"Am 30. Juni 1828 schlug der Blitz in ein von zwei armen Familien bewohntes Haus der württembergischen Stadt Tuttlingen und tötete von 10 Bewohnern 4 weiblichen Geschlechts." Diese Zeitungsnotiz gab dem Stuttgarter Dichter Gustav Schwab (1792-1850) Anstoß zu einem Gedicht, das ein halbes Jahr später in Cottas Morgenblatt für gebildete Stände unter der Überschrift "Der Feiertag" erschien. Unter dem Titel "Das Gewitter" wurde Schwabs Ballade im 19. Jahrhundert populär; bis 1910 war es im Lesebuch für Volksschulen abgedruckt...Vor Ort in Tuttlingen entstand nach dem Unglück dieses Blatt mit einer "Grabschrift deren welche der Blizstrahl getödet hat" von unbekannter Hand. Das Unglückshaus mit dem vom Blitz durchschlagenen Dach wird von zwei Engeln flankiert, deren Schriftrollen den Ort des Geschehens und die Namen der Opfer festhalten: "Dieses große Unglük geschah den 30. Juno 1828 morgens zwischen 7 und 8 Uhr in der Wohnung Phillipp Hilzingers und Georg Martin Freundlichs" (Engel links) und "Sie waren welche ihr Leben verloren Barbara Reßin alt 71 Jahr 4 Tag und Deren Tochter Rosina Hilzingerin alt 52 Jahr minder 18 Tag und deren Tochter Elisabetha alt 17 Jahr u. ein Megdlen fremd hier 7 Jahr" (Engel rechts)...Darunter mahnt ein Sinngedicht zu Gottesfürchtigkeit ("... Es zog ein finster Gewölk daher/als ob die Nacht vorhanden wär/Und öffnet sich durch einen Blitz/Schlug ein in diesen Wohnung Siz/Durch einen harten Doner Schlag/ruft Gott vier Seelen zu sich ab ...").