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Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg"

Anlässlich des 150-jährigen Gründungsjubiläums eröffnete das Landesmuseum Württemberg im Mai 2012 die Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg" im Alten Schloss. Mit über 1000 Werken aus 80.000 Jahren bietet die Ausstellung einen chronologischen Rundgang durch die Kulturgeschichte der Region. Hier finden Sie eine Auswahl der ausgestellten Objekte.

[ 387 Objekte ]

Kameo Taufe Christi

Der hochovale Schmuckstein aus hellviolettrotem Glas zeigt die Taufe Christi. Johannes der Täufer steht rechts im Wasser, er trägt ein kurzes Gewand, das über die rechte Schulter läuft. Mit der angewinkelten linken Hand hält er einen sehr langen Stab, mit der erhobenen Rechten gießt er Wasser über das Haupt Christi. Christus kniet auf einem Felsen. Er hat beide Hände vor dem Körper leicht erhoben. Links hinter Christus stehen zwei weitere Figuren in längeren Gewändern vor einem Baum. Rechts neben Johannes befindet sich ein weiterer Baum. Zwischen beiden Bäumen sind einige dünne Linien eingraviert, die vermutlich eine Berglandschaft oder die Dächer einer Stadt darstellen sollen. Über der Szene ist eine Taube wiedergegeben, die von einem eingravierten Strahlenkranz umgeben ist. Im Kunstkammerinventar von 1792 ist das Stück beschrieben als „Die Taufe Christi auf einem rothen Fluß“. [Marc Kähler]

Helmgrab von Gammertingen

Die Beigabenausstattung des Männergrabes von Gammertingen zählt zu den reichsten Grabensembles des 6. Jahrhunderts in Mitteleuropa. Das Grab wurde im Jahre 1902 im Bereich eines schon länger bekannten Gräberfeldes von Johannes Dorn ausgegraben und an die Fürstlich Hohenzollernsche Sammlung nach Sigmaringen verkauft. Es war ca. 2,5 m unter der heutigen Oberfläche zum Teil in den anstehenden Jurakalk eingetieft. Der Tote lag in einer ca. 2 x 4 m großen Holzkammer, die von großen Steinen umgeben war. Leider wurde das Grab unsachgemäß geborgen und die Aufzeichnungen des Ausgräbers im 2. Weltkrieg vernichtet. Jedoch wurde das Grab bereits 1905 von J.W. Gröbbels, dem Leiter der Bibliothek und der Sammlungen, in Buchform vorgelegt. Seit 2014 ist es in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" des Landesmuseum zu sehen. [Georg Kokkotidis]

Kettenhemd aus dem Helmgrab von Gammertingen

Das Kettenhemd aus dem Helmgrab von Gammertingen ist in seiner Vollständigkeit einzigartig. Es schützte den gesamten Oberkörper des Trägers und durch seinen kapuzenartigen Kragen auch dessen Kopf. Ursprünglich war es aus ca. 45.000 eisernen Ringen gefertigt, wobei immer vier aus einem Eisenblech gestanzte Ringe (Dm. 0,71 cm) in einen aus gehärtetem Eisendraht hergestellten, durch einen Niet verschlossenen Ring (Dm. 0,99 cm) eingehängt wurden. [Georg Kokkotidis]

Waffenausstattung aus dem Helmgrab von Gammertingen

Die Waffenausstattung des Helmträgers von Gammertingen ragt in Umfang und Qualität aus der Masse der zeitgleichen Bestattungen heraus. Die Beigabe eines Ango, einer Widerhakenlanze, die im südwestdeutschen Fundmaterial relativ selten ist, macht die Ausnahmestellung des Bestatteten deutlich, da sich solche Angonen nur in reich ausgestatteten Oberschichtgräbern finden. Die Zugehörigkeit des Saxes ist umstritten, da er typologisch eigentlich zu jung ist. Es wird vermutet, dass der Ausgräber J. Dorn den Sax fälschlicherweise dem Helmgrab zugewiesen hat. Die ursprünglich zum Schild gehörende Schildfessel war bei der Übernahme der Funde verschollen. [Georg Kokkotidis]

Geräte aus dem Helmgrab von Gammertingen

An Kleingerät fand sich in dem Gammertinger Helmgrab neben einem Eisenpfriem und einer eisernen Bügelschere auch eine silberne Nähnadel mit Öhr. Ungewöhnlich ist die Beigabe eines silbernen Sieblöffels, da diese sich in der Regel nur in Frauengräbern finden. Ein nachträgliches Hinzufügen zum Grabensemble kann nicht ausgeschlossen werden. Nicht mehr erhalten ist hingegen ein ursprünglich ebenfalls beigegebener Beinkamm. [Georg Kokkotidis]

Reitzubehör aus dem Helmgrab aus Gammertingen

Die Inszenierung als Reiterkrieger wurde ab dem späten 6. Jahrhundert im Grabkult der männlichen Oberschicht immer wichtiger.Eine im Fußbereich des Grabes gefundene Knebeltrense sowie das prächtige Zaumzeug mit seinen vergoldeten pyramidenförmigen Riemenverteilern und seinen im Tierstil und mit kleinen Punzen aufwändig verzierten silbernen und vergoldeten Riemenzungen und Beschlägen zeigen, dass der Gammertinger Helmträger zu Lebzeiten beritten war. Dazu fanden sich im Grab noch die eisernen Schnallen des Sattelzeuges. [Georg Kokkotidis]

Gefäße aus dem Helmgrab von Gammertingen

Unter den Beigaben im Helmgrab von Gammertingen fanden sich eine Reihe von Gefäßen. Hier fällt als erstes der Bronzekessel auf: Es handelt sich um eine Form, die als "Gotlandkessel" bezeichnet wird und als Statussymbol regelmäßig in reichen Bestattungen vorkommt. Während in dem Kessel vielleicht tatsächlich Speise- oder Trankbeigaben mitgegeben wurden, diente das aus Bronzeblech getriebene Becken wohl eher zum Waschen der Hände. Der Sturzbecher aus Glas hat einen runden Boden, so dass er erst wieder (mit der Mündung nach unten) auf dem Tisch abgestellt werden konnte, nachdem er ausgetrunken war. Ursprünglich war dem Toten wohl auch ein Trinkhorn beigegeben worden, der erhaltene silberne Randbeschlag mit Tierstilverzierung ist jedoch leider verschollen. [Georg Kokkotidis]

Gesichtsrekonstruktion des Toten aus dem Helmgrab von Gammertingen anhand des...

Der fragmentarisch erhaltene Schädel des in Gammertingen bestatteten Kriegers erlaubte es, mit dem erhaltenem Unterkiefer eine Rekonstruktion des Gesichts anzufertigen. Nachdem durch die Analyse des Zahnzements das Sterbealter des Helmträgers auf ca. 31-33 Jahre bestimmt werden konnte, war es möglich, mit Hilfe forensischer Methoden das ursprüngliche Aussehen des Toten zu rekonstruieren. Haar und Augenfarbe sind hierbei natürlich hypothetisch. [Georg Kokkotidis]

Münzschatz von Tamm

Am 6. September 1634 erlitten die Protestanten in der Schlacht von Nördlingen eine vernichtende Niederlage. Herzog Eberhard III. (reg. 1628-1674) musste aus Württemberg ins Exil nach Straßburg fliehen; Soldaten zogen mordend und plündernd durchs Land. In Sorge um seine Ersparnisse, die er über 15 Jahre hinweg hatte ansammeln können, vergrub ein reicher Einwohner Tamms mehr als 800 Silbermünzen. Er war aber nicht mehr in der Lage, seinen Schatz zu bergen. Erst drei Jahrhunderte später, im Jahr 1935, wurden die Münzen wiedergefunden. Es handelt sich um Gulden und Kreuzer, die ab 1620 vor allem von süddeutschen Münzherren geprägt wurden. Am häufigsten vertreten sind die Herzogtümer Württemberg und Bayern, die Grafschaft Montfort und die Stadt Chur. [Matthias Ohm]

Legende der heiligen Regiswindis, Bild IV: Die tote Regiswindis im Neckar

Auf fünf Tafelbildern ist die Legende der heiligen Regiswindis aus Lauffen am Neckar dargestellt, die eines gewaltsamen Todes starb und schließlich heiliggesprochen wurde. Die Legende erzählt, dass ihr Vater seinen Pferdeknecht verprügeln ließ, da dieser nachlässig gewesen war. Diese Bestrafung erzürnte die Schwester des Knechtes - die Amme der kleinen Regiswindis. Sie rächte sich, indem sie das siebenjährige Mädchen ermordete und in die Fluten des Neckars stieß. Die vierte Szene zeigt, wie die tote, aber unversehrte Regiswindis im Neckar aufgefunden wird. Heiligenschein und gefaltete Hände machen sie schon als Heilige kenntlich. Links wird die Amme festgenommen, während hinten rechts bereits die gotische Regiswindiskirche von Lauffen zu sehen ist. Damit wird auf die Wunder verwiesen, die sich später am Grab der Regiswindis ereigneten. Kopie um 1620 nach einem Original von 1477.

Fayenceplatte mit Wappen des Ellwanger Fürstpropstes Anton Ignaz von...

Die dem Augustiner-Chorherren-Stift Ellwangen vorstehenden Fürstpröpste besaßen sowohl geistliche als auch weltliche Macht. Darauf weisen auf dieser Fayenceplatte Krummstab und Schwert hinter dem Wappenschild des Fürstpropstes Anton Ignaz von Fugger-Glött hin, der von 1756 bis 1787 in Ellwangen regierte. Die Ovalplatte war ursprünglich Teil eines ganzen Services, das der Fürstprobst in der Manufaktur Schrezheim anfertigen ließ, um seine Tafel standesgemäß decken zu können. Als Fürstpropstei aufgelöst, fiel Ellwangen 1802 an Württemberg und wurde 1806 als Oberamt Ellwangen Teil des Königreichs. Die Fayenceplatte ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Bildnisbüste des Architekten Georg Beer vom südlichen Hauptgiebel des Neuen...

Diese Bildnisbüste des Architekten Georg Beer stammt vom südlichen Hauptgiebel des Stuttgarter Lusthauses. Über Herkunft und Leben des württembergischen Hofbaumeisters Beer wissen wir fast nichts. Gleichwohl war sein Hauptwerk, das unter Herzog Ludwig (reg. 1568-1593) erbaute Neue Lusthaus, 200 Jahre lang das kulturelle Zentrum des Landes. Zunächst zu einem Opernhaus, dann zum Hoftheater umgebaut, fanden in dem Gebäude noch Anfang des 20. Jahrhunderts spektakuläre Aufführungen statt. 1902 brannte es aus. Ein Teil der Ruine hat sich im heutigen Schlossgarten erhalten. Die Büste ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Stängelglas mit Freiheitsallegorie

1759 wurde der württembergische Landschaftskonsulent Johann Jakob Moser, der bedeutendste Staats- und Völkerrechtslehrer seiner Zeit, als angeblicher Verfasser von gegen Herzog Carl Eugen von Württemberg (reg. 1774-1793) gerichteten Denkschriften verhaftet und fünf Jahre lang eingekerkert. Zu seiner Freilassung verehrte man ihm ein bereits repariertes Glas, verziert mit einem geöffneten Vogelkäfig und der Beischrift "Besser draussen als drinnen". Auf der Metallmanschette wurde die Widmung graviert "Aufs Wohl / zur Freiheit des treuen / Joh. Jak. Moser / vom Hohentwiel / 1759-1764". Hergestellt wurde das Stängelglas in England, das Dekor stammt wohl aus Mitteldeutschland. Das Glas ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Sabine Hesse]

König Friedrich von Württemberg

Aus diesem Werk des Bildhauers Johann Heinrich Dannecker spricht die Autorität König Friedrichs von Württemberg (reg. 1797-1816) und sein unmittelbarer, noch absolutistisch geprägter Machtanspruch. Der herrische Gesichtsausdruck des Monarchen, der wegen seiner Leibesfülle bei der Bevölkerung "der Dicke Friedrich" hieß, macht nachvollziehbar, dass sein Tod bei vielen nicht mit Trauer, sondern mit Erleichterung aufgenommen wurde. Das Bildnis, das im Jahr des Todes des Königs enstand, ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Porzellanmedaillon mit Bildnis König Friedrichs von Württemberg

Das Porzellanmedaillon zeigt den württembergischen König Friedrich (reg. 1797-1816). Ein weiteres Medaillon mit dem Porträt der Königin Charlotte Mathilde, Friedrichs Gemahlin, befindet sich im Bestand des Landesmuseums. Die beiden Bildnisse entsprechen einander formal, sie waren aber wohl nicht als Gegenstücke gedacht. In der Porzellanmanufaktur Ludwigsburg hergestellt, dienten sie vermutlich als halboffizielle Geschenke, etwa für ihnen nahestehende Bedienstete. Das Porzellanmedaillon ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Vasenpaar aus Ludwigsburger Porzellan mit Bemalung von Königin Charlotte...

Eigenhändige, meist signierte und datierte Malereien der württembergischen Königin Charlotte Mathilde haben sich auf Ludwigsburger Porzellan in großer Zahl erhalten. Dass sich ihre Liebhaberei mit wirklichem Können verband, zeigt vor allem dieses repräsentative Vasenpaar mit seinem der antiken Kunst entlehnten Dekor. Neben solchen Motiven im Zeitgeschmack waren Tiere und Blumen die bevorzugten Darstellungsthemen der Königin. Beide Vasen sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Sabine Hesse]

Brilliantendiadem der Königin Charlotte

Für Königin Charlotte, die zweite Gemahlin des letzten württembergischen Königs Wilhelm II. (reg. 1891-1918), fertigte der Stuttgarter Hofjuwelier Eduard Föhr (1835-1904) 1896 das im Stil des Rokoko gehaltene Diadem. Dank seiner raffinierten Konstruktion lässt sich der hohe Kopfputz in Einzelteile zerlegen, die als separate Schmuckstücke - als Kopfspange für den kleinen Anlass, als Broschen oder als Haarnadeln - zu tragen sind. Das Brilliantendiadem ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Katharina Küster-Heise]

Johannes der Täufer

Mit der Statuette des sitzenden Johannes, der am Gewand aus Kamelfell mit Ledergürtel und der Muschel kenntlich wird, erweist sich Leonhard Kern als hochmoderner Künstler. Die realistische Wiedergabe eines Aktes, dem ein intensives Studium nach dem lebenden Modell zugrunde liegt, war erst wenige Jahre vorher auf den Akademien in Rom und Bologna aufgekommen. Kern, der sich ab 1604 vier Jahre in Italien aufgehalten hatte, setzte diese Sichtweise in seiner Skulptur bereits um. Motivisch geht die Statuette auf ein Gemälde des Manieristen Angelo Bronzino (1503-1572) zurück. Dieses Vorbild verarbeitete Kern souverän: Er macht aus dem sich geziert bewegenden Schönling Bronzinos einen selbstbewusst auftretenden jungen Prediger, der sein Gegenüber eindringlich anzureden scheint. Auch in der Heiligenauffassung geht Kerns Figur auf zeitgenössische italienische Vorbilder zurück, denn der Typus des agilen, gerade dem Jungenalter entwachsenen Täufers erinnert stark an entsprechende Darstellungen von Annibale Carracci (1560-1609) und Caravaggio (1573-1610). Erworben mit Lotto-Mitteln [Fritz Fischer]

Beinwunder der heiligen Cosmas und Damian

Die Brüder und Ärzte Cosmas und Damian behandelten zur Ehre Gottes kranke Menschen und Tiere unentgeltlich und brachten damit viele Menschen in Kontakt zum Christentum. Bei der Christenverfolgung unter Kaiser Diocletian (um 303) erlitten sie den Märtyrertod. Gegen Ende des Mittelalters waren die Patrone der Ärzte und Apotheker zu volkstümlichen Heiligen geworden. Dieses Tafelbild zeigt eine Szene aus ihrer Legende: Die beiden Heiligen erscheinen am Bett eines Kranken und ersetzen sein krankes Bein durch das gesunde eines soeben gestorbenen Schwarzen. Hier wird für die Betrachtenden anschaulich gemacht, wie – gemäß der Heiligenlegende – mit Gottes Hilfe Unvorstellbares möglich ist und wie der Glaube die Quelle von vielerlei Heilserfahrung sein kann. Das Transplantieren von Gliedmaßen ist bis heute kein gängiger medizinischer Eingriff und gelingt nur in absoluten Ausnahmefällen. Das Gemälde ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Pietà aus dem Dominikanerinnenkloster Weil

Das schon durch seine Größe beeindruckende Andachtsbild aus dem Frauenkloster Weil war für die Nonnen ein Medium zur Meditation. Die plastische Hervorhebung der Wunden Christi und die ausdrucksstarke Ausarbeitung der Gesichtszüge lassen den Betrachter die Schmerzen der Gottesmutter intensiv miterleiden. So wird die "Pietà" (Frömmigkeit, Mitleid), die Darstellung Mariens mit ihrem toten Sohn, zum Tor ins Leben mit Gott. Das überlebensgroße Bildwerk muss in der Kirche des Dominikanerinnenklosters Weil ursprünglich einen zentralen Ort eingenommen haben. Es setzt eine leichte Untersicht voraus, wie der Kopf Mariens und der ganz nach vorn zum Betrachter hin gewendete Christuskörper anzeigen. Stilistisch kann die Skulpturengruppe nach Ulm lokalisiert werden, wo sie wohl in der Werkstatt eines Nachfolgers des Hans Multscher (um 1400-1467) gefertigt wurde.

Blaubeurer Kruzifix

Dargestellt ist bei diesem Kruzifix nicht der noch leidende, sondern der bereits verstorbene Jesus. Trotzdem wirken seine gebrochenen Augen und der geöffnete Mund, als ob er sich im Sterben Mitleid erweckend an den Betrachter wendete. Diese Ambivalenz ist typisch für den Kruzifix der Spätgotik in der Nachfolge des Niederländers Niklaus Gerhaert, der diesen Typ mit den Kruzifixen in Nördlingen (1462) und Baden-Baden (1467) geschaffen hat. Charakteristisch für den Blaubeurer Christus ist der schlanke, nur durch eine starke Untersicht zu erklärenden langgezogene Körper. Das gilt auch für sein Gegenstück, das auf der Empore zwischen Chor und Schiff verbliebene zweite Kruzifix. Das Kruzifix aus Blaubeuren ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Flügelretabel aus der Pfarrkirche St. Cyriacus und Pankratius in Talheim

Der Talheimer Altar aus der Pfarrkirche St. Cyriacus und Pankratius beeindruckt durch seine Farbigkeit. In den Flügelmalereien, die in geöffnetem Zustand Christi Geburt (links) und die Anbetung der Könige (rechts) zeigen, dominieren die Farben Blau, Rot, Weiß und Gold, die sich auch im Schrein finden: Vor goldenem Hintergrund stehen Cyriakus (rechts) und Pankratius (links) zu Seiten der thronenden Gottesmutter. Ihre Gewänder sind auf den Außenseiten vergoldet; nur Innenfutter und Unterkleider setzen sich farblich und durch den Kontrast der matten zu den glänzenden Flächen ab. Kleine Wappen an diesem überaus reich geschmückten Altar verweisen auf die Stifter: die Familien von Stetten und Adelsheim. Die Figuren stammen aus der Werkstatt von Niklaus Weckmann, die Skulpturenfassung und Tafelmalerei sind in einer anderen Werkstatt entstanden. Der Flügelretabel befindet sich seit 1902 im Landemuseum Württemberg. Er ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Die Drei Grazien

In der Einleitung seiner Schrift über "Die Wohltaten" stellt sich Seneca angesichts der drei sich umarmender Grazien die Frage: "Was soll der Reigen der mit verschlungenen Händen sich immer auf’s neue zusammenfindenden Schwestern?" und deutet sie als Allegorie der Wohltat, weil "die Wohltat, von Hand zu Hand gehend, dennoch immer wieder den Kreislauf zum Geber zurückmacht". Meist werden die Grazien so angeordnet, dass eine der Frauen dem Betrachter den Rücken zukehrt während ihn zwei anblicken, denn "die Wohltat, die wir geben, kehrt doppelt uns zurück." Mit der kreisförmigen Anordnung scheint Kern aber den von Seneca so herausgehobenen Fluß von Geben und Nehmen betonen zu wollen. Indes wird den Künstler wie den Käufer des Stücks nicht allein dieser moralische Aspekt gereizt haben. Die dreifache Wiederholung des nackten Mädchenkörpers - geschnitzt aus einem einzigen Stück Elfenbein - führt beispielhaft Kunstfertigkeit vor Augen und macht den erotischen Reiz der Darstellung aus. Die Drei Grazien sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. Erworben aus Lotto-Mitteln.

Herzog Carl Eugen von Württemberg als Feldherr

Herzog Carl Eugen (reg. 1774-1793) lässt sich 1778 immer noch so darstellen wie einhundert Jahre zuvor der Sonnenkönig Ludwig IV.: in der Kleidung eines römischen Imperators mit Brustpanzer und Feldherrenmantel, in großer Pose mit Kommandostab und in die Hüfte gestemmter Hand und mit über alles hinwegsehendem Herrscherblick. Auch der Helm, der Säulenstumpf und die Lorbeerkränze am Boden sowie die ehemals am Sockel angebrachten Trophäen gehören zu diesem Darstellungstypus. Dieses Denkmal ließ Carl Eugen im Speisesaal der von ihm gegründeten Akademie, der späteren Hohen Carlsschule aufstellen, die wegen ihrer aufklärerischen Erziehung berühmt, wegen der hier herrschenden Strenge aber auch verhasst war. Das Standbild ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

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