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Landesmuseum Württemberg Neuenstädter Sammlung

Neuenstädter Sammlung

Sammlung der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693–1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer.

[ 2142 Objects ]

Denar des Severus Alexander mit Darstellung des Mars

Der Kriegsgott Mars wäre auf diesem Denar aufgrund seiner militärischen Ausrüstung mit Helm, Speer und Schild auch ohne die eindeutige Umschrift als solcher leicht zu erkennen. Das Vorbild für dieses Münzmotiv lieferte offenbar ein Kultbild, das sich in dem von Augustus erbauten Marstempel in Rom befand und welches dieser dem rächenden Mars (Mars Ultor) nach seinem Sieg über die Mörder seines Adoptivvaters Caesar stiftete. Im Zusammenhang mit der Prägung des Severus Alexander spielt aber ein anderes historisches Ereignis eine wichtige Rolle: Bei einem Kriegszug gegen die Parther im heutigen Persien im Jahr 53 v. Chr. wurden die symbolträchtigen Feldzeichen der römischen Truppen von den Feinden erbeutet, die dann aber einige Jahrzehnte später von Augustus zurückgeholt und im Marstempel ausgestellt werden konnten. Ein Feldzeichen ist dementsprechend auf dem Münzbild hinter dem Schild des Mars zu sehen. Über zweihundert Jahre danach führte Severus Alexander wiederum Krieg gegen die Parther und ließ aus diesem Anlass Münzen mit dem augusteischen Mars Ultor und den in seinem Tempel aufbewahrten Feldzeichen prägen, um an den vergangenen Triumph über die alten Feinde Roms zu erinnern, sich in eine Reihe mit dem ersten Kaiser zu stellen und die Gunst des Kriegsgottes zu erbitten. [Sonja Hommen]

Sesterz des Caracalla mit Darstellung des Aeskulap

Auf römischen Münzen ist der Heilgott Aeskulap, der griechische Asklepios, nur selten zu finden, weshalb Kaiser Caracalla ein außergewöhnlicher Anlass zur Darstellung dieser Gottheit auf seinen Prägungen bewogen haben muss. Eine ausreichende Erklärung könnte bereits sein, dass Caracalla häufig unter Krankheiten litt, doch lässt sich dieses Münzbild sogar mit einem bestimmten Kuraufenthalt im kleinasiatischen Pergamon in Verbindung bringen: Im Jahr 214, nach einem kräftezehrenden Germanienfeldzug, ließ sich der Kaiser im dortigen Asklepios-Heiligtum kurieren, renovierte zum Dank für seine Heilung den Tempel des Gottes und ließ in Rom Münzen mit seinem Abbild ausgeben. Tatsächlich sollte auf den Prägungen ganz eindeutig Asklepios aus Pergamon zu erkennen sein, da dieser Gott nur dort mit einem sogenannten Omphalos (einem eiförmigen Stein) und seinem Sohn Telesphoros dargestellt wurde, wie sie auch auf diesem Sesterz jeweils rechts und links im Reversbild wiedergegeben sind. Interessant ist hierbei, dass diese Darstellungsweise offenbar von der lokalen Münzprägung Pergamons abgeleitet wurde, wohingegen es normalerweise umgekehrt die Stadt Rom war, welche die Vorlagen für die Münzmotive der von ihr abhängigen Gebiete lieferte. [Sonja Hommen] Die Münze war Teil der Neuenstädter Sammlung, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693–1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer. Vorderseite: Gepanzerte und drapierte Büste des Caracalla mit Lorbeerkranz nach rechts. Rückseite: Aeskulap steht frontal, den Kopf nach links gewandt. Er hält einen auf dem Boden aufgestützten Schlangenstab mit der rechten Hand. Links vor ihm steht eine kleine gewandete Figur (Telephorus), rechts ein Omphalos.

Denar für Faustina maior mit Darstellung der Juno

Als Schutzherrin von Geburt, Ehe und weiblicher Fruchtbarkeit ist Juno für den Lebensbereich der Frau zuständig, darüber hinaus ist sie als Gattin des Jupiter die höchste weibliche Gottheit und Königin des Himmels (Juno Regina), weshalb in der römischen Kaiserzeit ihre Abbildung auf Münzen den Frauen der Herrscher vorbehalten war. Auf diesem Denar für Faustina maior sieht man die Göttin in der würdevollen Haltung und der sittsamen Kleidung einer römischen Matrone, einer ehrbaren verheirateten Frau. Sie hält ein langes Zepter in der linken und eine sogenannte Patera, eine Opferschale, in der rechten Hand, aus der sie den zu ihren Füßen stehenden Pfau, ihr typisches Begleittier, zu füttern scheint. Abgesehen von ihrer prominenten Darstellung auf den Münzen der Kaiserinnen spielt Juno noch in einem anderen Zusammenhang eine wichtige Rolle in der Geschichte der römischen Münzprägung: Der Tempel der Juno Moneta (Mutter der Musen) auf der Arx in Rom war gleichzeitig Sitz der Münze, weshalb „moneta“ im Lateinischen zum Begriff für Geld wurde. [Sonja Hommen]

Aureus des Septimius Severus und des Caracalla mit Darstellung der Victoria

Militärische Siege waren für das auf Expansion angelegte Römische Reich von großer Bedeutung und spielten eine wichtige Rolle für die Legitimation seiner Herrscher. Aus diesem Grund gehört die Siegesgöttin Victoria in vielfältigen Variationen zu den häufigsten Münzmotiven der Zeit. Auf diesem Aureus sieht man die Göttin, deren Flügel ihre Unbeständigkeit und Unvorhersehbarkeit symbolisieren, mit Palmzweig und Siegeskranz herbeieilen: Attribute, die auf den festlichen Triumphzug in Rom verweisen, der erfolgreichen Feldherrn und in späterer Zeit nur dem Kaiser vorbehalten war. Anlass zur Prägung dieser Münze war ein Sieg des Septimius Severus über das Partherreich im heutigen Iran 198 n. Chr. Interessant ist hier auch das Bild der Vorderseite, welches hintereinander gestaffelt die Büsten des Septimius Severus und seines Sohnes Caracalla, seit 198 n. Chr. Mitregent, zeigt. Die Umschrift IMPP (Imperatores) INVICTI PII AVGG (Augusti) erwähnt die Unbesiegbarkeit der Herrscher in direktem Bezug zum Rückseitenmotiv, nicht aber ihre Namen, wobei für den damaligen Betrachter die beiden Porträts zur Identifizierung offenbar ausreichend waren. [Sonja Hommen]

Denar des Domitian mit Darstellung der Minerva

Kaum ein römischer Kaiser hat seine bevorzugte Schutzgottheit derart häufig auf Münzen prägen lassen wie Domitian: Minerva, die Göttin des Krieges und der Weisheit, gefiel diesem Herrscher vielleicht deshalb besonders gut, weil sie innerhalb der kapitolinischen Göttertrias nach Jupiter und Juno an dritter Stelle kam, ebenso wie Domitian nach seinem Vater Vespasian und Bruder Titus der dritte Kaiser der flavischen Dynastie war. Nur wenige Jahre nach seinem Regierungsantritt ließ er vier Darstellungstypen der Göttin anfertigen, die in der Folgezeit das dominierende Münzmotiv seiner Silberprägungen wurden. Dieser Denar zeigt Minerva kampfbereit in Rüstung und mit erhobenem Speer; Einzelheiten, wie die kleine Eule zu ihren Füßen oder die Schlangenköpfe auf ihrem als Ägis bezeichneten Ziegenfellumhang, sind hier gut zu erkennen. Auf den ersten Blick scheint sie auf einer Art Schiffsbug zu stehen, doch handelt es sich hierbei eher um den oberen Teil einer sogenannten columna rostrata, einer mit in der Schlacht erbeuteten Schiffsschnäbeln verzierten Ehrensäule. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass diese Darstellung einer realen Statue nachempfunden war. [Sonja Hommen]

Medaille Papst Sixtus` V. mit Darstellung eines Aquädukts, 1589

Wie die meisten Päpste zeichnete sich auch Sixtus V. während seiner Amtszeit durch rege Bauaktivität aus. Er ließ das antike Aquädukt Aqua Alexandria wiederherstellen, damit auch höher gelegene Stadtteile Roms mit Wasser versorgt werden konnten. Der Verlauf der alten Trasse wurde geändert und das neue Aquädukt „Aqua Felice“ benannt – nach dem bürgerlichen Namen von Sixtus V., Felice Peretti. Täglich wurden 21.000 Kubikmeter Wasser von der Quelle an der Via Praenestina nach Rom geführt. Auf die Fertigstellung der neuen Wasserleitung 1589 wurde diese Medaille geprägt. Die Vorderseite ziert das Porträt des Papstes: Im geistlichen Ornat bekleidet, aber ohne Tiara, so dass die Tonsur sichtbar ist, im Profil nach rechts. Die Darstellung auf der Rückseite zeigt in stilisierter Form tosende Wassermassen, die durch eine triumphbogenförmige Brücke fließen. Die Umschrift PONS FELIX kann als Wortspiel verstanden werden: einmal als lateinische Übersetzung „die glückliche Brücke“, aber ebenso die Nennung des Erbauers des Aquädukts: Felice. [Lilian Groß]

Medaille Papst Alexanders VII. mit Ansicht der Piazza del Popolo in Rom, 1662

In der Zeit seiner Regentschaft von 1655 bis 1667 prägte Papst Alexander VII. das Stadtbild des barocken Roms. Als Oberhaupt der katholischen Kirche gab er zahlreiche Bauwerke in Auftrag, so z. B. die Kolonnaden um den Petersplatz oder die Cathedra Petri im Petersdom. Die Medaille von 1662 zeigt zwei weitere Bauwerke, die unter Alexander VII. errichtet wurden: die Kirche Santa Maria dei Miracoli und ihre Zwillingskirche Santa Maria di Monte Santo. Beide Kirchen zieren den wichtigsten Platz am nördlichen Eingang Roms, die Piazza del Popolo. Santa Maria dei Miracoli ist ein Rundbau, während ihr Pendant einen ovalen Grundriss hat. In der Mitte des Platzes steht der Obelisk Flaminio aus Ägypten, den Augustus 10 v. Chr. nach Rom brachte, flankiert wird er von den beiden Marienkirchen. Die Vorderseite zeigt das Porträt des Papstes in geistlichem Ornat, auf dem Kopf die Tiara mit dreifachem Kronreif. Das spitzbärtige Gesicht ist nach links gewandt. [Lilian Groß]

Medaille Ludwigs XIV. von Frankreich mit einem Triumphbogen, 1670

König Ludwig XIV. von Frankreich eroberte im Devolutionskrieg gegen Spanien 1668 Teile der Spanischen Niederlande. Der zu diesem Zeitpunkt 30-jährige Sonnenkönig, nutzte den Triumph für eine umfassende Selbstinszenierung als Sieger. In den folgenden Jahren erhielt er den Beinamen Louis le Grand oder Ludovicus Magnus. In Paris sollte sogar ein Triumphbogen entstehen, der Bau wurde 1671 jedoch eingestellt. In diesem Kontext ist die Silbermedaille aus dem Jahr 1670 zu verstehen. Die Vorderseite zeigt den König nach rechts gewandt, ausgestattet mit Schulterpanzer und geknotetem Halstuch, auf dem Kopf sitzt die Allongeperücke, die Ludwig zur Staatstracht erhob. Auf der Rückseite ist ein Triumphbogen zu sehen, obenauf mit einer lebensgroßen Statue Ludwigs des Großen. Triumphbögen sind seit der Antike Bauwerke, die zu Ehren triumphierender Herrscher oder Feldherren errichtet wurden. So verrät die Umschrift, für welche Ruhmestaten dieser gebaut werden sollte: POVR LES CONQVESTES DE FLANDRE ET DE LA FRANCHE COMTE MDCLXX – Für die Eroberung von Flandern und der Franche-Comtè 1670. [Lilian Groß]

Medaille Anton Meybuschs auf Kaiser Leopold I. und die Befreiung Wiens 1683

Die Expansion des Osmanischen Reiches endete endgültig 1683 vor den Toren Wiens: Die Zweite Wiener Türkenbelagerung scheiterte ebenso wie die Erste im Jahr 1529. Truppen aus Polen-Litauen, der Republik Venedig und des Kirchenstaates verstärkten das habsburgische Heer um das Vierfache, so dass die Belagerung der Stadt erfolglos verlief. Das türkische Heer musste am 12. September 1683 abziehen. Diese Szenerie ist auf der Rückseite der Medaille von Anton Meybusch dargestellt. Das habsburgische Heer, rechts unter der Flagge des Heiligen Römischen Reiches, vertreibt das osmanische vor den Toren Wiens. Im Hintergrund sind die Dächer der Stadt zu sehen, mittig über der Schlachtszene schwebt Fama, die Götting des Ruhmes, in das Horn blasend. Auf der Vorderseite ist Kaiser Leopold I. als Sieger dargestellt: geharnischt, das Haupt bekränzt mit Lorbeer, die Kette des Goldenen Vlies’ um den Hals. [Lilian Groß]

Medaille auf die Einnahme von 12 Festungen durch Ludwig XIV., 1672

Als Rampjaar, Katastrophenjahr, gilt das Jahr 1672 in den Niederlanden. Die Kriegserklärung Frankreichs, Englands, Kölns und Münsters an die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen führte zu einem gesamteuropäischen Konflikt, dem Holländischen Krieg, der erst sechs Jahre später endete. Der Krieg begann mit militärischen Erfolgen Frankreichs, die König Ludwig XIV. in Medaillen feierte. So ließ er 1672 eine Medaille auf die erfolgreiche Einnahme von zwölf befestigten Städten prägen. Ihre Grundrisse sind auf der Rückseite dargestellt, darüber steht der jeweilige Name: BOMEL, ORSOY, RHINBERG, VESEL, EMERICK, SCHINCK, ARNHEM, DORSBOVPG, ZUTPHEN, DEVENTER, NIMEGVE und GRAVE. In der Mitte lenkt Helios seinen Streitwagen, darüber steht SOLIS QVE LABORES (Arbeit der Sonne). Der griechische Sonnengott und die Inschrift verweisen auf Ludwig XIV., der den Beinamen „Sonnenkönig“ führte. Er ist auf der Vorderseite der Medaille abgebildet: im Profil nach rechts, geharnischt und mit Allonge-Perücke. [Lilian Groß]

Medaille Christians IV. von Dänemark auf die Eroberung der Festung Älvsborg,...

Als Kalmarkrieg wird der militärische Konflikt zwischen Dänemark und Schweden von 1611 bis 1613 bezeichnet. Beide Königreiche versuchten die Vorherrschaft im Ostseeraum zu erringen sowie die wirtschaftlich ertragreiche Finnmark für sich zu gewinnen. Im Rahmen dieser kriegerischen Auseinandersetzung besetzte der dänische König Christian IV. 1612 die Festung Älvsborg (dänisch Elfsborg, südlich von Göteborg) an der Flussmündung des Göta älv. Auf diesen bedeutenden militärischen Erfolg wurde noch im selben Jahr eine Medaille ausgegeben. Die Vorderseite zeigt den König im Harnisch hoch zu Ross, seine rechte Hand hält den Kommandostab. Auf der Rückseite ist der Angriff auf die Festung detailreich dargestellt. Im Verkaufskatalog der Neuenstädter Sammlung, dem Cimeliarchium aus dem Jahr 1710, wird die Inschrift auf der Rückseite der Medaille nicht korrekt wiedergegeben: statt Elfsburgum wird irrtümlich Flensburg angegeben. [Lilian Groß]

Medaille Christians V. von Dänemark auf den Seesieg bei Öland, 1676

Die Seeschlacht bei Öland, eine südschwedischen Insel, im Juni 1676 war eine Auseinandersetzung zwischen Schweden und den Verbündeten Dänemark und Holland während des Schonischen Krieges (1674-1679). Die Seeschlacht um die Vorherrschaft in der Ostsee verlief für Schweden desaströs: Neben dem Flaggschiff Kronan (eines der größten Segelschiffe des 17. Jahrhundert) gingen fünf weitere Schiffe verloren, der Oberbefehlshaber der schwedischen Marine kam ums Leben. Auf diesen Sieg ließ der dänische König Christian V. im Jahr der Schlacht eine Medaille prägen. Auf der Vorderseite ist er im Harnisch, als Brustbild nach rechts blickend, abgebildet, er trägt das Zeichen des Sieges, den Lorbeerkranz, im Haar. Auf der Rückseite ist der entscheidende Augenblick der Seeschlacht dargestellt: Links im Bild sinkt das schwedische Befehlsschiff Kronan, während es von zwei dänischen Schiffen bedrängt wird. Die Umschrift PIETAS ET IVSTITIA VICTORIAM CORONANT (Frömmigkeit und Gerechtigkeit krönen den Sieg) spiegelt den Stolz auf die gewonnene Schlacht wieder. [Lilian Groß]

Aureus des Augustus mit Darstellung der Artemis/Diana

Die jungfräuliche Jägerin und Herrin der Tiere ist offenbar eine sehr alte Gottheit, die in der griechisch-römischen Antike Artemis bzw. Diana genannt und zur Schwester des Apoll erklärt wurde. Ihre typischen Attribute Pfeil und Bogen sowie ein Jagdhund begleiten sie auch auf diesem Münzbild aus der Zeit des Augustus, zusätzlich hält sie noch einen Jagdspieß in der rechten Hand. Im Abschnitt ist das Wort SICIL(iensis) zu lesen, ein Hinweis auf die Insel Sizilien, in deren größter Stadt Syrakus die griechische Artemis verehrt wurde. Verständlich wird dieses Münzmotiv vor allem im Zusammenhang mit einer gleichzeitigen Prägung des Augustus, die den Gott Apoll über dem Schriftzug ACT(ius) zeigt und eindeutig auf die berühmte Schlacht von Actium Bezug nimmt. Als Gegenstück dazu verweist dieser Aureus mit Apolls Schwester Artemis auf die Seeschlacht bei Naulochos vor Sizilien, die im Jahr 36 v. Chr. mit einem Sieg über Sextus Pompeius endete und, ebenso wie der Sieg von Actium, Augustus‘ Aufstieg zum Princeps des Römischen Reiches ermöglichte. [Sonja Hommen]

Aureus des Gordian III. mit Darstellung des Sol

Die scheinbar ewig fortdauernde und lichtbringende Kraft der Sonne wurde in der römischen Mythologie in Gestalt eines jugendlichen Gottes mit Strahlenkrone verehrt, der mit seinem Pferdegespann über den Himmel zog. Erst ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. wurde Sol regelmäßig auf den Münzen der römischen Kaiser abgebildet, welche sich als zunehmend absolute Herrscher gerne mit diesem überirdisch mächtigen Gott verglichen. Auf diesem Aureus von Gordian III. wird durch die Umschrift AETERNITATI AVG(usti) deutlich, dass hier besonders die Vorstellung von Ewigkeit und Dauer, die mit der Sonne verknüpft war, mit der Regierungszeit des Kaisers in Verbindung gebracht werden sollte. Im Jahr 238 n. Chr., als Gordian III. noch im Kindesalter zum neuen Augustus ernannt worden war, hatte das Römische Reich nicht weniger als sechs Kaiser eines gewaltsamen Todes sterben sehen. Die Hoffnung auf eine dauernde Herrschaft war also ebenso angebracht wie der Wunsch nach einem neuen „goldenen“ Zeitalter, welches der Lichtbringer Sol wie kaum ein anderer Gott verkörperte. [Sonja Hommen]

Aureus des Hadrian mit Darstellung des Jupiter

Bereits in der römischen Frühzeit erhielt Jupiter den Beinamen Optimus Maximus (der Beste und Größte) und einen Tempel auf dem Kapitolshügel in Rom, wodurch er, gleichzusetzen mit dem griechischen Zeus, als höchster und mächtigster Gott zu erkennen ist. Es verwundert nicht, dass die späteren Kaiser des Römischen Reiches ihn häufig auf ihren Münzen darstellten, da sie von seiner unangefochtenen Allmacht ihre eigene Legitimität als seine Regenten und Stellvertreter auf Erden ableiten konnten. Besonders Hadrian, dessen rechtmäßige Adoption durch seinen Vorgänger Trajan angezweifelt wurde, ließ sich gerne als vom höchsten Gott berufener Herrscher zeigen. Auf diesem Aureus sieht man Jupiter bärtig und mit Zepter in väterlicher Würde thronen, ähnlich der berühmten Zeusstatue des griechischen Bildhauers Phidias aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Das Blitzbündel in seiner Hand charakterisiert ihn als Himmels- und Wettergott, der mit einer einzigen Handbewegung das Schicksal der Menschen verändern kann. [Sonja Hommen]

Memento Mori Medaille auf Anna Cathrine von Dänemark, 1634

Moralische Medaillen sollten den Menschen daran erinnern, dass alles Irdische ein Ende hat. Sie wurden anlässlich einer Geburt, Taufe oder Hochzeit geprägt - und im Falle eines Todes, wie bei dieser Medaille. Ein Frauenporträt ist auf der Vorderseite zu sehen, die Brust entblößt und der einzige Schmuck sind die Krone auf dem Haupt sowie eine kostbare Halskette, die die Nacktheit noch betonen. Auf der Rückseite lehnt ein Skelett im Melancholiegestus an einem Pult, seine linke Hand ruht auf einer Sanduhr - einem Symbol für die Vergänglichkeit. Das, sowie die Umschrift auf beiden Seiten - QVAE SIM POST TERGA VIDEBIS. SIC NVNC PVLCHERRIMA QVONDAM (So nun, einst war ich die Schönste. Wer ich bin, wirst du auf der Rückseite sehen) - weisen auf den Memento mori Charakter der Medaille hin. 1633 verstarb Anna Cathrine, die älteste Tochter des dänischen Königs Christian IV. von Dänemark. Ein Jahr später fertigte der Münzmeister Christian Mahler die Medaille, die an den Tod der Prinzessin und an die Vergänglichkeit allen Irdischen erinnern sollte. [Lilian Groß]

Medaille auf die Konkordienkirche in Mannheim, 1679

Um nach dem Dreißigjährigen Krieg die Zuwanderung nach Mannheim zu fördern, wurden 1652 Stadtprivilegien erlassen, die u. a. die Religionsfreiheit garantierten. 1677 bis 1680 wurde eine Kirche erbaut, die für alle christlichen Konfessionen gedacht war. Der Name der erbauten Hofkirche in der Zitadelle der Friedrichsburg war programmatisch: Konkordienkirche, benannt nach dem lateinischen Wort concordia (Eintracht). So predigten bei der Einweihung der Kirche auch ein reformierter, ein lutherischer und ein katholischer Pfarrer. 1679, ein Jahr vor der Fertigstellung, ließ der Bauherr Kurfürst Karl Ludwig eine Silbermedaille auf die Kirche prägen, die der Heidelberger Medailleur Johannes Linck fertigte. Auf der Vorderseite ist die Konkordienkirche wiedergegeben, diese Darstellung vermittelt einen Eindruck der architektonischen Gestaltung. Da das Gotteshaus 1689 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges zerstört wurde, existieren nur wenige Abbildungen. [Lilian Groß]

Achteckige Medaille auf das Große Heidelberger Fass, 1667

Das berühmte Große Fass im Heidelberger Schloss ist in seiner heutigen Form das Vierte. Das zweite wurde 1664 von Kurfürst Karl Ludwig veranlasst, unter Leitung des Hofkellermeisters Johann Meyer erbaut und fasste 204 Fuder, 3 Ohm und 4 Viertel – ca. 195.000 Liter. Die Oberseite des Fasses war begehbar und als Tanzboden ausgebaut. 1667 ließ der Kurfürst eine achteckige Medaille auf das Schloss und seine Attraktion herausgeben. Auf der Vorderseite ist das Gebäude zu sehen, darüber halten zwei Engel ein Banner mit dem Motto Karl Ludwigs DOMINVS PROVIDEBIT – Der Herr wird vorsorgen (1. Mose 22,8). Auf der Rückseite ist das Große Fass dargestellt, gut sichtbar ist auch die Balustrade, an den Seiten der Tanzfläche. Die Umschrift IMAGUNEM VIDES PALATINI CADI QUO MAIOR HAUD ULLUS NEC EXPOLITIOR – (sinngemäß) Du siehst ein Bild des pfälzischen Fasses, ein größeres und schöneres gibt es nicht – kündet vom Stolz des Bauherrn. [Lilian Groß]

Medaille auf die Einweihung der Kirche St. Martin in Gochsheim, 1704

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg Ende des 17. Jahrhunderts marschierten französische Truppen auch durch Gochsheim, heute ein Stadtteil von Kraichtal im Landkreis Karlsruhe. Sie zerstörten die Stadt, und auch die Kirche St. Martin. Der Wiederaufbau, durch Baumeister Anton Petri, dauerte bis 1704. Anlässlich der Weihe des neuen Gotteshauses ließ der Auftraggeber, Herzog Friedrich August aus der Nebenlinie Württemberg-Neuenstadt, im selben Jahr Medaillen prägen. Diese Goldmedaille zeigt auf der Vorderseite eine Längsansicht der Kirche, mit Glockenturm und Apsis. Auf dem Giebel links ist ein Storch mit großem Nest zu sehen. In der christlichen Ikonographie gilt der Zugvogel als Sinnbild für Himmelfahrt und Wiederkunft Christi. Über der Kirche sind unter einem Fürstenhut zwei Wappen vereint dargestellt: das württembergische Wappen mit den drei Hirschstangen sowie das Ebersteinische Wappen mit einer Rose. Die Rückseite gibt das Datum der Weihe an, 15. IUNY 1704. [Lilian Groß]

Klippe auf die Einweihung der Kirche St. Martin in Gochsheim, 1704

Herzog Friedrich August aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt ließ 1704 Medaillen auf die Weihe der neuen Kirche in Gochsheim prägen. Diese wurde 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekrieges von französischen Truppen in Brand gesteckt. Der württembergische Herzog ließ sie wiederaufbauen. Die Vorderseite dieser Klippe zeigt eine Längsansicht des Gotteshauses mit der Apsis, dem Glockenturm und einem Storch auf dem Dach - in der christlichen Ikonographie ein Symbol für die Göttlichkeit und Menschlichkeit von Christi. Die Inschrift auf der Rückseite erläutert die Umstände des Neubaus: TEMPLUM GOCHZHEIMENSE, 2. AVG(ustus) 1689. A GALLIS EXUSTUM a FRIDERICO AUGUSTO D(ei) G(ratia) DUCE WIRTEMBERGIÆ & c REÆDIFICATUM et 15. IUNY 1704 INAUGURATUM – Die Kirche von Gochsheim, die am 2. August 1689 von den Franzosen niedergebrannt wurde, ist von Friedrich August, von Gottes Gnaden Herzog von Württemberg etc., wiederaufgebaut und am 15. Juni 1704 geweiht worden. In den vier Ecken der Medaille finden sich runde Wappenschilde mit den württembergischen Hirschstangen. [Lilian Groß]

Bankportugaleser mit der Hamburger Börse und dem Elbhandel, 1690

Die Hamburger Börse ist der älteste noch aktive Aktienmarkt in Deutschland. Im 16. Jahrhundert erfüllte die Stadt den Kaufleuten die Bitte nach einem festen Standort, an dem sie ihren Geschäften nachgehen konnten. Von 1577 bis 1583 wurde an der Trostbrücke ein Gebäude errichtet, in dem Geld-, Wechsel-, Versicherungs- und Frachtgeschäfte abgeschlossen wurden, ebenso war hier der Handel mit Wertpapieren möglich. Da der Absatz florierte, musste wiederholt um- und ausgebaut werden, 1841 erfolgte dann der Umzug in die neue Börse. Die Medaille, die Anton Meybusch 1690 fertigte, spiegelt den wachsenden Wohlstand der Stadt, der wider durch den Fernhandel über die Elbe ermöglicht wurde. Die Vorderseite ziert eine Ansicht des alten Börsengebäudes mit der Umschrift ECCE ANIMAM COMMERCIA ET URBIS ALUMNAM – Siehe, dass der Handel die Seele und Ernährerin der Stadt ist. Auf der Rückseite ist links Hammonia (die Personifikation der Stadt Hamburg) zu sehen, mit Stab und Freiheitshut und Caduceus, ihr Haupt mit der typischen Mauerkrone verziert. Die weibliche Person rechts verkörpert den Wohlstand: In den Händen hält sie ein überquellendes Füllhorn, dessen Inhalt sich über die Stadt ergießt. Auf dem Kopf trägt sie ein Schiffsmodell. Vor den beiden weiblichen Figuren liegt der Flussgott Albio (Elbe), der aus einer Urne Wasser ausgießt und mit der Rechten ebenfalls das Füllhorn umfasst. [Lilian Groß]

Denar des Severus Alexander für Julia Mamaea mit Darstellung der Vesta

Der Kult der Göttin Vesta gehörte sicher zu den altehrwürdigsten und bedeutendsten des römischen Staates. Ihre Priesterinnen, die jungfräulichen Vestalinnen, wurden aus den höchsten Kreisen der Patrizierfamilien ausgewählt und bewachten das symbolträchtige Herdfeuer sowie die wichtigsten Kultgegenstände der Stadt Rom und damit das Wohlergehen des gesamten Volkes. Unter Kaiser Elagabal, der den gleichnamigen orientalischen Sonnengott zur obersten Gottheit erklärte, wurden die bisherigen Kulttraditionen zum Entsetzen der Römer außer Kraft gesetzt und unter anderem das so genannte Palladium, das uralte Kultbild der Göttin Athena aus Troja, aus der Obhut der Vesta in den Tempel des neuen Staatsgottes überführt. Elagabals Nachfolger Severus Alexander, aus dessen Regierungszeit der hier gezeigte Denar stammt, machte die verhassten Maßnahmen seines Vorgängers wieder rückgängig und gab der Göttin Vesta ihre alte Bedeutung und Funktion zurück. Aus diesem Grund ist es verständlich, dass Julia Mamaea, die Mutter des neuen Kaisers, diese für das römische Volk so wichtige Gottheit auf ihren Münzen darstellen ließ. Sie und ihr Sohn Severus Alexander stammten aus Syrien, weshalb die Betonung alter römischer Traditionen zur Legitimation der ausländischen Herrscherdynastie diente. [Sonja Hommen]

Denar für Julia Maesa mit Darstellung der Pudicitia

Die römische Frau sollte idealerweise sittsam sein, in einmaliger keuscher Ehe leben und jegliche Ausschweifungen vermeiden, doch entsprach dies nicht unbedingt der Realität, wie man von antiken Autoren weiß. Umso wichtiger war es daher, dass die Frauen des Kaiserhauses hier eine Vorbildfunktion erfüllten und diese durch die Darstellung der Pudicitia, der Personifikation der ehelichen Keuschheit, auf ihren Münzen verbreiteten. Der typische Verschleierungsgestus der Pudicitia, wie auch auf diesem Denar für Julia Maesa zu erkennen, verweist gleichzeitig auf die sich verhüllende Sittsamkeit wie auch auf den Schleier der Braut als Symbol des Ehestandes. Dieses Motiv scheint passend für Julia Maesa ausgewählt, eine Schwester der zur Zeit dieser Prägung bereits verstorbenen Kaiserin Julia Domna und Großmutter des regierenden Kaisers Elagabal, da ihr ein mäßigender Einfluss auf ihren ausschweifenden Enkel nachgesagt wurde und sie als ältere römische Matrone über jeden Verdacht der Unsittlichkeit erhaben war. Allerdings gehörten Bescheidenheit und Zurückhaltung offenbar nicht zu ihren Tugenden, da sie an Aufstieg und Fall mehrerer Kaiser, unter anderem ihres Enkels Elagabal, aktiv beteiligt gewesen sein soll. [Sonja Hommen]

Denar des Elagabal für Julia Soaemias mit Darstellung der Venus

Die Göttin Venus begegnet auf Münzen der römischen Kaiserzeit meist unter dem Beinamen Victrix (die Siegende) oder, als Stammmutter der julischen Herrscherdynastie und des ganzen römischen Volkes, auch als Venus Genetrix (die Erzeugerin/Mutter). Auf diesem Denar der Julia Soaemias, der Mutter des Kaisers Elagabal, erscheint Venus zwar mit ihren üblichen Attributen, wie zum Beispiel dem Apfel, der sie als die Schönste kennzeichnet, doch trägt sie hier den ungewöhnlichen Namen Caelestis (die Himmlische). Dea Caelestis (die Himmelsgöttin) ist die lateinische Bezeichnung für die orientalische Göttin Tanit/Astarte, die unter dem aus Syrien stammenden Kaiser Elagabal eine neuartige und für die Römer entsprechend befremdliche Prominenz im Staatskult erhielt. Der Wirkungsbereich der ausländischen Gottheit, die gleichzeitig Himmels- und Erdgöttin, Jungfrau und Mutter sein konnte, war derart weit gefasst, dass ihr Name Caelestis verschiedenen römischen Göttinnen angefügt werden konnte, wie der Juno oder eben auch der Venus. Das Kind, das auf diesem Münzbild vor der Göttin steht, könnte ein flügelloser Cupido sein, wahrscheinlicher aber soll es die mütterliche Fürsorge der Stammmutter Venus darstellen. Vielleicht weist es aber auch auf die Rolle der Julia Soaemias als Mutter des Kaisers hin. [Sonja Hommen]

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