Der Stuttgarter Künstler Karl Textor malte dieses Historiengemälde in den 1880er Jahren und stellte es anschließend an mehreren Orten aus. Sowohl sein originaler Titel als auch die abgebildeten Personen sind überliefert. Das Gemälde zeigt eine Versammlung zum Augsburger Reichstag 1530. Dabei sitzen die konfessionellen Lager einander gegenüber. Links wird der thronende Kaiser Karl V. von „Altgläubigen“ flankiert, wie den Mainzer Erzbischof oder den brandenburgischen Kurfürsten. Rechts sitzen die Protestanten, unter denen man den sächsischen Kurfürsten und Philipp Melanchton erkennt. Die Versammelten verfolgen gespannt das zentrale Geschehen: Der junge Herzog Christoph unterbricht kühn die Belehnung des österreichischen Erzherzogs Ferdinand mit Württemberg, indem er auf seine Rechte an dem Herzogtum seines vertriebenen Vaters verweist. Textor folgt in seiner Darstellung der württembergischen Historiographie seiner Zeit. Ihrer Ansicht nach habe die Übertragung Württembergs an Österreich vor Christophs Augen den jungen Herzog zu seinem Protest animiert. Dass Christoph tatsächlich nicht wie hier dargestellt auf dem Reichstag, sondern erst Jahre später protestierte, war allerdings auch im 19. Jahrhundert bekannt.
[Marian Elsenheimer]