museum-digitalbaden-württemberg
STRG + Y
de
Landesmuseum Württemberg Neuenstädter Sammlung

Neuenstädter Sammlung

Sammlung der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693–1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer.

[ 2142 Objekte ]

Aureus des Tiberius mit Darstellung der Pax/Livia

Mit viel Geschick und Charisma hatte Augustus es geschafft, die von Senat und Volk von Rom regierte Republik faktisch in eine Monarchie umzuwandeln. Sein Nachfolger und Stiefsohn Tiberius sah sich als neuer Augustus und Kaiser demnach nicht nur mit einem übergroßen Vorbild konfrontiert, sondern musste auch mit seiner noch nicht ganz gefestigten Rolle als alleiniger Herrscher des Römischen Reiches zurechtkommen. Nicht zuletzt im Münzwesen behielt Tiberius daher viele Neuerungen des ersten Kaisers bei. Die schon unter Augustus sehr produktive Münzstätte in Lugdunum, dem heutigen Lyon, wurde in der Regierungszeit seines Nachfolgers zum einzigen Prägeort sämtlicher Edelmetallmünzen, während die Prägung der Bronzenominale in Rom verblieb. Auch die Auswahl der Bildmotive war nicht eben von Experimentierfreude geprägt: Auf der Rückseite aller Aurei des Tiberius findet sich eine thronende weibliche Figur, die auf Grund ihrer Attribute, einem Zepter und einem Olivenzweig, als Friedensgöttin Pax angesprochen werden kann. Häufig jedoch wird sie auch als Darstellung der Livia Augusta gedeutet, Ehefrau des Augustus, Mutter des Tiberius und somit familiäres Bindeglied zwischen dem alten und dem neuen Kaiser. [Sonja Hommen]

Denar des Tiberius mit Darstellung der Pax/Livia

Den Denaren des Kaisers Tiberius, die sämtlich aus der Münzstätte Lugdunum/Lyon im heutigen Frankreich stammen, wurden auf der Rückseite nur zwei unterschiedliche Bildmotive eingeprägt: der in einer Quadriga fahrende Kaiser und, weit häufiger, eine sitzende weibliche Gestalt mit Zepter und Zweig. Das zuletzt genannte Motiv, das gleichzeitig die Goldprägungen des Kaisers beherrscht, wurde millionenfach ausgegeben. Deshalb war es derart bekannt und verbreitet, dass es auch in Form nichtrömischer Imitationen zu finden ist. Obwohl sich die Darstellung während der gesamten Regierungszeit des Tiberius grundsätzlich nicht änderte, lässt sich doch zum Beispiel an Hand der zunehmenden Verzierung des Thrones wahrscheinlich eine chronologische Abfolge der Münzstempel rekonstruieren. Das Bild auf der Vorderseite gibt dabei einen zusätzlichen Hinweis auf den Prägezeitraum des Denars: Während seiner letzten Regierungsjahre erscheint das Münzporträt des Tiberius faltiger an Hals, Nase und Wangen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Augustus scheute dieser Kaiser, oder zumindest sein Porträtist, offenbar nicht davor zurück, sein Abbild altern zu lassen. [Sonja Hommen]

Aureus des Caligula mit Darstellung des Germanicus

Der Hinweis auf berühmte Vorfahren im Münzbild war schon zur Zeit der Münzmeister der römischen Republik ein beliebtes Mittel, um die Abstammung aus einer hochrangigen Familie zu demonstrieren und damit den eigenen sozialen Status zu legitimieren. Auch Kaiser Gaius, genannt Caligula, nutzte seine familiäre Herkunft zur Selbstdarstellung. Auf diesem Aureus zeigt er das Porträt seines Vaters Germanicus, der ein Neffe des verstorbenen Kaisers Tiberius gewesen war. Im Gegensatz zu diesem Herrscher erfreute sich Germanicus großer Beliebtheit beim römischen Volk und wurde auf Grund seiner Feldzüge in Germanien sogar als militärischer Held gefeiert. Aus diesem Grund ist es verständlich, dass sein Bild auf Gold- und Silberprägungen seines Sohnes auftaucht, welche als Sold in die Hände der römischen Soldaten gelangten. [Sonja Hommen]

As des Tiberius mit Darstellung von Globus und Ruder

Die beiden Symbole auf diesem As des Tiberius, ein Steuerruder vor dem Hintergrund einer großen Weltkugel, sind nicht schwer zu entschlüsseln. Es sind Zeichen der imperialen Regierungsgewalt des römischen Kaisers, dessen Aufgabe in der Steuerung eines Reiches bestand, das sich über große Teile der damals bekannten Welt erstreckte und darüber hinaus Anspruch auf globale Herrschaft erhob. Auf allen Münzen, die das Porträt des Tiberius auf der Vorderseite tragen, ist in der Umschrift auf der Rückseite eines seiner wichtigsten Ämter genannt: Als PONTIF(ex) MAXIM(us) war er oberster Priester des Staatskultes; ein Titel, der bis heute das Oberhaupt der römischen Religion bezeichnet und in der Spätantike von den Päpsten der römisch-katholischen Kirche übernommen wurde. Ein weiteres Amt, das in der Umschrift erwähnt wird, ist das Volkstribunat (TR(ibunicia) POT(estas) XXXVI). Dessen jährliche Erneuerung und dementsprechende Zählung verhilft dem heutigen Betrachter zu einer genauen Datierung dieser Bronzemünze in die Jahre 34/35 n. Chr. [Sonja Hommen]

Batzen des Markgrafen Georg von Brandenburg-Ansbach, 1531

Von 1531 bis 1535 ließ Georg von Brandenburg-Ansbach in großer Anzahl Batzen ausgeben - gut dreieinhalb Gramm schwere Silbermünzen. Auf der Vorderseite des in Schwabach geprägten Batzens sind die Wappen der Burggrafschaft Nürnberg (der steigende Löwe) – und der Hohenzollern (der gevierte Schild) dargestellt, die Rückseite zeigt den brandenburgischen Adler. [Matthias Ohm]

Sterbetaler des Markgrafen Albrecht II. von Brandenburg-Ansbach, 1667

Der Taler wurde ausgegeben, nachdem der brandenburgisch-ansbachische Markgraf Albrecht II. 1667 gestorben war. Der Avers zeigt den Fürsten im Brustbild von vorne. Die über beide Seiten laufende Inschrift nennt seinen Namen und seine Titel als Markgraf von Brandenburg, Herzog von Magdeburg, in Preußen, Stettin, der Wenden, in Schlesien, Krossen und Jägerndorf, Burggraf zu Nürnberg, Fürst zu Halberstadt, Minden und Kamin: ALBERT MARCH BRAND DUX MAGD PRUSS STETT POMER CASS VAND IN SEL CROS IAGERBURG NORIMB PR HALB MIND & CAM Auf dem Revers sind Geburts- und Sterbedatum und -ort des Markgrafen angegeben. [Matthias Ohm]

Taler des Fürsten Sigismund Bathory von Siebenbürgen, 1591

Sigismund Báthory war von 1581 bis 1598 Fürst von Siebenbürgen. Auf dem Taler, den er 1591 ausgab, ist er im Hüftbild nach rechts mit einem Streitkolben in der rechten Hand dargestellt. Auf der Rückseite findet sich das das von einem Fürstenhut bekrönte und von zwei weiblichen Figuren gehaltene Wappen der Familie Bathory, ein Schild mit drei Querspitzen. [Matthias Ohm]

Taler des Fürsten Gabriel Báthory von Siebenbürgen, 1612

Auf der Vorderseite nennt die Umschrift Namen und Titel des Münzherrn: GABRIEL D(ei) G(ratia) PRIN(ceps) TRAN(ssilvaniae) PAR(tium) REG(ni) HVN(gariae) D(ominus) ET SI(culorum) COMES– Gabriel von Gottes Gnaden Fürst von Transsilvanien, Herr der zum Königreich Ungarn gehörenden Teile (Transsilvaniens) und Graf der Sekler. Im Feld sind drei Schilde mit den Wappen Siebenbürgens (halber Adler und sieben Burgen) sowie der Familie des Fürsten (drei Querspitzen). Die Rückseite trägt im Feld die vierzeilige Inschrift: PRO PATRIA ARIS ET FOCIS – für das Vaterland, Haus und Hof - ein Zitat nach Ciceros „De natura deorum“ (III, 94). Die Umschrift nennt das Prägejähr: ANNO DOMINI MIL(l)ES(imo) SEXCENT(esimo) ET DVO DECIM(o) – im Jahr 1612. [Matthias Ohm]

Einseitiger Nottaler des Fürsten Gabriel Báthory von Siebenbürgen, 1611

Im Jahre 1608 erlangte Gabriel Báthory die Herrschaft in Siebenbürgen. Der aus einer hochadeligen ungarischen Familie stammende Fürst führte heftige Auseinandersetzungen mit den Siebenbürger Sachsen. So ließ er 1610 Hermannstadt besetzen und plündern. Zwei Jahre später wurde sein Heer in der Schlacht bei Marienburg vom Aufgebot der Siebenbürger Sachsen geschlagen. Während dieser Auseinandersetzungen ließ Báthory Notmünzen ausgeben, Taler, mit einseitiger Prägung. Gezeigt sind, umgeben von einem Drachen, unter einer Krone drei Schilde: Der mittlere zeigt das Wappen der Báthory, drei Schrägspitzen. Auf den beiden äußeren Schilden sind die Elemente des Wappens von Siebenbürgen dargestellt: der halbe Adler und die sieben Burgen. Unter dem Familienwappen finden sich die Angabe des Prägejahres und -orts: 1611 CIBI(nium) – Hermannstadt/Sibiu. [Matthias Ohm]

Medaille von Christian Wermuth auf die Reisen von Zar Peter dem Großen nach...

Peter der Große unternahm 1697/98 eine Reise, die ihn über Livland, Kurland und Preußen in die Niederlande führt. Dort informierte sich der Zar, zum Teil inkognito, intensiv über den Schiffsbau und arbeitete selbst auf einer Werft. An die Reise des Zaren erinnerte Christian Wermuth mit einer Medaille. Sie zeigt auf der Vorderseite die belorbeerte Büste nach rechts. Die Inschrift nennt Namen und Titel des Dargestellten: PETR(us) ALEXEIEWICZ D(ei) G(ratia) M(agnae) Moscov(iae) TZAR – Peter, Sohn des Alexander, von Gottes Gnaden Zar von Großmoskau. Auf der Rückseite ist Herkules mit Keule und Löwenfell dargestellt, die Inschrift lautet: PERLVSTRAT TERRAS A(nn)O M DCIIIC ET MDCIIC – Er besichtigte die Länder in den Jahren 1697 und 1698. [Matthias Ohm]

Sesterz des Domitian mit Darstellung des opfernden Kaisers

„Er träumte, dass Minerva, die er abergläubisch verehrte, ihr Heiligtum verließ und ihm erklärte, dass sie ihn nicht länger beschützen könne, da sie von Jupiter entwaffnet worden sei.“ Der römische Kaiserbiograf Sueton überliefert einen Traum des Domitian, durch den diesem sein nahender Tod angekündigt worden sein soll. Die Anekdote verdeutlicht, wie bedeutsam, sogar überlebenswichtig die Göttin für den Herrscher war. Das Bild der Minerva dominiert die Münzprägung Domitians, und auch auf diesem Sesterz ist sie als kleine Kultstatue in dem mit Säulen geschmückten Schrein zu erkennen. Der Kaiser opfert seiner Lieblingsgöttin offenbar Wein oder eine andere kostbare Flüssigkeit aus einer Schale, deren Inhalt er auf einen brennenden Altar fließen lässt. Wie bei kultischen Handlungen üblich, wird sein Kopf von einem Teil der Toga bedeckt. Bei dem kleinen, hier abgebildeten Heiligtum der Minerva könnte es sich um einen privaten Schrein im Palast des Kaisers auf dem Palatin handeln, weshalb dieses Münzbild fast wie eine Illustration zu Domitians Traum wirkt. [Sonja Hommen]

Sesterz des Trajan mit Darstellung der Einsetzung des parthischen Klientelkönigs

Ein Sesterz, in Bezug auf die Fläche die größte römische Münze, bot sich besonders zur Darstellung komplexer mehrfiguriger Szenen an. Unter Kaiser Trajan wurde dieser Vorzug ausgenutzt, um ein konkretes historisches Ereignis abzubilden, das laut einer Beschreibung des Autors Cassius Dio tatsächlich so stattgefunden haben soll. Im Zuge der römischen Eroberungskriege gegen die Parther, deren riesiges Reich den heutigen Iran und weite Teile des Nahen Ostens umfasste, machte Trajan im Jahr 116 den parthischen Königssohn Parthamaspates, der sich gegen seinen Vater auf die Seite Roms gestellt hatte, zum neuen Herrscher. Das Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem siegreichen Eroberer Trajan und seinem Klientelkönig kommt auf diesem Münzbild deutlich zum Ausdruck: Der römische Kaiser sitzt auf einem erhöhten Podium, offenbar begleitet von einem Prätorianerpräfekten, dem Befehlshaber seiner Leibgarde, während er den mit dem Rücken zu ihm stehenden Parthamaspates krönt. Vor dem neu eingesetzten König kniet die Personifikation der Parthia, stellvertretend für ihr Volk, deren sogenannte phrygische Mütze dem römischen Betrachter als Kennzeichen ihrer orientalischen Herkunft dient. Die Umschrift REX PARTHIS DATVS (ein König wurde den Parthern gegeben) betont noch einmal, dass der Herrscher Roms der eigentliche Akteur und Initiator dieser Königskrönung ist. [Sonja Hommen]

Dupondius des Hadrian mit Darstellung der den Kaiser begrüßenden Roma

Die Anwesenheit des römischen Kaisers in seiner Hauptstadt war nicht selbstverständlich, da häufig langwierige Kriege oder Reisen in ferne Provinzen den Herrscher fern hielten. So starb auch Kaiser Trajan 117 n. Chr. nicht in Rom, sondern in der heutigen Türkei auf dem Rückweg nach einem Feldzug. Sein Nachfolger Hadrian, der sich bis dahin als Statthalter in der syrischen Stadt Antiochia aufgehalten hatte, traf wegen dringender militärischer und diplomatischer Aufgaben in den Provinzen erst elf Monate nach seiner Ernennung in Rom ein, am 9. Juli 118 n. Chr., woran dieser Dupondius erinnert. Roma, die kriegerische Stadtgöttin und Repräsentantin des römischen Volkes, sitzt in militärischer Rüstung auf einem Brustpanzer und streckt dem Kaiser zur Begrüßung die Hand entgegen. Im Abschnitt ist die Inschrift ADVENTVS AVG(usti), Ankunft des Kaisers, zu lesen. Während der langen Regierungszeit des reiselustigen Herrschers sollten noch zahlreiche Münztypen mit dem Adventus-Thema folgen, welche Hadrians Ankunft in Städten der römischen Provinzen oder seine Heimkehr nach Rom feierten. [Sonja Hommen]

Denar des Augustus mit Darstellung des Mars Ultor-Tempels

Die Darstellung dieses kleinen Rundtempels auf Münzen des Kaisers Augustus aus dem Jahr 19 v. Chr. hat unter Numismatikern und Archäologen viel Verwirrung gestiftet. Auf Grund der Beschriftung im Abschnitt MART(is) VLT(oris) und der im Tempel abgebildeten Gottheit muss es sich hier um ein Heiligtum für den Gott Mars als Rächer handeln, dem Augustus schon 42 v. Chr. aus Dank für seinen Sieg gegen die Caesarmörder den Bau eines Tempels versprochen haben soll. Doch bei dem berühmten, archäologisch erforschten Mars Ultor-Tempel auf dem Augustusforum handelte es sich nachweisbar um ein rechteckiges Monumentalgebäude, das nicht viel mit dem zierlichen Rundbau auf diesem Denar gemeinsam hatte. Vielleicht stellt das Münzbild einen früheren, nie ausgeführten Plan des augusteischen Mars-Heiligtums dar. Wahrscheinlicher aber wird hier ein kleinerer Vorgänger- oder Übergangsbau gezeigt, der bis zur Fertigstellung des eigentlichen Tempels im Jahr 2 v. Chr. eine wichtige Funktion übernahm: Augustus und mit ihm der Gott Mars hatten nicht nur den Mord an Caesar gerächt, sondern auch die bei früheren Kriegen gegen die Parther verlorenen Feldzeichen vom Feind zurückerhalten. Für deren angemessene Unterbringung wurde offenbar der hier dargestellte Rundtempel als Provisorium geplant, was auch von der die Feldzeichen haltenden Figur des Mars angezeigt wird. [Sonja Hommen]

Aureus des Claudius mit Darstellung eines Triumphbogens

Ein typisches Phänomen der römischen Architektur sind die zahlreichen Ehrenbögen, die anlässlich eines wichtigen militärischen Triumphes für den siegreichen Feldherren, später meist für den Kaiser, errichtet wurden. Auch die größte außenpolitische Errungenschaft des Claudius, die Eroberung des südlichen Britannien, führte 51/52 n. Chr. zum Bau eines solchen steinernen Denkmals in Rom, welches dieser auf seinen Münzen abbilden ließ. Nur wenige Reste, unter anderem ein Teil der Inschrift, sind heute noch von diesem Bogen erhalten, und deshalb ist die Versuchung groß, hier anhand des Münzbildes eine Rekonstruktion des ursprünglichen Baus zu versuchen. Doch sind aus der Regierungszeit des Kaisers Claudius auch Prägungen für seinen Vater Drusus bekannt, welche die gleiche Darstellung eines eintorigen Ehrenbogens mit Reiterstatue und Tropaia zeigen, die nur statt der Inschrift DE(victis) BRITANN(is) (Nach dem Sieg über Britannien) passend zu den Germanienfeldzügen des Drusus den Schriftzug DE(victis) GERMANI(s) tragen. Dies verdeutlicht, dass hier nicht die genaue Wiedergabe des jeweiligen Bogens beabsichtigt war, sondern eher die Botschaft eines triumphalen Sieges des Kaisers oder seines Vorfahren vermittelt werden sollte. [Sonja Hommen]

Denar des Nero mit Darstellung des Vesta-Tempels

Bis in die Frühzeit der Stadt Rom, also bis in das 8. und 7. Jahrhundert v. Chr., reichen die Wurzeln des Kultes der Herdgöttin Vesta zurück, deren traditionsreiche Verehrung auch während der römischen Kaiserzeit gepflegt und als Garant für das Wohlergehen des Staates angesehen wurde. Ein immerwährendes Feuer, das die Priesterinnen der Göttin, die Vestalinnen, bewachen mussten, brannte im Inneren des kleinen Rundtempels auf dem Forum Romanum, der auf diesem Denar des Nero dargestellt ist. Der erste Kultbau soll eine einfache Lehmhütte mit Strohdach gewesen sein, woraus sich die geringen Dimensionen und die runde Form des Tempels erklären, die man während späterer Neu- und Umbauten des Gebäudes in Stein und Marmor respektvoll beibehielt. Auch Kaiser Nero, der das durch den großen Brand von Rom 54 n. Chr. zerstörte Heiligtum wiederaufbauen ließ, veränderte den überlieferten Grundriss nicht. Sein frommes und für das Wohl des römischen Volkes wichtiges Bauprojekt wurde auf Münzen abgebildet, um es im Römischen Reich bekannt zu machen. Die thronende Vesta im Tempelinneren entspricht dabei nicht einer realen Kultstatue, sondern dient vielmehr der Verbildlichung ihres Kultes. [Sonja Hommen]

Denar des Trajan mit Darstellung der Trajanssäule

Noch heute steht die auf diesem Denar abgebildete Säule des Kaisers Trajan auf seinem Forum in Rom und ermöglicht so dem Betrachter den Vergleich zwischen Originalbau und Münzbild, wobei letzteres eine erstaunliche Detailgenauigkeit offenbart. Die neben der Säulenbasis sitzenden Adler des Jupiter, der Sockel mit den geflügelten Victorien und der Eingangstür, sogar die sich spiralförmig um den Säulenschaft ziehende Linie, die das darauf befindliche Relief andeutet, sind hier erkennbar. Im Jahr 113 n. Chr. wurde dieses Bauwerk eingeweiht, welches an die siegreichen Dakerfeldzüge Trajans erinnern sollte, wobei deren wichtigste Begebenheiten, vom Brückenbau über die Donau bis zur Unterwerfung der Feinde, auf einem umlaufenden Reliefband auf der Säule dargestellt sind. Auch wenn der ungewöhnliche Bau, der außerdem als Grabmal und Bestattungsort des Kaisers diente, fast 2000 Jahre überdauert hat, blieb er doch im Lauf der Zeit nicht vor Veränderungen verschont: Die monumentale Statue des Trajan, die ursprünglich die Säule krönte, wurde schließlich gegen eine Darstellung des Apostels Petrus ausgetauscht. [Sonja Hommen]

As des Trajan mit Darstellung einer Brücke

Die römischen Kaiser errichteten nicht nur Tempel zu Ehren der Götter oder prestigeträchtige Denkmäler; weit wichtiger, wenn auch weniger spektakulär, war für das riesige Römische Reich der Ausbau der Infrastruktur, also die Anlage von Straßen, Aquädukten, Kanälen, Brücken oder Häfen. Die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Getreide, die Zuverlässigkeit von Reise- und Handelswegen und nicht zuletzt die schnelle Verlegung von Truppen und deren effektive Verpflegung waren für den Bestand des Staates und den Erfolg des Herrschers entscheidend. Aus diesem Grund ließ Trajan auf dieser schönen Bronzemünze einen Brückenbau abbilden, der ihm offenbar der Bekanntmachung wert schien. Die berühmteste Brücke, die in seiner Regierungszeit errichtet wurde, ist sicher der während des Dakerfeldzuges erbaute Übergang über die Donau, der auch auf dem Relief der Trajanssäule dargestellt ist. Dort ist ein massiver Bau mit zahlreichen Pfeilern zu erkennen, wie er zur Überquerung des breiten Flusses auch nötig war. Diese Darstellung auf der Säule widerspricht aber dem Münzbild: Man sieht hier eine einbogige Brücke, die an beiden Enden mit von Statuen bekrönten Türmen versehen ist. Deshalb ist es wahrscheinlicher, dass diese Bronzemünze eine der Tiberbrücken in Rom wiedergibt, wie zum Beispiel den Pons Suplicius oder den Pons Cestius. [Sonja Hommen]

Liebesmedaille mit flammenden Herzen, 17./frühes 18. Jh.

Die Vorderseite dieser Medaille ziert ein Liebesschwur: LIEBE MICH WIE ICH DICH. NICHT MEHR VON DIER BEGEHR ICH. Eingerahmt von einem Palmzweig, dem Symbol für Gerechtigkeit, aber auch ewigen Leben und der Auferstehung. Die so entstandene zweite Bedeutungsebene kann als Versprechen auf die ewige Liebe und die Liebe über den Tod hinaus angesehen werden. Bild und Inschrift der Rückseite unterstreichen dies: Zwei Herzen, die in Flammen stehen, sind inniglich durch eine Kette verbunden. Ein Blumenkranz umrahmt dieses Symbol der ewigen Liebe, begleitet von der Inschrift BESTENDIG UND TREU IST MEINE LIEBEREY. [Lilian Groß]

Denar des Caracalla mit Darstellung der Fides

Das Militär bildete besonders während der späteren Kaiserzeit die eigentliche Machtbasis der römischen Herrscher. Die Unterstützung seiner Truppen ermöglichte es einem Feldherrn, sich zum Kaiser zu erheben, umgekehrt konnte ein schlechtes Verhältnis des Heeres zum Regenten und Oberbefehlshaber in Rom dessen Untergang besiegeln. Auch Kaiser Caracalla war dies bewusst, weshalb er nicht zuletzt mit Hilfe dieses Münzmotives versuchte, sich das Militär gewogen zu machen: Fides, die in Gestalt einer jungen Frau personifizierte Treue, steht zwischen zwei Feldzeichen und hält die Aquila, den Legionsadler, in der rechten Hand. Die Umschrift FIDEI EXERCITVS (der Treue des Heeres) beschreibt den für den Kaiser wünschenswerten Zustand und setzt ihn zugleich voraus. Caracalla, der durch die brutale Ermordung seines Bruders und Mitregenten Geta die Loyalität seiner Untertanen und seiner Soldaten aufs Spiel gesetzt hatte, musste sich in dieser Situation der Unterstützung der Armee versichern. Die beste Möglichkeit, dem Heer Respekt und Wohlwollen des Kaisers vor Augen zu führen, bestand in der Prägung entsprechender Münzbilder auf Denaren, die den Soldaten regelmäßig bei der Auszahlung ihres Soldes in die Hände kamen. [Sonja Hommen]

Denar des Marc Aurel für Divus Antoninus mit Darstellung eines Scheiterhaufens

Während seiner Regierungszeit ließ Kaiser Marc Aurel Münzen mit dem Porträt seines Vorgängers und Adoptivvaters Antoninus Pius ausgeben, auf denen dieser in der Umschrift als DIVVS ANTONINUS, als vergöttlichter Antoninus, bezeichnet wird. Die Divinisierung verstorbener Kaiser nutzte vor allem ihren Nachfolgern, die daraufhin ihren Herrschaftsanspruch mit einer göttlichen Abstammung, wenn auch meist nur durch Adoption, untermauern konnten. Der Aufnahme des Herrschers in den Götterhimmel gingen bestimmte Riten voraus, bei denen die auf der Münzrückseite dargestellte Konstruktion eine Rolle spielte. Dem heutigen Betrachter fällt es schwer, in dem mehrstufigen, mit Girlanden und Statuen geschmückten Aufbau einen Scheiterhaufen zu erkennen, doch beschreibt der antike Autor Cassius Dio auf genau diese Weise einen so genannten Rogus, der zur Verbrennung des kaiserlichen Leichnams auf dem Marsfeld errichtet wurde. Ein Adler, der im richtigen Augenblick aus dem brennenden Gebäude aufflog, symbolisierte dabei den vom Tier des Jupiter geführten, in den Himmel auffahrenden Kaiser. Interessant ist auch, dass dieser Rogus, der erst seit Antoninus Pius auf Münzen abgebildet wird, dem berühmten Hadriansmausoleum ähnelt, in welchem die Herrscher Roms von Hadrian bis Caracalla bestattet wurden und das später unter dem Namen Engelsburg als Festung der Päpste diente. [Sonja Hommen]

Schraubtaler, zusammengesetzt aus einem Taler des Schwäbischen Reichskreises...

„Schraubtaler“ sind Münzen,, die zweigeteilt und innen ausgehöhlt sind. Die beiden Teile haben ein Gewinde, so dass sie zusammengeschraubt werden können. Im Inneren waren meist Papiereinlagen mit bildlichen Darstellungen. Dieser Schraubtaler ist aus zwei verschiedenen schwäbischen Münzen des ausgehenden 17. Jahrhunderts zusammengesetzt. Die eine Seite wurde mit dem Stempel geschlagen, der 1694 für die Avers-Prägung eines Talers des Schwäbischen Reichskreises verwendet wurde. Die andere Seite zeigt den Revers eines 1696 geschlagenen Talers des Grafen Johann Friedrich von Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen. Da diese beiden Münzen in Augsburg geprägt wurden, liegt die Vermutung nahe, dass der Schraubtaler ebenfalls dort gefertigt wurde. Die Einlagen sind leider nicht erhalten geblieben [Matthias Ohm]

Denar des Antoninus Pius für Faustina maior mit Darstellung des Throns der Juno

Auf diesem Denar mit der Umschrift IVNONI REGINAE („der Königin Juno“) muss die genannte Göttin gar nicht selbst dargestellt sein, damit ihre Macht und ihre bedeutende Stellung als Himmelskönigin für den Betrachter erkennbar wird. Ausreichend dafür sind ein leerer Thron und Junos typisches Begleittier, ein Pfau, welcher mit seinem aufgeschlagenen Rad und den sternengleichen Augen darauf das Himmelsrund symbolisiert. Auf der Sitzfläche des Thrones befindet sich ein rundlicher Gegenstand, der dank deutlicherer Varianten dieses Bildmotivs wahrscheinlich als Kranz angesprochen werden kann. Der Göttersitz mit den dazugehörigen Attributen, zu denen sich auf ähnlichen Münzen der Faustina maior noch ein langes Szepter gesellt, verweist hier vielleicht auf das sogenannte Sellisternium, einen Ritus, bei welchem Götterstatuetten auf Thronsesseln, stellvertretend für die Gottheit selbst, gespeist wurden. Für Faustina maior, die Frau des Kaisers Antoninus Pius, musste die angemessene Verehrung der Juno, mit welcher sie in irdischer Form Machtfülle und hohe Stellung verband, ein besonderes Anliegen gewesen sein. Gleichzeitig scheint der leere Thron, auf dem ebenso die Kaiserin selbst Platz nehmen könnte, einen Hinweis auf Ähnlichkeit oder sogar Einheit von himmlischer und weltlicher Herrscherin zu geben. [Sonja Hommen]

Denar des Caracalla für Julia Domna mit Darstellung der Venus Genetrix

Dieses Münzporträt der Julia Domna zeigt eine der mächtigsten Frauen des Römischen Reiches, die für ihre Bildung, ihre Klugheit und ihre politischen Fähigkeiten bekannt war. Bereits als Ehefrau des Kaisers Septimius Severus übte sie offenbar großen Einfluss aus, doch zur Zeit der Herrschaft ihres Sohnes Caracalla, aus der auch dieser Denar stammt, vertraute ihr dieser sogar zeitweise die alleinige Führung der Staatsgeschäfte an. Die Umschrift mit dem Ehrentitel PIA FELIX (die Fromme/Pflichtbewusste und vom Glück Begünstigte) verdeutlicht ihre hohe Stellung, da diese Beinamen seit Caracalla zur offiziellen Titulatur der Kaiser gehörten. Die helmartige, in strengen Wellen angeordnete Frisur der Julia wurde für die Römerinnen fast zur modischen Verbindlichkeit, was an den privaten Bürgerporträts dieser Zeit abzulesen ist. Nicht der Mode unterworfen war dagegen die Gestaltung der Münzrückseite, auf welcher die schon seit der frühen Kaiserzeit bekannte Venus Genetrix dargestellt ist. Diese Göttin, die als Stammmutter des römischen Volkes verehrt wurde, passt gut zur Kaisermutter, die auch den Titel Mater patriae (Mutter des Volkes) trug. [Sonja Hommen]

[Stand der Information: ]