Adolf Hölzel: Kiesgrube, 1907
Hölzel zählt mit seinem Werk zu den Pionieren der ungegenständlichen Kunst. Älter als die anderen ungegenständlichen Künstler beschritt er diesen Weg seiner Zeit weit vorausgreifend, ohne die Bestätigung seiner Freunde und Altersgenossen. In Dachau beginnend setzt sich dieses Bestreben in seiner Zeit als Professor an der Königlich Württembergischen Kunstakademie endgültig durch. Mit Schülern wie Oskar Schlemmer, Willi Baumeister und Johannes Itten prägt Hölzel die Kunst die im Bauhaus ihren intern. Rang beweist.
Im ohnehin nicht sehr umfangreichen OEvre der Ölgemälde steht die "Kiesgrube" am Beginn von Hölzels Weg zur ungegenständlichen Kunst. Hölzel war schon um 1900 zu einer enormen künstlerischen Freiheit gelangt. Hierbei nimmt die Werkgruppe der Dachauer Moos-Landschaften eine besondere Stellung ein. Diese Dachauer Landschaften werden für Hölzel zum Experimentierfeld, in dem er die Möglichkeiten künstlerischer Gestaltung erforscht. Bilder, deren Farbauftrag von größter Pastosität bis zur Lasurmalerei reichen, entstehen bis zu seiner Berufung an die Stuttgarter Akademie Ende 1905. Die "Kiesgrube" zählt hierunter zu den radikale Werken. Spannungsvoll wird der Farbkontrast blau/ockergelb gegeneinander aufgebaut. Nur im Mittelbereich wird das Motiv ausgearbeitet, am oberen und unteren Bildrand beschränkt sich Hölzel auf die getönte Grundierung, die er mit Ölfarben aquarellhaft lasierend übergeht. So bleibt die Farbe an die Bildfläche gebunden und behält dennoch Bildtiefe mittels nahsichtiger Unschärfe. Diese Gemälde Hölzels stehen in ihrer Radikalität den Seerosenbildern Monets nahe, in denen die Bildgrund und Farbe gestaltend gegeneinander gesetzt werden. Hölzel greift damit weit über seine Generationsgenossen, wie Corinth oder Liebermann, hinaus und macht seine herausragende Stellung für die Kunst des 20. Jahrhunderts deutlich.
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