Das Ifa-Brett, welches im Ritus der Yoruba, einem Volk im heutigen Benin und Nigeria, benutzt wurde, ist das älteste bekannte, künstlerisch gestaltete Holzobjekt Schwarzafrikas. Es handelt sich bei dem Ulmer Exemplar um ein Wahrsagebrett, das von einem hochangesehenen Orakelpriester, der wahrscheinlich im Dienste eines Königs stand, verwendet wurde. Wenn ein Mensch oder ihm nahestehendes Familienmitglied mit Krankheit, Schadzauber, Problemen oder allgemeiner Not konfrontiert wurde, rief der Priester die Gottheit Ifa um Hilfe an. Er warf 16 Palmnüsse in die Luft und versuchte, so viele wie möglich wieder aufzufangen. Je nachdem, ob die aufgefangenen Nüsse eine gerade oder ungerade Zahl ergaben, wurden ein oder zwei Striche in das über das Brett gestreute Maniok-Mehl gezogen. Dieses Verfahren konnte mehrmals wiederholt werden. Das entstandene Muster wurde vom Priester mit entsprechenden Orakelversen interpretiert. Sie enthielten für gewöhnlich ein Gedicht, eine Prophezeiung und die Anweisung für ein Opfer. Dieser Wahrsagekult mittels Ifa-Brett wird heute noch vom Volk der Yoruba gepflegt. Dem Ulmer Holzbrett, das zur Sammlung des Christoph Weickmann gehörte, kommt darüber hinaus aus zwei Gründen größte kulturhistorische Bedeutung zu: Einerseits lässt der reichverzierte Brettrand aus verschiedenen Tier- und Menschendarstellungen für die Ethnographie bedeutende ikonographische Details erkennen, andererseits gilt dieses hervorragend konzipierte Wahrsagebrett als Meisterwerk sakraler Yoruba-Kunst.