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Museum Ulm Projekt zur Aufarbeitung der Bestände aus kolonialen Kontexten [1910.2533a] Archiv 2023-11-25 11:26:00 Vergleich

Afrikanisches Männergewand (babban riga)

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5Inventarnummer: 1910.2533a5Inventarnummer: 1910.2533a
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7Beschreibung7Beschreibung
8Weißes besticktes Gewand der Hausa aus Baumwollstoff, der aus gewebten schmalen Streifen besteht, die zusammengenäht werden (Bandstreifen-Weberei). Der Mittelteil besteht aus vertikalen Streifen, die Ärmel aus horizontalen Streifen. 8Weißes besticktes Männergewand der Hausa aus Baumwollstoff, der aus gewebten schmalen Streifen besteht, die zusammengenäht werden (Bandstreifen-Weberei). Der Korpus in der Mitte besteht aus vertikalen Streifen, die Ärmel aus horizontalen Streifen.
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10Am Halsausschnitt finden sich ein eingesetztes Zierband und aufgestickte Ornamente. Unterhalb des Halsausschnittes setzt eine aufgenähte rechteckige Tasche an, die sich über die linke Seite der Robe erstreckt. Sie ist ebenfalls mit unterschiedlichen Ornamenten bestickt (u.a. mit dem sogenannten "Two Knives"- / "aska biyu"-Motiv). 10Am Halsausschnitt finden sich ein eingesetztes Zierband und aufgestickte Ornamente. Unterhalb des Halsausschnittes setzt eine aufgenähte rechteckige Tasche an, die sich über die linke Seite der Robe erstreckt. Sie ist ebenfalls mit unterschiedlichen Ornamenten bestickt (u.a. mit dem sogenannten "Two Knives"- / "aska biyu"-Motiv).
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12Des Weiteren befindet sich vorne auf der rechten Seite des Gewandes ein Kreisornament, das von einer spiralförmigen Linie umgeben ist. Das Innere des Kreises ist mit einem Quadrat gekreuzt und mit der runden Lochstickerei gefüllt. Auf der Rückseite wiederholt sich das Kreisornament (sogenanntes "Tambari"-Motiv). 12Des Weiteren befindet sich vorne auf der rechten Seite des Gewandes ein Kreisornament, von dem eine spiralförmige Linie abgeht. Das Innere des Kreises ist mit einem Quadrat gekreuzt und mit der runden Lochstickerei gefüllt. Auf der Rückseite wiederholt sich das Kreisornament (sogenanntes "Tambari"-Motiv).
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14In der Region der Hausa-Staaten gab es bereits vor dem 16. Jahrhundert eine reiche Textilproduktion und die Herstellung großer, prächtiger Gewänder. Mit der Ausbreitung des Islams und insbesondere mit der Gründung des islamischen Staates Sokoto (1804 - 1903) ergab sich ein enormes Wachstum der Textilproduktion. Gerade solche ausladenden, bestickten Roben fanden in Westafrika im 19. Jahrhundert weite Verbreitung in Zusammenhang mit deren Bedeutung im Kalifat Sokoto. Die Anfertigung der Gewänder stand in Verbindung mit der islamischen Verwaltung. Sie wurden zur offiziellen Kleidung des Kalifats, indem sie Repräsentanten der Verwaltung markierten und unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit von der muslimischen Elite getragen wurden. Zudem waren sie Indikatoren für Status und Prestige und hatten diplomatische Funktionen - u.a. als Geschenke. In Sokoto wurden die Roben (teilweise in geringerer Qualität) auch für den Exportmarkt nach ganz Westafrika hergestellt. 14Solche Roben waren vor allem im ehemaligen Kalifat Sokoto verbreitet. In der Hausa-Sprache werden solche ausladenden und reich bestickten Gewänder "rigan giwa" ("Gewand des Elefanten") oder "babban riga" ("Großes Gewand/Hemd") genannt.
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16Solche ausladenden und reich bestickten Gewänder wurden im 19. Jahrhundert von Männern getragen. In der Hausa-Sprache werden sie allgemein als "babban riga" ("Großes Gewand/Hemd") bezeichnet. Im Sokoto-Kalifat wurden sie in ihrer Funktion als Statussymbol innerhalb der Kalifatsverwaltung auch "rigan giwa" ("Gewand des Elefanten") genannt.
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18Das Objekt ist Teil des Konvoluts, das im März 1910 als Schenkung des Oberleutnants Picht in die Sammlung des Gewerbemuseums Ulm kam. 16Das Objekt ist Teil des Konvoluts, das im März 1910 als Schenkung des Oberleutnants Picht in die Sammlung des Gewerbemuseums Ulm kam.
19Beim Schenker handelt es sich um Erhard Picht (1882 - 1910), der ab 1900 beim Feldartillerie-Regiment „König Karl“ (1. Württembergisches), Nr. 13 in Ulm/Ludwigsburg und ab 1904 als Direktor bei der Westafrikanischen Pflanzungs-Gesellschaft "Victoria" in Kamerun tätig war.
201908 ließ Erhard Picht eine Sammlung afrikanischer Gegenstände nach Berlin transportieren, wo er zeitweise wohnte. Darunter waren vermutlich auch Objekte, die 1910 nach Ulm gingen. Einen Teil der Sammlung verkaufte er 1908 bereits an das Museum für Völkerkunde in Berlin. Erhard Picht verstarb im April 1910, kurz nach der Schenkung an das Gewerbemuseum Ulm, in Berlin an Malaria.
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22Es ist möglich, dass Erhard Pichts Bruder Heinrich in die Abwicklung der Schenkung involviert oder auch teilweise an der Sammlung der afrikanischen Objekte beteiligt war. Heinrich Picht (*18.05.1884) war ab 1902 als Pflanzer in Kamerun beschäftigt und gründete 1907 die Deutsche Kautschuk-AG (ab 1923 Ekona AG) mit Sitz in Berlin. Um 1903 erhielt er den Auftrag, in Verhandlung mit Stammesoberhäuptern einheimische Arbeiter für die Plantagen zu gewinnen. Dazu begab er sich auf eine Reise durch das nordwestliche Kamerun bzw. die heutige Provinz Nord-Ouest. Einige der Objekte aus der Schenkung stammen aus dem Gebiet, in dem er unterwegs war. 18Beim Schenker handelt es sich um Erhard Picht (1882 - 1910), der ab 1900 beim Feldartillerie-Regiment „König Karl“ (1. Württembergisches), Nr. 13 in Ulm/Ludwigsburg und ab 1904 als Direktor bei der Westafrikanischen Pflanzungsgesellschaft "Victoria" in Kamerun tätig war.
23Heinrich Picht hatte ebenfalls Verbindungen zu Ulm, wo er u.a. im Oktober 1906 einen Vortrag über seine Reisen in Kamerun hielt.191908 ließ Erhard Picht eine Sammlung afrikanischer Gegenstände nach Berlin transportieren, wo er zeitweise wohnte. Darunter waren vermutlich auch Objekte, die 1910 nach Ulm gingen. Einen Teil der Sammlung verkaufte er 1908 bereits an das Museum für Völkerkunde in Berlin. Erhard Picht verstarb im April 1910 in Berlin an Malaria.
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21Es ist möglich, dass unter den Objekten, die Erhard Picht dem Museum geschenkt hat, auch Gegenstände sind, die sein Bruder Heinrich Picht (*18.05.1884) gesammelt hat. Dieser war ab 1902 als Pflanzer in Kamerun beschäftigt und gründete 1907 die Deutsche Kautschuk-AG (ab 1923 Ekona AG) mit Sitz in Berlin. Um 1904 begab sich Heinrich Picht in Begleitung einheimischer Stammesoberhäupter auf eine Reise durch das nordwestliche Kamerun bzw. die heutige Provinz Nord-Ouest, um Arbeiter für die Plantagen anzuwerben. Einige der Objekte aus der Schenkung stammen aus dem Gebiet, in dem er unterwegs war.
22Heinrich Picht hatte ebenfalls Verbindungen zu Ulm, wo er im Oktober 1906 bei der dortigen Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft einen Vortrag über seine Reisen in Kamerun hielt.
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25Material/Technik24Material/Technik
26Baumwolle; gewebt, gestickt, genäht25Baumwolle; gewebt, gestickt, genäht
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34- Hergestellt ...33- Hergestellt ...
35 + wer: [Hausa (Volk)](https://bawue.museum-digital.de/people/45200)34 + wer: [Hausa (Volk)](https://bawue.museum-digital.de/people/45200)
36 + wann: 19. Jahrhundert35 + wann: Vor 1910 [circa]
37 + wo: [Kamerun](https://bawue.museum-digital.de/oak?ort_id=1707)36 + wo: [Kamerun](https://bawue.museum-digital.de/oak?ort_id=1707) <span>[wahrsch.]</span>
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39- Besessen ...38- Besessen ...
40 + wer: [Erhard Picht (1882-1910)](https://bawue.museum-digital.de/people/205006)39 + wer: [Erhard Picht (1882-1910)](https://bawue.museum-digital.de/people/205006)
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64Stand der Information: 2023-11-25 11:26:0063Stand der Information: 2022-07-11 11:49:51
65[CC BY-NC-SA @ Museum Ulm](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)64[CC BY-NC-SA @ Museum Ulm](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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