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SchlagworteFirma Erhard & Söhnex
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Fotografie: Das Fabrikgebäude der Firma Erhard & Söhne in der Bocksgasse in Schwäbisch Gmünd

Museum im Prediger Schwäbisch Gmünd Julius Erhard'sche Bilderchronik (JEB) [JEB-3051-F-503-3]
Schwäbisch Gmünd: Das Fabrikgebäude der Firma Erhard & Söhne in der Bocksgasse (Museum und Galerie im Prediger CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum und Galerie im Prediger (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Bemerkungen: Die Gründung des Unternehmens Erhard & Söhne 1844 ging auf Karl Gottlob Erhard (1790 - 1874), der Sohn eines Großheppacher (heute Stadtteil von Weinstadt) Pfarrers, zurück. 1810 war dieser in das Handelshaus Debler in der Bocksgasse 18 (sog. Grüne Haus) als Handelsgehilfe eingetreten. Über seine Heirat mit der jüngsten Tochter Maria Germania Theresia Debler (1794 - 1871) kam er in den Besitz des "grünen Hauses. 1816 assoziiert er sich mit Ludwig Gerber, der ein Engrosgeschäft in Gmünder Gold-, Silber- und Semilorwaren und Perlstrickereien unterhielt. Die Zusammenarbeit hielt bis zur Gründung der Metallwarenfabrik in der Bocksgasse (zwischen Turniergraben und Badmauer 14) 1843/44, die er anstelle des auf sein Bestreben hin abgerissenen Gasthauses zum Bock erbauen ließ, 27 Jahre an. Dabei übernahm Carl Gottlob Erhard die kaufmännische Leitung, seine Söhne Carl und Julius hingegen die technische und künstlerische Leitung. 1863/ 64 wurde das Fabrikgebäude zur Bocksgasse 16 hin erweitert. Mit der Produktion gegossener, geprägter und galvanoplastischer Bronzewaren wurde ein Industriezweig etabliert, den es vorher in Gmünd nicht gab. Die Firma war spezialisiert auf die Verarbeitung von Bronze, Messing, Kupfer und Zinn. Daneben stellte sie aber auch Produkte aus Edelmetall her, auf Wunsch auch aus massivem Silber. Produkte im Einzelnen: Versilberte und oxydierte Ziergegenstände: Serviettenringe, Taschenfeuerzeuge, Zigarettenetuis, Visiten- und Notiztäschchen, Toilettengarnituren, Bonbonnières, Gürtelschnallen, Stock- Schirmgriffe. - Unter seinen beiden Söhnen Karl Erhard und Julius Erhard (1820 - 1898), der sich neben seiner unternehmerischen Tätigkeit sehr stark in den Bereichen Kunst und Kultur engagierte und seine Sammlungen dem von ihm 1876 mitbegründeten Kunstgewerbemuseum schenkte bzw. vermachte, gewann das Unternehmen rasch überregionale Bedeutung. Bereits in den Anfangsjahren produzierte die Firma nicht nur für den deutschen Markt sondern auch für den Markt in Europa und den USA. Die Firma unterhielt zudem Musterlager in Stuttgart, Berlin und Hamburg. - 1901 wurde das Fabrikgebäude zum Wohn- und Geschäftshaus umgestaltet und die Fabrik zog in einen Neubau in der Weißensteiner Straße, der damals das modernste Fabrikgebäude der Stadt darstellte. - Charakteristisch für die Geschichte des Unternehmens war die Einrichtung einer industriellen, maschinellen Produktion sowie das Bemühen um Innovation in den Bereichen Technik, Form und Funktion. Dem Unternehmen gelang es zahlreiche Patente zu erwerben, was ihm die halb ironische, halb bewundernde Bezeichnung "Gmünder Probieranstalt" eintrug. In der Zeit um 1900 stellten Jugendstil-Intarsiearbeiten, für die dem Unternehmen 1904 das erste Weltpatent zugeteilt wurde, und die Filgrantechnik, bei der man auf alte Gmünder Silbertraditionen aufbauen konnte, zu den Hauptgeschäftsfeldern. Mit der Herstellung von Messingintarsien, der Erfindung des Schleuderaschers "Roulette", für den das Patent 1938 erteilt wurde, sowie Puppenstubenzubehör, das zwischen 1900 und 1910 ein Exportschlager in den USA war, erlangte das Unternehmen endgültig weltweite Bedeutung. Dies wurde durch die Erfindung der zweiwandigen Isolier- bzw. Thermoskanne, für die das Unternehmen das Patent 1956 erwarb, unterstrichen. - In der Zeit zwischen 1945 und 2004 gab es im wesentlichen zwei parallele Entwicklungsstränge in der Produktion: So wurden neben Kassetten, Rauchergarnituren, Schleuderascher und Thermoskannen gleichzeitig Fahrzeugteile, Kraftstoffbehälter aus Aluminium und Stahl für Daimler Benz, Behälter für Meiller-Kipper, Chassisteile für die Computerindustrie (IBM) sowie Waschmittelbehälter für die Druckindustrie und Querlenker für Porsche hergestellt. Erst danach stellte das Unternehmen die Produktion von kunstgewerblichem Hausgerät endgültig ein und konzentrierte sich ausschließlich auf die Herstellung von technischen Teilen für den Fahrzeugbau. - Personalien in der Geschäftsleitung: Die Söhne Julius Erhards, Hermann (1885 - 1945) bzw. Paul (1857 bzw. 1927) traten 1879 (bis 1919) bzw. 1881 (bis 1920) traten in das Unternehmen ein. Der Sohn Carl Erhards, Carl Erhard jun. (1850 -1910) trat 1872 in das Unternehmen ein. Nach seinem Ausscheiden 1906 übernahm der Metallchemiker Eugen Köhler (1879 - 1973) seinen Geschäftsanteil. 1954 schied er aus dem Unternehmen aus und übergab seinen beiden Söhnen Eduard (1907 - 1977), der den Unimog mit ins Leben rief, und Albert (geb. 1919) seinen Geschäftsanteil. Auf Erhard' scher Seite waren zwei Söhne Hermann Erhards für das Unternehmen tätig - Dr. Hermann Erhard (1883 - 1968) zwischen 1922 -1957 und Fritz Erhard (1885 - 1964) zwischen 1905 und 1955. - Die beiden Familien Erhard und Köhler waren 86 Jahre Inhaber des Unternehmens Erhard & Söhne bis die Familie Köhler ihre Anteile 1992 an SHK Karl Herzog von Württemberg und an eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank veräußerte. Die erste externe Geschäftsführung übernahm nach Dr. Heinz Erhard, der 1954 ins Unternehmen eingetreten war und Albert Köhler (Eintritt 1949) bis 2001 Willi Kehr, der dann von Alexander Kögel (geb. 1965) als Geschäftsführer abgelöst wurde. Unter seiner Leitung bezog das Unternehmen 2004 auf dem Gügling ein neues Gebäude und wurde auf die zentralen Kernkompetenzen der modernen Tank- und Behältersysteme ausgerichtet, was sich auch in dem erweiterten Unternehmensnamen "Erhard & Söhne GmbH Automotive" niederschlägt.

Beschriftung/Aufschrift

Beschriftung rechts des Fotos auf der Unterlage: "Die/ Erhard' sche/ Fabrik/ kurz vor/ ihrem teilweisen/ Abbruch/ und Umbau/ im/ October/ 1901."; auf der Rückseite der Stempel der Julius Erhard'schen Gmünder Altertumssammlung mit der alten Inv.-Nr. "392" der Julius Erhard'schen Gmünder Bilderchronik.

Material/Technik

SW-Fotografie

Maße

H 9,6 cm; B 13,5 cm (Bildgröße); H 10,8 cm; B 16,6 cm (Unterlage)

Literatur

  • Weltpatente aus Schwäbisch Gmünd. Das Unternehmen Erhard & Söhne - vom Kunsthandwerk zum Industriedesign. Sonderausstellung im Silberwarenmuseum Ott-Pausersche Fabrik 30. Juni bis 18. Oktober 2009. [Text: Gabriele Holthuis]; Bächle, Hans-Wolfgang, Butz, Egon, Das Edelmetallgewerbe in Schwäbisch Gmünd. Geschichte und Geschichtla, Schwäbisch Gmünd 1983 passim, insbesondere S. 119 - 125 sowie Ordner "Boosen"; zum Gebäude: Strobel, Richard, Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd Bd. 3. Profanbauten der Altstadt ohne Stadtbefestigung. München, Berlin 1995. , S. 45, Abb. ebd.
Museum im Prediger Schwäbisch Gmünd

Objekt aus: Museum im Prediger Schwäbisch Gmünd

Das heutige Museum im Prediger wurde 1876 durch Industrielle und kulturinteressierte Bürger*innen von Schwäbisch Gmünd als Kunstgewerbemuseum...

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