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Landesmuseum Württemberg Neuenstädter Sammlung

Neuenstädter Sammlung

Sammlung der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693–1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer.

[ 2142 Objects ]

Denar des Antoninus Pius für Faustina maior mit Darstellung der Providentia

Wie die meisten römischen Kaiserinnen, so ist auch Faustina die Ältere oder Faustina maior an einer typischen Frisur zu erkennen, die hier aus einem weit oben auf dem Kopf ansetzenden, geflochtenen Haarknoten besteht. Schon zu Lebzeiten schmückte ihr Porträt die Münzen ihres Ehemannes Antoninus Pius, doch nach ihrem Tod 141 steigerten sich die Prägungen für sie um ein Vielfaches. Der trauernde Kaiser, der ihr offenbar in tiefer Zuneigung verbunden gewesen war, ließ sie durch den Senat konsekrieren, weshalb sie auf den posthumen Münzen, wie auch auf diesem Denar, mit der Umschrift DIVA FAVSTINA als Vergöttlichte betitelt wird. Ihren neuen Status in der Sphäre der unsterblichen Götter verdeutlicht auch die Rückseite der Münze, welche einer Prägeserie mit der gleichbleibenden Umschrift AETERNITAS (Ewigkeit) bei wechselnden Motiven angehört. Weibliche Figuren mit unterschiedlichen Attributen tauchen in dieser Serie auf, und die Deutung der Darstellungen, als Göttinnen oder auch als Varianten der personifizierten Aeternitas, ist nicht eindeutig. Möglicherweise sollte auch Faustina selbst im Gewand verschiedener Gottheiten dargestellt werden. Im Fall dieses Denars wäre es dann Providentia, die Vorsehung, welche die Weltkugel in der Hand hält und ihren Schleier wie einen Himmel aufbauschen lässt, deren Gestalt die vergöttlichte Faustina hier annimmt. [Sonja Hommen]

Denar des Marc Aurel für Faustina minor mit Darstellung der Zwillinge auf dem...

Wie ein privates Familienfoto wirkt die Abbildung der unbeschwert auf einem Thron spielenden Kinder auf diesem Denar. Die Freude und Erleichterung des Kaiserpaares Marc Aurel und Faustina minor über die Zwillingsgeburt im Jahr 161 ist auch in der Umschrift SAECVLI FELICIT(as) ausgedrückt, welche nichts weniger als das „Glück des Zeitalters“ beschwört. Tatsächlich waren die bisher geborenen männlichen Nachkommen, die den Fortbestand der antoninischen Dynastie sichern sollten, nach kurzer Zeit verstorben, weshalb die hier dargestellten Zwillinge Antoninus und Commodus die Erlösung von der den Kaiser und das Römische Reich bedrückenden Last der ungeklärten Nachfolge bedeuteten. Der kleine Antoninus wurde nur vier Jahre alt, doch sein Bruder Commodus folgte schließlich dem Vater Marc Aurel als römischer Herrscher nach. [Sonja Hommen]

As des Marc Aurel für Faustina minor mit Darstellung von Venus und Mars

Die Götter Venus und Mars waren in der antiken Mythologie als Liebespaar bekannt, und ihre gemeinsame Abbildung auf diesem As für Faustina minor kann nur als Hinweis auf deren Ehe mit Kaiser Marc Aurel aufgefasst werden. Abgesehen von den Umständen der außerehelichen Affäre zwischen Venus und Mars, die eigentlich nicht als Symbol für eine ideale römische Ehe geeignet scheint, und der vieldeutigen Umschrift VENERI VICTRICI („der siegreichen Venus“) ist besonders die Darstellungsweise des Götterpaares interessant. Vorbild für dieses ungewöhnliche Münzmotiv war eine Statuengruppe, die Kaiser Augustus zur Aufstellung auf seinem Forum aus zwei griechischen Einzelplastiken, einer Aphrodite und einem Ares, kombinieren ließ. Die halbbekleidete, Mars am Arm greifende Venus und der zu ihr zurückschauende Kriegsgott waren dem römischen Publikum also schon lange bekannt, als im 2. Jahrhundert Kopien dieser Statuengruppe Verbreitung fanden, deren Köpfe zu Porträts der Faustina und des Marc Aurel umgearbeitet worden waren. Die Münze bildet also letztendlich Statuen des Kaiserpaares in Gestalt der göttlichen Liebenden ab. [Sonja Hommen]

Denar des Caracalla für Plautilla mit Darstellung von Plautilla und Caracalla

Auch wenn die Münzprägung für römische Kaiserinnen von mächtigen Frauen und starken Charakteren wie Faustina minor oder Julia Domna dominiert zu sein scheint, erinnert dieser Denar für Plautilla den heutigen Betrachter daran, dass der dynastische Ehrgeiz der Kaiser oft genug seine Opfer forderte. Septimius Severus ließ im Jahr 202 die vierzehnjährige Plautilla mit seinem Sohn Caracalla verheiraten. Anlässlich dieses für den Fortbestand des Kaiserhauses wichtigen Ereignisses wurde dieses Münzmotiv gestaltet, auf dem das junge Paar, sich die Hände reichend, abgebildet ist. Die Umschrift PROPAGO IMPERI(i) („kaiserliche Linie/Nachkommenschaft“) lässt keinen Zweifel daran, was sich Septimius Severus von dieser Verbindung erhoffte. Doch nur wenige Jahre später wurde Plautilla, deren Vater des Verrats am Kaiser beschuldigt worden war, auf die Insel Lipari verbannt, wo sie 211 auf Befehl ihres früheren Ehemannes Caracalla ermordet wurde. [Sonja Hommen]

Medaille von Philipp Heinrich Müller auf die Ehe, Anfang 18. Jahrhundert

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts lassen sich neue Darstellungsformen des Themas Liebespaar erkennen. Bei dieser Medaille, gefertigt von Philipp Heinrich Müller, ist das Paar auf der Vorderseite durch ein Tragjoch aneinander gekettet. Die Ketten, an denen sonst die Lasten getragen werden, sind um die beiden geschlungen. Sie schauen nach oben, auf das strahlende Zeichen der Dreifaltigkeit. Neben der Frau sind ein Bienenkorb als Symbol der Eintracht und ein schnäbelndes Taubenpaar für Ehe und Liebe abgebildet. Neben dem Mann dagegen Werkzeug sowie ein Pflug. Die Inschrift verdeutlicht das Gleichnis: EIN PAAR AN TRIB UND LIEB GEBET UND ARBEIT GLEICH. Auf der Rückseite schreitet die Personifikation des Überflusses, ihre linke Hand umfasst ein großes Füllhorn, aus dem Obst und Früchte quellen. Links im Bild ist eine Henne mit ihren Küken abgebildet – Sinnbild für mütterliche Liebe und Geborgenheit. Die Inschrift, WIRD VON DEM HORN DES HEILS BEGLUCKT UND SEGENREICH, setzt den Segensspruch der Vorderseite fort. [Lilian Groß]

Medaille von Jeremias Hercules auf die Hochzeit Herzog Christian Albrechts von...

Neben den allegorischen Ehemedaillen des Barock, gab es auch Gedenkmedaillen auf herzogliche Hochzeiten. Der dänische Medailleur Jeremias Hercules fertigte 1668 auf die Hochzeit der zweiten Tochter König Friedrich III. von Dänemark eine solche Prägung an. Friederike Amalia heiratete Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf am 24. Oktober 1667 in Schloss Glückstadt (dänisch Lyksborg). Die Vorderseite zeigt das Paar in zeitgenössischer Kleidung, sich küssend in einer Liebeslaube. Sie sitzen an einem reich gedeckten Tisch, umrahmt von Weinranken. Auf der Rückseite schnäbeln zwei Tauben im Vordergrund. Links und rechts stehen zwei Palmen, welche durch eine Kette mit Schloss verbunden sind und sich dadurch einander zu neigen. Aus einer Wolke ragt ein Arm, der einen Schlüssel in der Hand hält. Die Symbole der Ehe und Liebe auf der Medaille schienen ein gutes Omen zu sein, denn die beiden waren 27 Jahre verheiratet. [Lilian Groß]

Denar des Augustus mit Darstellung des Empfangs der Siegeslorbeeren

Augustus, der mit Geschick und Umsicht den römischen Staat von einer Republik in ein Prinzipat umwandeln konnte, beherrschte meisterlich den richtigen Einsatz von Wort und Bild, um seine Absichten und Botschaften dem Volk von Rom überzeugend zu vermitteln. In diesem Sinne thematisiert auch die szenische Darstellung auf diesem Denar die überragende Stellung des Princeps, die nicht zuletzt durch seinen erhöhten Sitzplatz deutlich wird. Augustus, durch seine Toga und den typischen Amtssessel als römischer Magistrat dargestellt, nimmt hier die Siegeslorbeeren von zwei Soldaten entgegen, die aufgrund ihrer Mäntel als Feldherren erkennbar sind. Damit wird gezeigt, dass nicht vorrangig dem siegenden Heerführer selbst die Anerkennung für einen erfolgreichen Feldzug gebührt, sondern dem eigentlichen Oberbefehlshaber, der ihn ausgeschickt hat: dem Kaiser. Besonders interessant ist das Motiv auf diesem Denar auch, weil man es mit einem bestimmten historischen Ereignis in Verbindung bringen kann. Bei den beiden Feldherren, die Augustus hier ihre militärischen Siege zu Füßen legen, handelt es sich um seine Stiefsöhne Drusus und Tiberius, die Kinder seiner Frau Livia aus ihrer ersten Ehe. Die beiden eroberten ab 15 v. Chr. im Rahmen des sogenannten Alpenfeldzuges Gebiete im heutigen Süddeutschland, in der Schweiz und Österreich. Doch trotz ihrer Erfolge für das Römische Reich müssen sie sich mit einer untergeordneten Stellung vor dem Podium des Kaisers begnügen, auch wenn einer von ihnen, Tiberius, später Augustus‘ Nachfolge als Kaiser antreten wird. [Sonja Hommen]

Aureus des Antoninus Pius für Marc Aurel mit Darstellung einer Quadriga

Während der gesamten, über zwanzig Jahre währenden Regierungszeit des Kaisers Antoninus Pius war Marc Aurel sein designierter Nachfolger, was an dessen Titel Caesar, im Gegensatz zum kaiserlichen Beinamen Augustus, und seiner Präsenz auf den Münzen des amtierenden Herrschers erkennbar war. Marc Aurel, der zukünftige Kaiser, wird auf diesem Aureus des Antoninus Pius sowohl auf der Vorderseite im Porträt mit der Titulatur AVRELIVS CAESAR AVG(usti) PII F(ilius) (Aurelius Caesar (Adoptiv-)Sohn des Augustus Pius) gezeigt, als auch auf der Rückseite in einer sogenannten Quadriga, einem vierspännigem Wagen. Das Gefährt, das traditionell den siegreichen Feldherren während des Triumphzugs in Rom trug und als Symbol militärischer Erfolge auf römischen Denkmälern aufgestellt wurde, verweist in diesem Fall wahrscheinlich nicht auf einen Sieg des Marc Aurel, sondern bezieht sich eher auf dessen Auftritt während einer feierlichen Prozession (processus consularis) anlässlich seines dritten Konsulats im Jahr 161, welches auch im Abschnitt der Münze (CO(n)S(ul) III) genannt wird. Nur wenige Monate nach Prägung dieses Aureus verstarb Kaiser Antoninus Pius, und Marc Aurel konnte nun seinerseits eine fast zwanzig Jahre dauernde Herrschaft antreten. [Sonja Hommen]

Sesterz des Septimius Severus mit Darstellung der den Kaiser krönenden Virtus

Dass der aus Nordafrika stammende Septimius Severus Herrscher des Römischen Reiches und Begründer der severischen Dynastie werden würde, war zunächst nicht absehbar, doch konnte er sich während des sogenannten Vierkaiserjahres 193 nach dem Tod des Commodus gegen seine Mitbewerber um den Kaiserthron durchsetzen. Dementsprechend stolz und siegesbewusst ließ er sich auf diesem Sesterz in Feldherrentracht und mit einer kleinen Victoria in der Hand darstellen. Hinter ihm steht eine ebenfalls in eine militärische Rüstung gekleidete Personifikation, die Septimius Severus mit einem Kranz krönt und als Roma oder Virtus zu deuten ist. Das Motiv ist in der römischen Münzprägung auch mit einer den Kaiser bekränzenden, geflügelten Victoria bekannt, wobei die beabsichtigte Botschaft des von der Siegesgöttin begünstigten Herrschers eindeutig ist. Auf diesem Sesterz ist vermutlich Virtus dargestellt, die vor allem als militärische Tapferkeit zu verstehende Tugend, welche Septimius Severus zum Sieg führte und ihn als Kaiser legitimiert. Doch abgesehen von den positiven Eigenschaften, die seinem Herrschaftsanspruch die Krone aufsetzen, sicherte Septimius Severus diesen noch in eine andere Richtung ab: Die Umschrift bezeichnet ihn unter anderem als DIVI M(arci) PII F(ilius), als Sohn des vergöttlichten Kaisers Marc Aurel. Zum Zeitpunkt dieser einseitig erfolgten Adoption war der berühmte Vorgänger bereits seit über zehn Jahren tot, doch die Verbindung zum antoninischen Herrscherhaus erschien Septimius Severus offenbar besonders wichtig. [Sonja Hommen]

As des Trajan mit Darstellung des einen Feind niederreitenden Kaisers

Auf dieser Bronzemünze ist Kaiser Trajan mit wehendem Feldherrenmantel und gezücktem Speer auf einem galoppierendem Pferd zu sehen. Ein kauernder Daker, dem nichts anderes übrig bleibt, als hilflos seinen Arm zu heben, scheint im nächsten Augenblick niedergeritten und getötet zu werden. Kaum ein anderes Münzmotiv zeigt auf ähnlich dynamische Weise den Kaiser als unaufhaltsamen Eroberer, was im Falle Trajans, unter dem das Römische Reich seine größte Ausdehnung erlebte, durchaus passend wirkt. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts führte er gegen die Daker im späteren Rumänien zwei siegreiche Feldzüge, deren bildliche Darstellung noch heute auf den Reliefs der Trajanssäule in Rom betrachtet werden kann und woran auch diese Münze erinnert. Die Umschrift S(enatus)P(opulus)Q(ue)R(omanum) OPTIMO PRINCIPI (Senat und Volk von Rom dem besten Princeps) nennt den einmaligen Ehrentitel, den der für seine Milde und Gerechtigkeit wie auch für seine militärischen Siege gerühmte Trajan vom Senat verliehen bekam. [Sonja Hommen]

As des Commodus mit Darstellung des Kaisers am Pflug

Romulus, der mythische Gründer und Namensgeber der Stadt Rom, soll der Sage nach die Grenzen der frühen Siedlung mit einem Pflug gezogen haben, vor den ein Ochse und eine Kuh gespannt waren. Dieser uralte Ritus war nach den Vorstellungen der Römer ein wichtiger sakraler Teil jeder Stadtgründung und als solcher auch auf diesem As des Commodus zu erkennen. Allerdings sieht man hier nicht Romulus, sondern den Kaiser am Pflug stehen, der seiner bedeutsamen kultischen Handlung gemäß, die so nie stattgefunden haben muss, in die Toga gekleidet ist. Die ersten Buchstaben der langen Umschrift COL L AN COM nennen den Namen des Ortes, als dessen Gründer sich Commodus darstellen lässt, doch rätselten Numismatiker lange, wie sich diese auflösen lassen: COL(onia) L(ucii) AN(tonini) COM(modi/modiana) war der Name der Stadt Rom nach ihrer Neugründung durch den Kaiser nach einem Brand 192 n. Chr.. Commodus, der ein eher absolutistisches Verständnis seiner Herrschaft pflegte, hatte also keine Skrupel, die Hauptstadt des Römischen Reiches nach sich selbst zu benennen. Die Zählung der tribunizischen Gewalt, der TR(ibunicia) P(otestas), in der Umschrift verrät aber, dass diese Bronzemünze bereits im Jahr 190 n. Chr. geprägt worden sein muss. Das Problem löst sich auf, wenn man die Ortsangabe als COL(onia) L(anuvina) ANT(oniana) COM(modiana) versteht, womit dann die Stadt Lanuvium in der Nähe von Rom gemeint ist, die Geburtsstadt des Commodus. Anlässlich seines 30. Geburtstages 190 n. Chr. hätte er demnach das bisherige Municipium in den höheren Rechtsstatus einer Colonia erhoben. [Sonja Hommen]

Medaille auf die Verteidigung der Festung Bergung op Zoom, 1622

Die neu gegründete Republik der Vereinigten Niederlande erkämpfte im Achtzigjährigen Krieg (1568-1648) ihre vollständige Unabhängigkeit von der spanischen Krone. Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurde 1577 die Festung Bergen op Zoom, im Süden der heutigen Niederlande, von den Spaniern befreit. Diese versuchten wiederholt, jedoch erfolglos, die Festung erneut einzunehmen, so 1605 und 1622 durch den spanischen Heerführer Ambrogio Spinola. Auf den letzten erfolgreichen Widerstand ließ die Republik durch Jan van Bylaer diese Medaille fertigen. Die Vorderseite zeigt die Umrisse der Festung, eine Kartusche oben gibt Auskunft über Ort und Datum des Geschehens: BERGEN OP ZOOM HISP(anos) FVG(at) 2. OCT(ober) ANNO 1622. Auf der Rückseite sind Kriegstrophäen, kreisförmig um einen Helm auf einer Trommel angeordnet: Kanonen auf Lafetten, Helmbarten, Flinten, Säbel und eine Fahne zeugen von dem Sieg über den Gegner. Ebenso wie diese Darstellung spiegelt die Inschrift den Stolz der Sieger wieder: HOSTIBVS MAVRITIO DVCE FVGATIS IEHOVAE VICTORIA (Nachdem Moritz von Oranien die Feinde vertrieb, folgt der Sieg Gottes). [Lilian Groß]

Einseitige Klippe geprägt während der Belagerung Campens 1578

Der spanisch-niederländischen Krieg, auch Achtzigjähriger Krieg genannt, involvierte auch Gebiete von Ostfriesland. Im Jahr 1578 wurde die Stadt Campen von Truppen der Republik der Vereinigten Niederlande belagert. Am 20. Juni musste die Stadt kapitulieren, die von deutschen Söldnern im Dienst der spanischen Krone vergeblich verteidigt worden war. Bereits im Mai hatte der Magistrat den Befehl gegeben, das Ratssilber der Stadt in Notgeld umzumünzen, um die Soldaten bezahlen zu können. Die einseitige Klippe zeigt in der Mitte das Wappen Campens, darüber steht EXTREMVM SVBSIDIVM (die letzte Zuflucht), links und rechts neben dem Wappen steht die Wertangabe 4Z(2) ST(über). Unten sind der Name der Stadt sowie die Jahreszahl 1578 eingeprägt. [Lilian Groß]

Medaille auf die Verteidigung Groningens durch Karl von Rabenhaupt

Die niederländische Stadt Groningen wurde im so genannten Rampjaar (Katastrophenjahr) 1672 durch den Münsteraner Bischof Christoph Bernhard von Galen erfolglos belagert. Die Verteidigung organisierte Karl von Rabenhaupt, der für 4.000 Reichstaler als Heereskommandant von der niederländischen Republik engagiert wurde. Der Einschluss der Stadt begann am 21. Juli und währte fünf Wochen. Am 28. August zogen die Belagerer ab, an diesen Tag erinnert noch heute der Feiertag Gronings Ontzet (Entsatz Groningens). Rabenhaupts militärische Erfolge wurden gewürdigt, indem er zum Bürgermeister der Stadt ernannt wurde. Auf den siegreichen Widerstand schuf Johann Georg Breuer ein Jahr später diese Medaille. Die Vorderseite zeigt das Profil Rabenhaupts nach rechts, geharnischt, mit Mantel und Halstuch. Auf der Rückseite sind im Vordergrund Trophäen, im Stil eines antiken Tropaions zu sehen. An einem Palmenstamm hängen erbeutete Waffen: Helm, Harnisch, Schild und Trommel. Im Hintergrund ist die Stadt Groningen dargestellt, die dem Beschuss durch Kanonen standhält. [Lilian Groß]

Dukatenklippe, geprägt während der Belagerung Wiens durch die Türken, 1529

Die goldene Klippe im Dukatengewicht wurde als Notgeld während der Belagerung Wiens durch die Türken 1529 geprägt. Dies war der erste Einschluss der Stadt durch das Osmanische Reich, die vom 27. September bis 14. Oktober dauerte und ebenso wie die zweite Belagerung im Jahr 1683 erfolglos verlief. Auf der Vorderseite ist der österreichischen Erzherzog Ferdinand I. im Profil nach rechts dargestellt, er trägt Harnisch und Krone. Links und rechts des Porträts steht die Jahresangabe 15 – Z(2)9. Unten steht TVRK BLEGERT WIEN. Auf der Rückseite ist ein Andreaskreuz abgebildet, in den Winkeln finden sich die Wappenschilde von Niederösterreich, Kastilien, Ungarn und Böhmen. [Lilian Groß]

Medaille auf die Liebe von Anton Meybusch, 2. Hälfte 17. Jahrhundert

Anton Meybusch fertigte nicht nur Medaillen auf historische Ereignisse oder Herrscher, sondern auch Medaillen, die bei privaten Anlässen, wie einer Hochzeit, verschenkt wurden. Wie diese auf die Liebe: Auf der Vorderseite wendet sich ein Jüngling, der in der linken Hand einen Lorbeerzweig hält, sich einem jungen Mädchen zu. Dieses schlingt in Leidenschaft entbrannt ihre Arme um ihn und will ihn küssen. Beide sind nackt, nur notdürftig von Stoffbahnen umhüllt. Zu den Füßen des Liebespaares befindet sich ein Schlangennest, Sinnbild für Neid uns Bosheit, welche die Liebe bedrohen können. Die Umschrift STETS LIEBEN HELT DEN FRIEDE wird auf der Rückseite fortgesetzt: EINTRÄCHTIGKEIT MACHT LIEBE. Sie unterstreicht den moralischen Aspekt der Medaille. Auf dem Revers sind zwei flammende Herzen eingerahmt von einem Ring dargestellt. Oben mittig steht in einem Strahlenkranz in hebräischen Buchstaben, darunter weichen zwei Wolken rechts und links aus dem Bild. Die helle und strahlende Liebe Gottes segnet die Liebenden. [Lilian Groß]

Medaille von Sebastian Dadler auf die Ehe, um 1630

Unter den Ehemedaillen des Barock gibt es einen variierenden Typus, der das lateinische Sprichwort „Eine Hand wäscht die andere“ aufgreift. Immer sind ein Mann und eine Frau dargestellt, die sich an den Händen halten, entweder gießt ein Putto Wasser aus einer Urne darüber oder, wie bei dieser Medaille, ein göttlicher Lichtstrahl scheint auf die Hände der Liebenden. Gezeigt ist das Paar an einem Altar oder, wie hier, im Freien. Die Inschrift MANVS MANVM LAVAT gibt das Sprichwort wieder und ist in diesem Zusammenhang positiv besetzt: Das Waschen der Hände steht hier symbolisch für das Gemeinsame, was beide schaffen können, wenn sie zusammenhalten. Im Laufe der Zeit wandelte sich der Bedeutungsgehalt eher zum Negativen und steht heute für „Mauschelei“. Auf der Rückseite bändigt Amor einen Löwen: Er sitzt auf dem Rücken des wilden Tieres, in der linken Hand den Zügel haltend, während sein rechter Arm Pfeil und Bogen packt. Vor ihm sitzt Psyche und umarmt ihn, beider Gesichter sind einander zugewandt. Die Umschrift AMOR VICIT OMNIA (Liebe besiegt alles) verdeutlicht die Darstellung des zähmenden Amor. [Lilian Groß]

Medaille auf die Liebe, Anfang 18. Jahrhundert

Amor steht mit seinem Bogen in der Hand da und hat soeben drei Pfeile auf ein Herz geschossen, welches erhöht auf einem balusterähnlichen Sockel ruht. Ein Pfeil trifft, während die anderen beiden vorbeifliegen. Auf der Rückseite liegt ein Magnet im Bildvordergrund, in dem der Pfeil die Kompassnadel ersetzt und nach rechts weist. Im Hintergrund ist eine gebirgige Landschaft zu sehen, mittig eine Burganlage, über allem scheinen die Sterne. Die Inschrift ME SAUCIAT VNA (Avers) E MILLIBUS UNAM (Revers) verbindet das Geschehen auf beiden Seiten der Medaille: Nur eine verletzt mich, von Tausenden treffe ich eine. Das Bild, das Amor mit seinem Pfeil ins Herz eines Menschen trifft und diesen in Liebe entbrennt, wird hier aufgegriffen. Nur er trifft unter vielen Herzen das eine. Die Liebe fungiert hier als Wegweiser, beschienen von Sternen weist Amors Pfeil die Richtung zum Glück zu Zweit. [Lilian Groß]

Medaille von Johann Blum auf die Ehe, um 1650

Der Bremer Medailleur Johann Blum griff für diese Ehemedaille ein berühmtes Motiv auf: Amor reitend auf einem wilden Löwen, in der rechten Hand die Zügel haltend, in der linken Pfeil und Bogen. Die Brüder de Bry schufen diese Darstellung der Liebe, welche 1593 im Buch „Emblemata Saecularia“ publiziert wurde. Blum hält sich eng an den Kupferstich: Die Tatzen des Löwen krallen sich fest in ein Felsstück; der Kopf des Liebesgottes ist dem Haupt des wilden Tieres zugewandt. Die Umschrift AMOR VINCIT OMNIA – Die Liebe besiegt alles – ist die verkürzte Version der Bildunterschrift aus dem Buch. Auf der Vorderseite halten sich ein Mann und eine Frau bei den Händen, während Amor Wasser aus einer Urne darüber gießt. Die Umschrift Manus Manum Lavat (Eine Hand wäscht die andere) hatte zu der Zeit - anders als heute - eine positive Bedeutung und unterstreicht, dass ein Paar alles zusammen schaffen kann, wenn es zusammenhält. [Lilian Groß]

Medaille auf die Liebe, Anfang 18. Jahrhundert

Amor spielt in den Darstellungen der barocken Liebesmedaillen eine zentrale Rolle. Schließlich ist er der römische Gott der Liebe, der mit seinen Pfeilen das Herz eines jeden trifft und so die tiefe Leidenschaft erweckt. Auf dieser Medaille ist Amor als Menschenfischer dargestellt: Wenn er einen Menschen an der Angel hat, ist dieser hoffnungslos verliebt, denn, so will es die Mythologie, Amor kann sich keiner widersetzen. Auf dem Avers steht Amor an einem Flussufer. In der rechten Hand hält er eine Angel, ein Fisch hat bereits angebissen. Die linke Hand ist im Zeigegestus erhoben. Auf dem Revers steht Amor mit einem Gehilfen am Amboss und schmiedet zwei Herzen zusammen. Links sind eine Esse sowie loderndes Feuer zu sehen, der Köcher liegt ungenutzt auf dem Boden. Die Umschrift DUM CAPIO CAPIOR (Avers) IGNE IUNGUNTUR PARI (Revers) verbindet die Darstellung auf beiden Seiten der Medaille: Während ich ergreife, werde ich ergriffen – durch Feuer werden zwei Gleiche verbunden. [Lilian Groß]

Medaille von Johann Höhn auf die Ehe, um 1660

Das „Manus Manum Lavat“-Motiv findet sich häufig auf Hochzeitsmedaillen des Barock, so auch auf der Vorderseite dieser Medaille: Ein Mann und eine Frau in zeitgenössischer Kleidung stehen vor einem Altar und reichen sich die Hände. Amor schwebt zwischen beiden und gießt aus einer Urne Wasser über beider Hände. Oben mittig ist der Heilige Geist, in Form einer Taube dargestellt, deren segnende Strahlen auf das Paar scheinen. Die Inschrift unterstreicht den religiösen Tenor: VIRI DILIGITE UXORES VESTRAS SICUT CHRIST(us) DILEXIT ECCLESI(am) – Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat (aus dem Brief des Paulus an die Epheser, Eph. 5,25). Auf der Rückseite verbindet der Medailleur Johann Höhn das Symbol der Ehe - zwei Hände, welche gemeinsam ein Herz festhalten – mit einer Stadtansicht von Danzig. Auch hier verdeutlicht die Inschrift den christlichen Bezug: SICUT ECCLESIA SE SUBYCIT CHRISTO ITA UXORES SUIS VIRIS - Aber wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen (ebenfalls aus dem Brief des Paulus, Eph. 5,24). [Lilian Groß]

Aureus des Antoninus Pius mit Darstellung der Liberalitas

Die positiven Eigenschaften eines römischen Kaisers wurden auf Münzen meist von weiblichen Personifikationen verbildlicht, die auch einzeln und für sich stehend schon ausreichend waren, um mit Hilfe aussagekräftiger Attribute die beabsichtigte Botschaft zu übermitteln. Auf diesem Aureus des Antoninus Pius aber ist der personifizierten Liberalitas, der Freigebigkeit, in einer szenischen Darstellung der Herrscher persönlich zu Seite gestellt, der bei der Verteilung einer öffentlichen Geldspende, einem sogenannten Congiarium, gezeigt wird. Antoninus Pius thront auf einem erhöhten Podium und scheint mit dem rechten Arm die neben ihm stehende Liberalitas anzuweisen, dem herbeieilenden Bürger den ihm gebührenden Anteil aus ihrem Füllhorn zukommen zu lassen. Den konkreten Anlass für das hier dargestellte Congiarium bildete wahrscheinlich das gemeinsame Konsulat des Kaisers mit seinem Adoptivsohn und Nachfolger Marc Aurel im Jahr 140. Die Umschrift LIBERALITAS AVG(usti) II erinnert daran, dass diese außerordentliche Wohltat kein Einzelfall war, sondern Antoninus Pius damit bereits zum zweiten Mal seine Großzügigkeit gegenüber dem römischen Volk auf diese Weise zeigte. [Sonja Hommen]

Aureus des Antoninus Pius für Faustina minor mit Darstellung der Laetitia

Personifikationen auf römischen Münzen stellen in den meisten Fällen die Tugenden und positiven Eigenschaften des Kaisers dar. Doch die Darstellung auf diesem Aureus, den Antoninus Pius für seine Tochter Faustina prägen ließ, ist laut Umschrift der LAETITIAE PVBLICAE, der Freude des Volkes, gewidmet. Als Motiv auf einer vom römischen Kaiser ausgegebenen Münze kann diese nur als öffentliche Reaktion auf ein Ereignis im Herrscherhaus verstanden werden. Anlass für die Prägung war demnach wahrscheinlich die Geburt eines der zahlreichen Kinder der Faustina minor, die als Ehefrau des designierten Nachfolgers ihres Vaters, Marc Aurel, durch ihre Nachkommen für den Fortbestand der antoninischen Dynastie sorgte und somit auch für die Zukunft den Frieden im Römischen Reich sicherte. Laetitia, die hier zum ersten Mal als Personifikation auf Münzen auftaucht, hält ein langes Szepter und einen Kranz, der die festliche Stimmung ihres Wesens unterstreicht. [Sonja Hommen]

Aureus des Antoninus Pius für Faustina minor mit Darstellung einer Taube

Die bildliche Darstellung von Mitgliedern der römischen Kaiserfamilie wurde nicht der Fantasie und Interpretation der jeweiligen Bildhauer oder Münzstempelschneider überlassen, sondern unterlag konkreten Vorgaben aus dem Herrscherhaus. Diese offiziell ausgegebenen Porträtvorlagen werden heute als Bildnistypen bezeichnet, und von kaum einer anderen Kaiserin des Römischen Reiches wurden so viele Darstellungsvarianten und so viele plastische Porträts geschaffen wie von Faustina minor. Ihr Abbild auf diesem Aureus, den ihr Vater Antoninus Pius prägen ließ, entspricht dem dritten Bildnistyp und zeigt sie als junge Frau. Nach der Geburt ihres ersten Kindes im Jahr 147 darf sie den Titel Augusta in der Münzumschrift tragen (FAVSTINA AVG(usta) PII AVG(usti) FIL(ia) / Faustina Augusta, Tochter des Kaisers Pius), obwohl ihr Ehemann Marc Aurel erst nach dem Tod seines Schwiegervaters 161 als Kaiser selbst den Titel Augustus annehmen wird. Das Rückseitenmotiv, eine Taube als Symboltier der Liebesgöttin Venus, unterstützt die Aussage von Schönheit und Anmut, die an Faustinas frühem Porträt abzulesen ist. Die Umschrift CONCORDIA (Eintracht) bezieht sich auf ihre Ehe. Die Qualität dieser schönen Goldmünze, auf der Einzelheiten der Frisur und des Schmucks zu erkennen sind, macht es verständlich, dass diese offenbar als Anhänger getragen wurde, wie die Lochung verrät. [Sonja Hommen]

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