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HfG-Archiv Ulm HfG-Archiv Dokumente [HfG-Ar Sti AZ 619.08]
https://www.museum-digital.de/data/bawue/resources/documents/202202/01141026945.pdf (HfG-Archiv/Museum Ulm RR-P)
Herkunft/Rechte: HfG-Archiv/Museum Ulm / Aicher, Otl (RR-P)
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Beschreibung

"kann deutschland eine demokratie werden?", fragt Otl Aicher im Juni 1948, und antwortet gleich darauf selbst: "wir sehen dazu solange keine möglichkeit, als es der deutsche nicht lernt, sich selbst zu regieren."
Nach sieben Jahren Kriegseinsatz war Otl Aicher 1945 in seine zerstörte Heimatstadt Ulm zurückgekehrt. Gemeinsam mit seiner späteren Frau Inge Scholl hatte er sofort begonnen, eine Bildungsinstitution aufzubauen, die in der jungen Bundesrepublik legendär werden sollte: Die Ulmer Volkshochschule. Unmittelbar nach Kriegsende war das Bedürfnis der Menschen nach geistiger Anregung groß gewesen und sie waren in die Vorträge und Veranstaltungen geströmt. Doch schon bald begannen die Menschen sich mehr und mehr wieder auf ihren Alltag und ihr materielles Wohlbefinden zu konzentrieren.

Inge Scholl und Otl Aicher waren über diese Veränderungen enttäuscht. Sie hatten sich die geistige Erneuerung nachhaltiger und allgemeiner vorgestellt. Anfang 1948 gründeten sie deshalb das "Studio Null" als eine privaten Diskussionskreis. Hier entstand schon bald die Idee, neben der Volkshochschule eine weitere, "neue schule" zu gründen. Junge Leute sollten für die Staatsform der Demokratie begeistert werden und eine Ausbildung etwa als Journalisten, Politiker, aber auch Produktgestalter oder Grafiker erhalten. Fünf Jahre später war daraus die Hochschule für Gestaltung geworden, die im August 1953 ihren Unterrichtsbetrieb aufnahm.
In seinem programmatischen Text fordert Aicher seine Ulmer Mitbürger auf, in Sachen Bildung und Demokratisierung "zur selbsthilfe" zu greifen: "wir wollen eine schule, die das fenster zur welt aufreisst, die uns am geschehen der zeit und am erbe der vergangenheit teilnehmen lässt." Die "neue schule" sollte ein geistiges Zentrum inmitten der zerstörten Stadt sein, angesiedelt in einer alten Kasernenanlage an der Donau mit einen Theater, einem Clubhaus, Experimentier- und Bastelräumen sowie Sälen für Arbeitsgemeinschaften und Kurse - ein "gemeinschaftswerk (...). mit dieser schule wollen wir beginnen, ein gefühl für gemeinschaftsaufgaben und für die initiative zu wecken die beim gemeinen mann liegt."

Das Dokument stellt ein gutes Beispiel dafür da, wie Aicher aus konkreten Gegebenheiten - dem verwahrlosten Kasernengebäude, dem materiellen wie geistig-weltanschaulichen Mange dieser Zeit - seine Ideen entwickelte und sie daran festmachte. Gleichzeitig ist der Text ein gutes Zeugnis für eine Haltung, die für den gesamten Freundeskreis um die Geschwister Scholl typisch war: Die Bereitschaft und der Wille, Verantwortung zu übernehmen und dabei beispielhaft in die für gut befundene Richtung voranzugehen.

Material/Technik

Schreibmaschine auf Papier

Maße

10 Blatt Din A4

Literatur

  • Ulmer Museum/HfG-Archiv, Christiane Wachsmann, Brigitte Reinhardt (Hrsg.) (1996): Hochschule für Gestaltung Ulm. Die frühen Jahre. Ulm
  • Wachsmann, Christiane (2018): Vom Bauhaus beflügelt. Menschen und Ideen an der Hochschule für Gestaltung Ulm. Stuttgart

Links/Dokumente

HfG-Archiv Ulm

Objekt aus: HfG-Archiv Ulm

Die Hochschule für Gestaltung Ulm (1953-1968) war eine international anerkannte Ausbildungsstätte für Industriedesign. Ihre Gründer − Inge Scholl,...

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