Der truhenförmige Holzkasten lässt sich an der Vorderseite mit einem Schlüssel öffnen und gleichzeitig der Deckel und zwei Türen seitlich ausklappen. Sie geben den Blick frei auf Fächer für kleine Gefäße und schmale Schubladen. Aufbau und Fertigung des Stückes sind typisch für Reiseapotheken aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Wohl etwas später, um 1820, wurde der Innendeckel mit einer Tapete ausgekleidet...In den Fächern stehen 12 quadratische Glasfläschchen mit Zinnschraubverschluss und runde Deckeldosen aus Zinn. Einige tragen noch ein Papieretikett mit einer Nummer und der Inhaltsangabe, sichtbar durch Öffnungen in der Front der Fächer. Die Schubladen bergen Pulverbriefchen - kleine gefaltete Umschläge mit geringen Mengen von Arzneipulvern...Darunter sind Mittel, die bei Verdauungsbeschwerden helfen sollten (Chinesischer Rhabarber und Purgierwurzel, das Pulver der mexikanischen Jalape), Appetit anregende Mittel (Tinctura Aromatica mit Essig, Tinctura Amara mit Bitterstoffen), erwärmende und harntreibende Zimttinktur, das oft mit Opium bereitete Schmerzmittel Tinctura Anodynum, Campher und intensiv riechender Moschus als anregende Mittel sowie das aus Weinstein bereitete Brechmittel Tartarus Emeticus. Eine Schublade birgt Emplast(rum) Anglicum, mit dem Arzneistoffe auf die Haut aufgebracht wurden. Dieses "Englische Pflaster" ist ein Vorläufer unseres heutigen Heftpflasters...Der Inhalt dieser Reiseapotheke entspricht ganz den damaligen Regeln arzneilicher Versorgung und barg, was man für unbedingt nötig hielt, um sich auf Reisen oder im Haus bei Notlagen und Krankheit zu wappnen. Kräuter- und Arzneibücher gaben für die wohlhabende, gebildete Bevölkerung Empfehlungen, welche Arzneimittel man vom Apotheker kaufen und bevorraten sollte oder teils auch selbst herstellen konnte.