Anonym: Vermählung Mariens, Anfang 16. Jhd.
Das hochformatige Gemälde zeigt in vielfiguriger Szenerie die Vermählung Mariens. Im Bildzentrum ist Maria in Rückansicht platziert. Als einzige Gestalt mit goldgelbem Nimbus und offenem bekränztem Haaren dargestellt, schreitet sie in tiefblauem gegürtetem Gewand die 15-stufige Treppe zur geöffneten Goldenen Pforte des Tempels empor, wie es die Legende im Marianischen Festkalender beschreibt. Die diagonal ins Bild gesetzte Treppe teilt vertikal die untere Bildhälfte, auf deren rechter Seite vermutlich Joachim und Zacharias korrespondierend der Mutter Anna auf der linken Seite gegenübergestellt sind. Der Legende zufolge war die Hl. Anna von ihren Töchtern Maria Heli und Maria Cleophae begleitet, deren Darstellung mit den beiden Frauen hinter Anna interpretiert werden könnte. Hinter den verschleierten drei Frauen mit langen Gewändern und Mänteln stehen zwei im Gespräch begriffene Männergestalten. Während der Vordere mit schleierartiger Kopfbedeckung und langem Gewand im Zeigegestus auf die emporschreitende Maria dargestellt ist, ist sein Gesprächspartner nur mit Kopf und phrygischer Mütze sichtbar. Beide werden in der Legende nicht erwähnt. Am Gewände der geöffneten Pforte stützt sich Joseph, seiner Braut entgegenblickend, mit der Hand am Treppengeländer ab. Hinter ihm öffnet sich dem Betrachter das Innere des Tempels mit dem weißbetuchten Altartisch und dem Maria zugewendeten Hohepriester
mit Begleiter im Hintergrund. Der Tempel ist mit seinen spitzbogigen Fenstern mit teilweisem Maßwerk und Bleiverglasung als spätgotische Kirche dargestellt.
Das Stifterwappen in der rechten unteren Bildecke zeigt im horizontal zweigeteilten Schild ein rotes Jagdhorn auf weißem (silbernem) Grund und drei gebündelten Zweigen einer dreiblättrigen Pflanze auf schwarzem Grund. Es ist bereits als österreichisches Adelswappen interpretiert und in Siebmachers Wappenbuch abgebildet.
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