Hans Multscher (Umkreis): Kruzifix mit Rückwand, um 1450
Die aus Roggenbeuren stammende Figur des gekreuzigten Jesus wurde vollplastisch gearbeitet und anschließend auf einem flachen Kreuz montiert. Dieses wurde auf einer rot gerahmten Altarrückwand angebracht. Kreuz und Wand sind mit goldenen Ornamenten verziert. Oben ist der Kreuztitulus I.N.R.I angebracht, eine Abkürzung für den lateinischen Satz Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum („Jesus von Nazareth, König der Juden“). Er verweist auf eine Inschrift, die Pontius Pilatus als Angabe der Schuld und Rechtsgrundlage auf dem Kreuz Jesu anbringen ließ. Der Korpus ist mit Eisennägeln am Kreuz befestigt. Sein zur Seite gefallener Kopf wird von einem Dornenkranz bekrönt. Aus den Wunden läuft Blut über seinen Körper.
Das Kruzifix wurde 1989 im Zuge von Renovierungsarbeiten an einer Wegkapelle im Deggenhausertal entdeckt. Übermalungen aus dem 19. Jahrhundert ließen es zunächst als unbedeutendes Werk der Neugotik erscheinen. Zuvor hatte es bereits in der Barockzeit eine erste Überfassung erhalten. Durch diese Farbschichten geschützt, haben sich die originale Fassung und Vergoldung der eigentlich für den Innenraum geschaffenen Arbeit trotz der 150 Jahren Außenanbringung fast vollständig erhalten. Sie konnten durch Restaurationsarbeiten freigelegt werden und sind heute wieder sichtbar. Das Kruzifix mit Altarrückwand konnte der Werkstatt Hans Multschers (um 1400-1467) zugeordnet werden und gehörte vermutlich zur ehemaligen Ausstattung der Roggenbeurer Pfarrkirche St. Verena. Im Zuge der Entgotisierung wurden viele der dortigen Kunstwerke in die umliegenden Kapellen verteilt.
