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Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg Moderner Strafvollzug [o. Inv.] Archiv 2021-11-14 21:34:23 Vergleich

Improvisierte Schnapsdestille

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1# Improvisierte Schnapsdestille1# Improvisierte Schnapsdestille
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3[Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg](https://bawue.museum-digital.de/?t=institution&instnr=32)3[Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg](https://bawue.museum-digital.de/institution/32)
4Sammlung: [Moderner Strafvollzug](https://bawue.museum-digital.de/collection/1325)
4Inventarnummer: o. Inv.5Inventarnummer: o. Inv.
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6Beschreibung7Beschreibung
71975 hatte in Stuttgart-Stammheim einer der spektakulärsten Strafprozesse in der Geschichte der Bundesrepublik begonnen: Mit Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe wurden die führenden Mitglieder der ersten RAF-Generation angeklagt. Zwei Jahre lang hatte die RAF mit Banküberfällen, Mordanschlägen und Sprengstoffattentaten die Republik erschüttert, bis im Juni 1972 innerhalb weniger Tage der "harte Kern" der RAF gefasst wurde. Für den Prozess wurden die Gefangenen in die Justizvollzugsanstalt Stammheim verlegt, wo ein Hochsicherheitstrakt eingerichtet worden war, in dem die RAF-Terroristen getrennt von den übrigen Strafgefangenen untergebracht waren. "Stammheim" wurde schnell zum Inbegriff der RAF-Legende. Mit Hungerstreiks gegen die angebliche Isolationshaft gelang es den RAF-Gefangenen in Stammheim, Privilegien zu erpressen, die im Justizvollzug der BRD einmalig geblieben sind. 8Für den RAF-Prozess wurden 1975 die Mitglieder der Baader-Meinhof-Bande in die Justizvollzugsanstalt Stammheim verlegt, wo für ihre Unterbringung ein Hochsicherheitstrakt eingerichtet worden war. Im Zusammenhang mit den daraufhin aufkommenden Hungerstreiks wurden den Untersuchungshäftlingen Gerätschaften für eine künstliche Ernährung ausgehändigt, vor allem Infusionsschläuche aus PVC. Jan-Carl Raspe nutze diese, um sie in einem selbstkonstruierten Destilliergerät zu verbauen. Zur Erhitzung der Obstmaische hatte Raspe aus Elektrokabeln, Kugelschreiberminen und der Aluhülse eines Edding-Faserschreibers einen kleinen Tauchsieder konstruiert und als Auffangbehälter zwei Nescafe-Gläser verwendet.
8Im Zusammenhang mit den Hungerstreiks wurden den Untersuchungshäftlingen Gerätschaften für eine künstliche Ernährung ausgehändigt, vor allem Infusionsschläuche aus PVC. Andreas Baader hatte diese beim Gefängnisarzt beantragt, damit die Häftlinge den Gebrauch von Magensonden zur künstlichen Ernährung "trainieren" könnten (!). Jan-Carl Raspe, technisch versiert, hat aus diesen Schläuchen eine Destillieranlage zum Schnapsbrennen gebaut. Zur Erhitzung der Obstmaische hatte Raspe aus Elektrokabeln, Kugelschreiberminen und der Aluhülse eines Edding-Faserschreibers einen kleinen Tauchsieder konstruiert. Anleitungen und Rezepturen zur Schnapsherstellung kursieren in jedem Gefängnis. Sie dürften den RAF-Häftlingen bei den Umbauarbeiten im Hochsicherheitstrakt in die Hände gekommen sein, die in Stammheim aus Kostengründen von "regulären" Gefängnisinsassen durchgeführt wurden. 9Das Strafvollzugsmuseums in Ludwigsburg hat dieses selbstgebaute Destilliergerät von Horst Bubeck erhalten, der in den Jahren der RAF-Prozesse stellvertretender Vollzugsdienstleiter in Stammheim war.
9Das Strafvollzugsmuseums in Ludwigsburg hat die Gerätschaften von Horst Bubeck erhalten, der in den Jahren der RAF-Prozesse stellvertretender Vollzugsdienstleiter in Stammheim war. Neben der hier gezeigten Destille wurden in dem von der RAF belegten Zellentrakt übrigens auch mehrere Pizzaöfen gefunden, die Raspe für Andreas Baader gebaut hat.
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41Stand der Information: 2021-11-14 21:34:2344Stand der Information: 2023-11-16 17:18:02
42[CC BY-NC-SA @ Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)45[CC BY-NC-SA @ Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg

Objekt aus: Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg

Viele verschlossene Türen, vergitterte Fenster, kein persönlicher Freiraum. Justizvollzugsanstalten – Lebensräume von Menschen, von Außen kaum...

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