im gleichen Gestus hätte man die Etablierung der severischen Dynastie im Münzbild kaum darstellen können. [Sonja Hommen]

Sesterz des Titus mit Darstellung der Annona

Brot und Spiele: Die zuverlässige Versorgung der Bevölkerung der Millionenstadt Rom mit Getreide aus dem italischen Umland, aus Sizilien oder Ägypten, gehörte zu den Hauptaufgaben der römischen Kaiser. Dementsprechend findet sich seit Nero, besonders dann unter den flavischen Herrschern, eine Personifikation auf Münzen, die mit dem Namen Annona für den jährlichen Ertrag, die umsichtige Vorratshaltung und die gerechte Verteilung von Getreide an das römische Volk steht. Dieser Sesterz des Titus zeigt Annona auf einem Thron sitzend, in der Hand hält sie einen mit dem kostbaren Grundnahrungsmittel gefüllten Sack. Auch wenn auf der Vorderseite der Münze das Porträt des Titus dargestellt ist und sein Name sowie seine Ämter in der Umschrift genannt werden, stammt diese Prägung noch aus der Regierungszeit seines Vaters Vespasian. Dieser erlaubte seinen Söhnen, die er zu seinen Nachfolgern aufbauen wollte, eine eigene Münzprägung noch zu seinen Lebzeiten, was sicher eine gute Methode war, ihr Porträt und ihren Herrschaftsanspruch im Römischen Reich bekannt zu machen. [Sonja Hommen]

Dupondius des Domitian mit Darstellung der Virtus

Der Tugendhaftigkeit und vor allem der militärischen Tapferkeit des Kaisers, der VIRTVTI AVGVSTI, ist das Rückseitenbild dieser Bronzemünze gewidmet. Die Personifikation der Virtus erscheint in militärischer Siegerpose, mit Helm, Speer und Dolch; ihr linkes Bein ist auf den erbeuteten Helm eines Feindes gestützt. Seit dem kriegerischen Vierkaiserjahr 68 n. Chr. gehörte Virtus zu den Standardmotiven der kaiserlichen Münzprägung, doch besonders gerne bezog sich Domitian auf diese militärische Tugend. Das Porträt des Kaisers auf der Münzvorderseite ist hier mit einem Strahlenkranz geschmückt, dem typischen Attribut des Sonnengottes Sol. Neben der göttlichen Überhöhung des Herrschers hat dieses Symbol in der Münzprägung vor allem eine praktische Funktion: Es gibt den Doppelwert eines Nominals an, in diesem Fall kennzeichnet es den Dupondius als doppeltes As. [Sonja Hommen]

Denar des Claudius mit Darstellung der Constantia

Als Claudius nach der Ermordung seines Neffen Caligula fast gegen seinen Willen zum vierten Kaiser des Römischen Reiches ernannt wurde, war er bereits über vierzig Jahre alt. Aus diesem Grund wirkt sein Bildnis auch weniger jugendlich und energisch als die Porträts seiner Vorgänger und Verwandten aus der julisch-claudischen Dynastie. Sein etwas quadratischer Kopf zeigt stattdessen nahbare, menschlichere Züge, und ebenso sollte auch seine Herrschaft nach den tyrannischen Kaisern Tiberius und Caligula von positiven Tugenden wie Stabilität, Gerechtigkeit und Berechenbarkeit bestimmt werden. Als Botschafterin dieser neuen kaiserlichen Eigenschaften ist auf der Rückseite dieses Denars Constantia, die Personifikation der Beständigkeit, abgebildet. Sie thront auf dem typischen römischen Amtsstuhl, einer so genannten Sella Curulis, und hält ihre rechte Hand scheinbar vor den Mund, als ob sie damit schweigende Zurückhaltung und Selbstbeherrschung darstellen wollte. [Sonja Hommen]

Aureus des Otho mit Darstellung der Securitas

Nur einige Monate des Bürgerkriegsjahres 69 n. Chr. regierte ein heute fast unbekannter Kaiser in Rom: Marcus Salvius Otho ist auf den wenigen Gold- und Silbermünzen, die er während seiner kurzen Regierungszeit prägen lassen konnte, als korpulenter Mann mit kurzer Stirn dargestellt, der als Freund seines Vorgängers Nero angeblich nicht zuletzt dessen ausschweifenden Lebensstil geteilt haben soll. Trotzdem versuchte er, der Bevölkerung, die auf Grund der nach Neros Tod andauernden Machtkämpfe verunsichert war, durch das Versprechen von Sicherheit und Frieden Vertrauen einzuflößen. Das Bildmotiv auf der Rückseite dieser Goldmünze sollte diese Botschaft verbreiten: Die Umschrift nennt die hier dargestellte weibliche Gestalt mit Kranz und Zepter SECVRITAS P(opuli) R(omani), also die personifizierte Sicherheit des römischen Volkes. Doch die Bürgerkriegskämpfe und kurzfristigen Machtwechsel an der Spitze des Staates sollten noch weitergehen, weshalb Otho nicht der letzte Kaiser des Jahres 69 n. Chr. blieb. [Sonja Hommen]

Denar des Caligula mit Darstellung des Germanicus

Antike Autoren beschreiben Caligula als einen der tyrannischsten Kaiser Roms, der von körperlicher Hässlichkeit gewesen sein soll und dessen brutale Willkürherrschaft geistigen Irrsinn erkennen ließ. Mit diesem negativen Urteil im Hintergrund wurde von der älteren Forschung das Porträt dieses Herrschers betrachtet und in dem hageren Gesicht mit den eigenwilligen Zügen eine krankhafte Physiognomie ausgemacht. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass Caligula selbst oder in seinem Sinne handelnde Beamte seine Bildnisse autorisierten, die in Form von festgelegten Porträttypen den römischen Künstlern als verbindliche Vorlage dienten. Auch das Porträt auf der Vorderseite dieses Denars wurde vom Stempelschneider nach einer Vorgabe aus dem Kaiserhaus angefertigt. Interessant ist dabei das ebenfalls etwas langgestreckt wirkende Abbild des Germanicus, Vater des Caligula, auf der Rückseite, was auf eine absichtlich betonte verwandtschaftliche Ähnlichkeit der beiden schließen lässt. [Sonja Hommen]

Denar des Augustus mit Darstellung der Caesares Gaius und Lucius

Zur Zeit des ersten Kaisers Augustus war Rom nicht die einzige Prägestätte für römisches Geld. Auch in einigen Provinzstädten des Reiches, zum Beispiel in Kleinasien oder Spanien, wurden im Namen des Herrschers Münzen geschlagen. Lugdunum, das heutige Lyon in Frankreich, war auf Grund seiner Lage in der Nähe der in Gallien und Germanien stationierten Truppen, die von hier aus ihren Sold empfingen, ein besonders wichtiger Prägeort. Aus Lugdunum stammt auch dieser Denar, welcher auf der Vorderseite das für diese Münzstätte typische Augustus-Porträt zeigt. Das alterslose Abbild des ersten Kaisers unterlag keiner chronologischen Veränderung, sondern unterschied sich stattdessen von Prägeort zu Prägeort. Ab 11 v. Chr. wird der Herrscher auf Münzen aus Lugdunum nicht mehr barhäuptig, sondern mit dem Lorbeerkranz dargestellt, wie es in Zukunft für römische Kaiserdarstellungen üblich werden sollte. Die Rückseite des Denars trägt das verbreitetste und häufigste Münzmotiv des ersten Jahrhunderts n. Chr.: Die Enkel und auserkorenen Nachfolger des Augustus, Gaius und Lucius Caesar, werden hier in der Toga virilis, mit Schild, Speer und den Attributen ihrer Priesterämter dargestellt. Doch nur wenige Jahre nach ihrer Ernennung zu jugendlichen Principes (PRINC(ipes) IVVENT(utes)) starben beide kurz nacheinander. [Sonja Hommen]

Medaille von Leonardo Benvenuti auf Papst Paul V. und die Acqua Paola, 1614

Auch Papst Paul V. ließ während seines Pontifikats die alten römischen Wasseranlagen erneuern. Bereits 1605, im Jahr seiner Wahl, gab er den Auftrag, die Aqua Traiana, im Jahr 109. n. Chr. durch Kaiser Trajan angelegt, instand zu setzen. Nach erfolgreicher Erneuerung der Wasserleitung ließ er sie – nach seinem Papstnamen – in Acqua Paola umbenennen. Nach über tausend Jahren konnte der Vatikan wieder mit Trinkwasser aus den Sabatiner Bergen versorgt werden. Auf dieses Ereignis prägte Leonardo Benvenuti 1614 die vorliegende Medaille. Auf ihrer Rückseite scheint sich ein Aquädukt regelrecht bergan durch die Landschaft zu schlängeln. Im Vordergrund ist links ein befestigtes Tor zu sehen. Die Vorderseite ziert das Porträt des Papstes Paul V. im Profil nach links, barhäuptig und in das Pluviale gekleidet. Die Umschrift benennt seinen Namen und Titulatur. [Lilian Groß]

Medaille von Giovanni Hamerani auf Papst Innocenz XII. und die Vollendung des...

Die römische Kurie verfügt über drei Gerichtshöfe: den Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur, die Römische Rota und die Apostolische Pönitentiarie. Seit 1696 sind sie alle im Palazzo Montecitorio unter einem Dach vereint. Unter Papst Innocent X. wurde der Bau 1650 begonnen. 45 Jahre später, unter Papst Innocent XII., konnte das Gerichtsgebäude vollendet werden. Auf die Fertigstellung prägte Giovanni Hamerani ein Jahr später diese Medaille. Die Rückseite zeigt die dreigeschossige Fassade des Palazzo Montecitorio, auf dem gleichnamigen Platz davor tummeln sich Passanten und Pferdefuhrwerke. Die Umschrift lautet IVSTITIÆ ET PIETATI - mit der Gerechtigkeit und Frömmigkeit. Auf der Vorderseite ist Papst Innocenz XII. im Profil nach rechts abgebildet, bekleidet mit Pluviale und Tiara. [Lilian Groß]

Medaille von Gasparo Mola auf Papst Urban VIII. und den Bau der Kirche St....

Papst Urban ließ zu Ehren des Heiligen Caius an der Via Pia eine Kirche errichten. Caius war 283-296 selbst Papst von Rom und Onkel der Heiligen Susanna. Die ursprüngliche Kirche für Caius wurde auf seinem Amtssitz errichtet und war im 17. Jahrhundert so stark verfallen, dass Urban VIII. ein komplett neues Gotteshaus errichten ließ, das 1880 dem Bau des Verteidigungsministeriums weichen musste. 1635 schuf Gasparo Mola die Medaille auf die Fertigstellung der Kirche. Auf der Rückseite ist die zweigeschossige Fassade abgebildet, gut erkennbar sind die Voluten und Giebel. Die Umschrift DENVO EXAEDIFICATA – nun ist der Aufbau wieder vollendet – bezieht sich auf die Neuerrichtung des Gotteshauses. Auf der Vorderseite ist das Porträt des Papstes Urban VIII. im Profil nach rechts zu sehen. Die Umschrift gibt Namen und Titulatur wieder. [Lilian Groß]

Medaille von Gasparo Mola auf Papst Urban VIII. und die Befestigungsanlagen der...

Die ursprünglich als Mausoleum erbaute Engelsburg wurde im Laufe der Zeit von verschiedenen Päpsten zur Kastellburg umgebaut. So ließ Papst Urban VIII. den Befestigungsgürtel verstärken und stattete die Engelsburg mit modernen Kanonen aus. Die Medaille von Gasparo Mola zeigt auf der Rückseite die Burg mit den neugebauten Bastionen und den verstärkten Außenwerken. Die Umschrift: INSTRVCTA MVNITA PERFECTA – nun ist die Festung vollkommen geschützt – bezieht sich auf das befestigte Bauwerk. Die Vorderseite ziert das Abbild Papst Urbans VIII., barhäuptig, nach rechts gewandt und im geistlichen Ornat gekleidet. Die Umschrift nennt Namen und Titel des Dargestellten. [Lilian Groß]

Medaille von Giacomo Antonio Moro auf Papst Paul V. und die Mariensäule vor...

Auf der Vorderseite dieser, 1641 von Giacomo Antonio Moro hergestellten Medaille ist Papst Paul V. im Profil nach rechts, gekleidet in geistlichem Ornat dargestellt. Sowohl das Pluviale als auch die große Schließe werden von einer Darstellung Jesu mit dem Kreuz geziert. Die Umschrift gibt Name und Titulatur des Papstes wieder. Auf der Rückseite ist die 14,3 Meter hohe Mariensäule zu sehen. Sie steht vor der Basilika Santa Maria Maggiore, einer der vier Papstbasiliken und einer der sieben Pilgerkirchen Roms. Die Umschrift PRO TVI NOMINIS GLORIA – zu Ehren Deines Namens – bezieht sich auf die Gottesmutter. Die Säule ist die einzig erhaltene der ursprünglich acht Cipollinosäulen und stand ursprünglich in der Maxentiusbasilika am Forum Romanum. Paul V. ließ sie an ihren jetzigen Standort auf der Piazza S. Maria Maggiore umsetzen – und auf dieses Ereignis Medaillen prägen. [Lilian Groß]

Medaille von Giacomo Antonio Moro auf Papst Paul V. und das Vatikanische Tor,...

Diese Medaille zeigt auf der Vorderseite Papst Paul V., der von 1605 bis 1621 amtierte, im Porträt nach rechts. Barhäuptig, gekleidet in das Pluviale. Die Umschrift benennt Namen und Titulatur. Auf der Rückseite ist eine reich verzierte Eingangstür zu sehen, darüber eine große Uhr. Es handelt sich um den Uhrenturm (Orologio) über dem Eingangstor zum Vatikan. Im Hintergrund ist der Apostolische Palast zu erkennen. Die Umschrift PALATII VATICANI PORTA RESTITVTA – die wiederhergestellte Pforte des vatikanischen Palastes – verweist auf die Bautätigkeiten des Papstes, der wohl unter anderem den Eingangsbereich des Vatikans wiederherstellen ließ. [Lilian Groß]

Medaille von Nicolo de Bonis auf Papst Sixtus V. und die Piazza del Popolo, 1589

In Rom, in der Mitte der Piazza del Popolo, steht der Obelisco Flaminio, der zweitälteste und zweitgrößte Obelisk aus Ägypten. Der Obelisk wurde 1200 v. Chr. von Ramses II. vollendet, von Augustus 10 v. Chr. nach Rom gebracht und im Circus Maximus aufgestellt. Dort befand er sich bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Papst Sixtus V. ließ 1589 den Obelisken auf die Piazza umsetzen. Zusätzlich ritzte er an der Spitze sein Wappen ein – drei Berge, gekrönt von einem Stern. Auf die Umsetzung prägte Nicolo de Bonis die Medaille. Die Rückseite zeigt den Obelisk an seinem neuen Standort vor der Porta de Popola, links ist die Kirche Sankt Maria del Popolo zu erkennen. Auf der Vorderseite ist Papst Sixtus V. im Profil nach links dargestellt. [Lilian Groß]

Denar des Severus Alexander mit Darstellung der Victoria

Severus Alexander setzte in den ersten Jahren seiner Herrschaft als römischer Kaiser in der Münzprägung auf ein eher konventionelles Bildprogramm: Seit Jahrzehnten bekannte Darstellungstypen von Göttern und Personifikationen sollten sein Traditionsbewusstsein und seine Frömmigkeit den alten römischen Gottheiten gegenüber betonen, ganz im Gegensatz zur tyrannischen Religionspolitik seines Vorgängers Elagabal. In diesem Sinne ist auch die Abbildung der Siegesgöttin Victoria auf diesem Denar zu verstehen, die hier auf kein konkretes Ereignis oder einen bestimmten militärischen Sieg zu beziehen ist. Kranz und Palmzweig sind ihre typischen Attribute; besonders schön dargestellt sind hier ihre Flügel und der Faltenwurf ihres Gewandes, während sie zur Entscheidung einer Schlacht und zur Krönung des Siegers zu eilen scheint. [Sonja Hommen]

Dupondius des Kaisers Vitellius mit Darstellung der Roma

Der Dupondius, den Vitellius zwischen Juli und Dezember 69 n. Chr. in Rom prägen ließ, nennt auf der Vorderseite seine Titel: A(ulus) VITELLIVS GERM(anicus) IMP(erator] AVG(ustus) P(ontifex) M(aximus) TR(ibunitia) P(otestas). Die Rückseite zeigt eine Grußszene: Roma, die Personifikation und Schutzgöttin Roms, und der mit einer Toga bekleidete Kaiser Vitellius reichen einander die Hand. Gemäß ihrer üblichen Ikonographie trägt die mit Schwert, Schild und Speer bewaffnete Göttin eine kurze Tunika und einen Helm. Die seitliche Inschrift „PAX AUGUSTI“ bestärkt das durch Handschlag besiegelte Bündnis zwischen den beiden Dargestellten und verleiht der Hoffnung Ausdruck, nach den vorausgegangenen Bürgerkriegen den kaiserlichen Frieden im Reich dauerhaft wiederherzustellen. Dies sollte sich jedoch erst unter Vitellius Nachfolger Vespasian (reg. 69–79n. Chr.) erfüllen. [Noreen Klingspor]

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