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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Kameo mit Kinderbüste, 2. Hälfte 16. Jh.

Der hochovale Schmuckstein aus blauem Jaspis (Lapislazuli?) zeigt den Oberkörper eines Kindes in Dreiviertelrückansicht. Wir sehen den oberen Teil des Rückens, die rechte Schulter und den rechten Oberarm. Diese Büste wird unten durch einen Mantel abgegrenzt. Das Kind hat seinen Kopf zurückgewendet und erscheint nahezu frontal. Der Kopf ist rundlich. Die rechte Wange ist rund und gewölbt, das Kinn ist flach und breit. Der Mund ist breit, die Lippen sind voll. Das Kind hat kurze lockige Haare, die Frisur besteht aus einzelnen unregelmäßig eingerollten Löckchen. Die grobe Arbeit ist teilweise etwas derb, die perspektivische Verkürzung der linken Gesichtshälfte ist nicht gelungen. Das Fehlen der für den Lapislazuli so typischen goldfarbenen Einsprengsel ist der Ausschlag, den vorliegenden Stein als blauen Jaspis zu benennen. [Marc Kähler]

Medaille von Sebastian Dadler auf die Ehe, um 1630

Unter den Ehemedaillen des Barock gibt es einen variierenden Typus, der das lateinische Sprichwort „Eine Hand wäscht die andere“ aufgreift. Immer sind ein Mann und eine Frau dargestellt, die sich an den Händen halten, entweder gießt ein Putto Wasser aus einer Urne darüber oder, wie bei dieser Medaille, ein göttlicher Lichtstrahl scheint auf die Hände der Liebenden. Gezeigt ist das Paar an einem Altar oder, wie hier, im Freien. Die Inschrift MANVS MANVM LAVAT gibt das Sprichwort wieder und ist in diesem Zusammenhang positiv besetzt: Das Waschen der Hände steht hier symbolisch für das Gemeinsame, was beide schaffen können, wenn sie zusammenhalten. Im Laufe der Zeit wandelte sich der Bedeutungsgehalt eher zum Negativen und steht heute für „Mauschelei“. Auf der Rückseite bändigt Amor einen Löwen: Er sitzt auf dem Rücken des wilden Tieres, in der linken Hand den Zügel haltend, während sein rechter Arm Pfeil und Bogen packt. Vor ihm sitzt Psyche und umarmt ihn, beider Gesichter sind einander zugewandt. Die Umschrift AMOR VICIT OMNIA (Liebe besiegt alles) verdeutlicht die Darstellung des zähmenden Amor. [Lilian Groß]

Intaglio mit Sichelmond und Stern, 16.–Anfang 17. Jh.

Der hochovale Ringstein aus einem dunkel- und hellblauen Nicolo zeigt einen achtstrahligen Stern über einem sichelförmigen Halbmond. Bei dieser flüchtigen Arbeit sind die wenigen Schnitte unsauber und unruhig gesetzt. Derartige schlichte Stücke mit Sternen, Herzen, Buchstaben etc. finden sich häufig als Applikationen auf Gefäßen, allein in den Kunstkammerbeständen finden sich acht vergleichbare Objekte. Dieses Stück stammt aus der Sammlung Guth von Sulz und ist in dem zugehörigen Inventar als „ein halber mon[...] mit einem stern“ beschrieben. [Marc Kähler]

Medaille auf die Liebe, Anfang 18. Jahrhundert

Amor steht mit seinem Bogen in der Hand da und hat soeben drei Pfeile auf ein Herz geschossen, welches erhöht auf einem balusterähnlichen Sockel ruht. Ein Pfeil trifft, während die anderen beiden vorbeifliegen. Auf der Rückseite liegt ein Magnet im Bildvordergrund, in dem der Pfeil die Kompassnadel ersetzt und nach rechts weist. Im Hintergrund ist eine gebirgige Landschaft zu sehen, mittig eine Burganlage, über allem scheinen die Sterne. Die Inschrift ME SAUCIAT VNA (Avers) E MILLIBUS UNAM (Revers) verbindet das Geschehen auf beiden Seiten der Medaille: Nur eine verletzt mich, von Tausenden treffe ich eine. Das Bild, das Amor mit seinem Pfeil ins Herz eines Menschen trifft und diesen in Liebe entbrennt, wird hier aufgegriffen. Nur er trifft unter vielen Herzen das eine. Die Liebe fungiert hier als Wegweiser, beschienen von Sternen weist Amors Pfeil die Richtung zum Glück zu Zweit. [Lilian Groß]

Intaglio mit Ganymed, 2. Viertel 19. Jh.

Der hochovale Ringstein aus dunkelblauem Glas zeigt Jupiter als Adler, der Ganymed in die Lüfte hebt. Der Körper des Jungen ist stark geschwungen wiedergegeben, er hat den Kopf in den Nacken gelegt und beide Arme erhoben. In der Linken hält er einen kurzen Gegenstand. Der Adler hat Ganymed an den Hüften gepackt, sein gefiederter Körper befindet sich hinter dem Oberkörper des Jungen, sein langer Hals und der Kopf sind hinter bzw. über Ganymeds Kopf dargestellt. Der Adler zwei große Schwingen, die oben durch V-Striche und unten durch je drei lange Federn mit Querstrichen gestaltet sind. Unten links liegt quer eine einhenklige Amphore, die Ganymed hat fallen lassen. Es handelt sich um einen Glasabdruck nach einem Vorbild aus der Sammlung Poniatowski, das auf einen Entwurf Giovanni Calandrellis (1784-1835) zurückgeht. [Marc Kähler]

Medaille von Johann Blum auf die Ehe, um 1650

Der Bremer Medailleur Johann Blum griff für diese Ehemedaille ein berühmtes Motiv auf: Amor reitend auf einem wilden Löwen, in der rechten Hand die Zügel haltend, in der linken Pfeil und Bogen. Die Brüder de Bry schufen diese Darstellung der Liebe, welche 1593 im Buch „Emblemata Saecularia“ publiziert wurde. Blum hält sich eng an den Kupferstich: Die Tatzen des Löwen krallen sich fest in ein Felsstück; der Kopf des Liebesgottes ist dem Haupt des wilden Tieres zugewandt. Die Umschrift AMOR VINCIT OMNIA – Die Liebe besiegt alles – ist die verkürzte Version der Bildunterschrift aus dem Buch. Auf der Vorderseite halten sich ein Mann und eine Frau bei den Händen, während Amor Wasser aus einer Urne darüber gießt. Die Umschrift Manus Manum Lavat (Eine Hand wäscht die andere) hatte zu der Zeit - anders als heute - eine positive Bedeutung und unterstreicht, dass ein Paar alles zusammen schaffen kann, wenn es zusammenhält. [Lilian Groß]

Intaglio mit Stern und dem Buchstaben “W”, 16./17. Jh.

Der hochovale Ringstein aus einem mittelblauen Lapislazuli zeigt den Buchstabe W unter einem sechsstrahligen Stern. Das W besteht aus zwei sich überschneidenden V mit Querhasten an den oberen Enden. Material und Ausführung weisen das Stück in die Nähe der sog. „Lapislazuliwerkstatt“. Beliebte Motive solcher schlichten und sehr kleinen Steine sind Sterne, Pflanzen, Tiere, Buchstaben, Herrscherköpfe und Figuren. Derartige flüchtige Lapislazuli- und Karneolgemmen wurden seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Oberitalien massenhaft für dekorative Zwecke hergestellt und gerne auf Ziergefäßen angebracht. In den Beständen der Stuttgarter Kunstkammer finden sie sich lose und auf Gefäßen gefasst. [Marc Kähler]

Medaille auf die Liebe, Anfang 18. Jahrhundert

Amor spielt in den Darstellungen der barocken Liebesmedaillen eine zentrale Rolle. Schließlich ist er der römische Gott der Liebe, der mit seinen Pfeilen das Herz eines jeden trifft und so die tiefe Leidenschaft erweckt. Auf dieser Medaille ist Amor als Menschenfischer dargestellt: Wenn er einen Menschen an der Angel hat, ist dieser hoffnungslos verliebt, denn, so will es die Mythologie, Amor kann sich keiner widersetzen. Auf dem Avers steht Amor an einem Flussufer. In der rechten Hand hält er eine Angel, ein Fisch hat bereits angebissen. Die linke Hand ist im Zeigegestus erhoben. Auf dem Revers steht Amor mit einem Gehilfen am Amboss und schmiedet zwei Herzen zusammen. Links sind eine Esse sowie loderndes Feuer zu sehen, der Köcher liegt ungenutzt auf dem Boden. Die Umschrift DUM CAPIO CAPIOR (Avers) IGNE IUNGUNTUR PARI (Revers) verbindet die Darstellung auf beiden Seiten der Medaille: Während ich ergreife, werde ich ergriffen – durch Feuer werden zwei Gleiche verbunden. [Lilian Groß]

Medaille mit Darstellung der Sonne und der Sonnenverehrung

Die Medaille zeigt auf der einen Seite eine strahlende Sonne mit menschlichem Gesicht in einem Perlrand und auf der anderen ein in der Wüste kniender Mann, der sich der Sonne zuwendet und sie anbetet oder anruft. In welchem Zusammenhang die begleitende Inschrift ILLIVS ARAM – dessen Altar – mit dieser Darstellung steht, ist unklar. Diese beiden Worte kommen im ersten Gedicht aus Vergils „Bucolica“ vor, in dem eine Hirtenidylle beschrieben ist, eine Idylle, für die Oktavian, der spätere Kaiser Augustus, nach dem langen Bürgerkrieg sorgen wird. [Matthias Ohm]

Medaille von Johann Höhn auf die Ehe, um 1660

Das „Manus Manum Lavat“-Motiv findet sich häufig auf Hochzeitsmedaillen des Barock, so auch auf der Vorderseite dieser Medaille: Ein Mann und eine Frau in zeitgenössischer Kleidung stehen vor einem Altar und reichen sich die Hände. Amor schwebt zwischen beiden und gießt aus einer Urne Wasser über beider Hände. Oben mittig ist der Heilige Geist, in Form einer Taube dargestellt, deren segnende Strahlen auf das Paar scheinen. Die Inschrift unterstreicht den religiösen Tenor: VIRI DILIGITE UXORES VESTRAS SICUT CHRIST(us) DILEXIT ECCLESI(am) – Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat (aus dem Brief des Paulus an die Epheser, Eph. 5,25). Auf der Rückseite verbindet der Medailleur Johann Höhn das Symbol der Ehe - zwei Hände, welche gemeinsam ein Herz festhalten – mit einer Stadtansicht von Danzig. Auch hier verdeutlicht die Inschrift den christlichen Bezug: SICUT ECCLESIA SE SUBYCIT CHRISTO ITA UXORES SUIS VIRIS - Aber wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen (ebenfalls aus dem Brief des Paulus, Eph. 5,24). [Lilian Groß]

Jeton auf den Segen der Natur

Die kleinformatige Prägung feiert die Segnungen der Natur. Ihre Vorderseite zeigt einen in der Landschaft sitzenden Schäfer, die Umschrift lautet: INDVSTRIA NATVRAM FORMAT – der Fleiß gestaltet die Natur. Auf der Rückseite ist eine zwischen Tieren sitzende Frau dargestellt, ein Bild der reinen Glückseligkeit (PVRA FOELICITAS), wie die Inschrift mitteilt. [Matthias Ohm]

Aureus des Antoninus Pius mit Darstellung der Liberalitas

Die positiven Eigenschaften eines römischen Kaisers wurden auf Münzen meist von weiblichen Personifikationen verbildlicht, die auch einzeln und für sich stehend schon ausreichend waren, um mit Hilfe aussagekräftiger Attribute die beabsichtigte Botschaft zu übermitteln. Auf diesem Aureus des Antoninus Pius aber ist der personifizierten Liberalitas, der Freigebigkeit, in einer szenischen Darstellung der Herrscher persönlich zu Seite gestellt, der bei der Verteilung einer öffentlichen Geldspende, einem sogenannten Congiarium, gezeigt wird. Antoninus Pius thront auf einem erhöhten Podium und scheint mit dem rechten Arm die neben ihm stehende Liberalitas anzuweisen, dem herbeieilenden Bürger den ihm gebührenden Anteil aus ihrem Füllhorn zukommen zu lassen. Den konkreten Anlass für das hier dargestellte Congiarium bildete wahrscheinlich das gemeinsame Konsulat des Kaisers mit seinem Adoptivsohn und Nachfolger Marc Aurel im Jahr 140. Die Umschrift LIBERALITAS AVG(usti) II erinnert daran, dass diese außerordentliche Wohltat kein Einzelfall war, sondern Antoninus Pius damit bereits zum zweiten Mal seine Großzügigkeit gegenüber dem römischen Volk auf diese Weise zeigte. [Sonja Hommen]

Nachahmung eines römischen Denars mit Darstellung von Romulus und Ceres, 1546

Die Prägung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ahmt einen römischen Denar nach. Auf der Vorderseite ist – wie die Inschrift ROMVLVS angibt – einer der beiden sagenhaften Gründer Roms dargestellt, auf der Rückseite eine nach links sitzende Frau mit Ähren und Blütenzweig, möglicherweise Ceres, die römische Göttin des Ackerbaus, der Fruchtbarkeit und der Ehe. Die Datierung der Münze ist unklar: auf der Vorderseite ist in römischen Zahlen das Jahr 1543 angegeben, auf der Rückseite steht die Jahreszahl 1546. [Matthias Ohm]

Aureus des Antoninus Pius für Faustina minor mit Darstellung der Laetitia

Personifikationen auf römischen Münzen stellen in den meisten Fällen die Tugenden und positiven Eigenschaften des Kaisers dar. Doch die Darstellung auf diesem Aureus, den Antoninus Pius für seine Tochter Faustina prägen ließ, ist laut Umschrift der LAETITIAE PVBLICAE, der Freude des Volkes, gewidmet. Als Motiv auf einer vom römischen Kaiser ausgegebenen Münze kann diese nur als öffentliche Reaktion auf ein Ereignis im Herrscherhaus verstanden werden. Anlass für die Prägung war demnach wahrscheinlich die Geburt eines der zahlreichen Kinder der Faustina minor, die als Ehefrau des designierten Nachfolgers ihres Vaters, Marc Aurel, durch ihre Nachkommen für den Fortbestand der antoninischen Dynastie sorgte und somit auch für die Zukunft den Frieden im Römischen Reich sicherte. Laetitia, die hier zum ersten Mal als Personifikation auf Münzen auftaucht, hält ein langes Szepter und einen Kranz, der die festliche Stimmung ihres Wesens unterstreicht. [Sonja Hommen]

Merkur, nach Giovanni Bologna, 17. Jahrhundert

Der Herold der Götter scheint zu fliegen, und doch ist Merkurs Körper von größter Präsenz. Giovanni Bolognas Meisterwerk von 1580 wurde schnell in ganz Europa berühmt. Die Repliken und Varianten, die in allen Größen und Materialien nach diesem Vorbild gefertigt wurden, sind Legion. In jeder Kunstkammer stand wohl eine Replik – in der württembergischen sogar zwei. König Friedrich von Württemberg (reg. 1797–1816) kaufte die Bronze aus dem aufgelösten Kabinett des Nürnberger Seidenhändlers Paulus Braun (1548–1616), der bedeutendsten bürgerlichen Kunstsammlung ihrer Zeit. [Fritz Fischer]

Aureus des Antoninus Pius für Faustina minor mit Darstellung einer Taube

Die bildliche Darstellung von Mitgliedern der römischen Kaiserfamilie wurde nicht der Fantasie und Interpretation der jeweiligen Bildhauer oder Münzstempelschneider überlassen, sondern unterlag konkreten Vorgaben aus dem Herrscherhaus. Diese offiziell ausgegebenen Porträtvorlagen werden heute als Bildnistypen bezeichnet, und von kaum einer anderen Kaiserin des Römischen Reiches wurden so viele Darstellungsvarianten und so viele plastische Porträts geschaffen wie von Faustina minor. Ihr Abbild auf diesem Aureus, den ihr Vater Antoninus Pius prägen ließ, entspricht dem dritten Bildnistyp und zeigt sie als junge Frau. Nach der Geburt ihres ersten Kindes im Jahr 147 darf sie den Titel Augusta in der Münzumschrift tragen (FAVSTINA AVG(usta) PII AVG(usti) FIL(ia) / Faustina Augusta, Tochter des Kaisers Pius), obwohl ihr Ehemann Marc Aurel erst nach dem Tod seines Schwiegervaters 161 als Kaiser selbst den Titel Augustus annehmen wird. Das Rückseitenmotiv, eine Taube als Symboltier der Liebesgöttin Venus, unterstützt die Aussage von Schönheit und Anmut, die an Faustinas frühem Porträt abzulesen ist. Die Umschrift CONCORDIA (Eintracht) bezieht sich auf ihre Ehe. Die Qualität dieser schönen Goldmünze, auf der Einzelheiten der Frisur und des Schmucks zu erkennen sind, macht es verständlich, dass diese offenbar als Anhänger getragen wurde, wie die Lochung verrät. [Sonja Hommen]

Denar des Antoninus Pius für Faustina maior mit Darstellung des Throns der Juno

Auf diesem Denar mit der Umschrift IVNONI REGINAE („der Königin Juno“) muss die genannte Göttin gar nicht selbst dargestellt sein, damit ihre Macht und ihre bedeutende Stellung als Himmelskönigin für den Betrachter erkennbar wird. Ausreichend dafür sind ein leerer Thron und Junos typisches Begleittier, ein Pfau, welcher mit seinem aufgeschlagenen Rad und den sternengleichen Augen darauf das Himmelsrund symbolisiert. Auf der Sitzfläche des Thrones befindet sich ein rundlicher Gegenstand, der dank deutlicherer Varianten dieses Bildmotivs wahrscheinlich als Kranz angesprochen werden kann. Der Göttersitz mit den dazugehörigen Attributen, zu denen sich auf ähnlichen Münzen der Faustina maior noch ein langes Szepter gesellt, verweist hier vielleicht auf das sogenannte Sellisternium, einen Ritus, bei welchem Götterstatuetten auf Thronsesseln, stellvertretend für die Gottheit selbst, gespeist wurden. Für Faustina maior, die Frau des Kaisers Antoninus Pius, musste die angemessene Verehrung der Juno, mit welcher sie in irdischer Form Machtfülle und hohe Stellung verband, ein besonderes Anliegen gewesen sein. Gleichzeitig scheint der leere Thron, auf dem ebenso die Kaiserin selbst Platz nehmen könnte, einen Hinweis auf Ähnlichkeit oder sogar Einheit von himmlischer und weltlicher Herrscherin zu geben. [Sonja Hommen]

Denar des Caracalla für Julia Domna mit Darstellung der Venus Genetrix

Dieses Münzporträt der Julia Domna zeigt eine der mächtigsten Frauen des Römischen Reiches, die für ihre Bildung, ihre Klugheit und ihre politischen Fähigkeiten bekannt war. Bereits als Ehefrau des Kaisers Septimius Severus übte sie offenbar großen Einfluss aus, doch zur Zeit der Herrschaft ihres Sohnes Caracalla, aus der auch dieser Denar stammt, vertraute ihr dieser sogar zeitweise die alleinige Führung der Staatsgeschäfte an. Die Umschrift mit dem Ehrentitel PIA FELIX (die Fromme/Pflichtbewusste und vom Glück Begünstigte) verdeutlicht ihre hohe Stellung, da diese Beinamen seit Caracalla zur offiziellen Titulatur der Kaiser gehörten. Die helmartige, in strengen Wellen angeordnete Frisur der Julia wurde für die Römerinnen fast zur modischen Verbindlichkeit, was an den privaten Bürgerporträts dieser Zeit abzulesen ist. Nicht der Mode unterworfen war dagegen die Gestaltung der Münzrückseite, auf welcher die schon seit der frühen Kaiserzeit bekannte Venus Genetrix dargestellt ist. Diese Göttin, die als Stammmutter des römischen Volkes verehrt wurde, passt gut zur Kaisermutter, die auch den Titel Mater patriae (Mutter des Volkes) trug. [Sonja Hommen]

Erinnerungstasse für König Wilhelm I. von Württemberg, um 1814

Tassen mit Widmungen waren im 19. Jahrhundert sehr beliebt; anlässlich von Jubiläen Vermählungen und Geburtstagen wurden sie verschenkt. So verehrten Offiziere, die unter König Wilhelm I. (reg. 1816–1864) in den napoleonischen Feldzügen gedient hatten, ihm diese Tasse anlässlich seines Geburtstags. Nach Wilhelms Tod gab sein Sohn König Karl (reg.1864–1891) die Tasse in die Kunstkammer. [Katharina Küster-Heise]

Denar des Antoninus Pius für Faustina maior mit Darstellung der Providentia

Wie die meisten römischen Kaiserinnen, so ist auch Faustina die Ältere oder Faustina maior an einer typischen Frisur zu erkennen, die hier aus einem weit oben auf dem Kopf ansetzenden, geflochtenen Haarknoten besteht. Schon zu Lebzeiten schmückte ihr Porträt die Münzen ihres Ehemannes Antoninus Pius, doch nach ihrem Tod 141 steigerten sich die Prägungen für sie um ein Vielfaches. Der trauernde Kaiser, der ihr offenbar in tiefer Zuneigung verbunden gewesen war, ließ sie durch den Senat konsekrieren, weshalb sie auf den posthumen Münzen, wie auch auf diesem Denar, mit der Umschrift DIVA FAVSTINA als Vergöttlichte betitelt wird. Ihren neuen Status in der Sphäre der unsterblichen Götter verdeutlicht auch die Rückseite der Münze, welche einer Prägeserie mit der gleichbleibenden Umschrift AETERNITAS (Ewigkeit) bei wechselnden Motiven angehört. Weibliche Figuren mit unterschiedlichen Attributen tauchen in dieser Serie auf, und die Deutung der Darstellungen, als Göttinnen oder auch als Varianten der personifizierten Aeternitas, ist nicht eindeutig. Möglicherweise sollte auch Faustina selbst im Gewand verschiedener Gottheiten dargestellt werden. Im Fall dieses Denars wäre es dann Providentia, die Vorsehung, welche die Weltkugel in der Hand hält und ihren Schleier wie einen Himmel aufbauschen lässt, deren Gestalt die vergöttlichte Faustina hier annimmt. [Sonja Hommen]

Deckeldose mit Delfinhenkeln, Anfang 16. Jahrhundert

Als der Kunstagent Philipp Hainhofer (1578–1647) 1616 den Stuttgarter Hof besuchte, besichtigte er auch die Kunstkammer. Eines der vielen Gefäße beschreibt er als "über die Massen schön vnd künstlich". Der gelbe Chalcedon ist so virtuos geschnitten, dass sich der Steinschnitt der äußeren Gefäßwand im Inneren widerspiegelt. Ein mit Rubinen und einem Diamanten besetzter Schlangenring krönt das exquisite Kunstkammerstück. [Ulrike Andres]

Denar des Marc Aurel für Faustina minor mit Darstellung der Zwillinge auf dem...

Wie ein privates Familienfoto wirkt die Abbildung der unbeschwert auf einem Thron spielenden Kinder auf diesem Denar. Die Freude und Erleichterung des Kaiserpaares Marc Aurel und Faustina minor über die Zwillingsgeburt im Jahr 161 ist auch in der Umschrift SAECVLI FELICIT(as) ausgedrückt, welche nichts weniger als das „Glück des Zeitalters“ beschwört. Tatsächlich waren die bisher geborenen männlichen Nachkommen, die den Fortbestand der antoninischen Dynastie sichern sollten, nach kurzer Zeit verstorben, weshalb die hier dargestellten Zwillinge Antoninus und Commodus die Erlösung von der den Kaiser und das Römische Reich bedrückenden Last der ungeklärten Nachfolge bedeuteten. Der kleine Antoninus wurde nur vier Jahre alt, doch sein Bruder Commodus folgte schließlich dem Vater Marc Aurel als römischer Herrscher nach. [Sonja Hommen]

Bronze-Statuette eines hockenden Bauern, Mitte 17. Jahrhundert

Ausgerechnet dieses Figürchen eines Bauern, der sich mit heruntergelassenen Hosen erleichtert und dazu eine Pfeife (verloren) raucht, ließ der Herzog in die Kunstkammer hinunter[stellen], dass solches hinfüro das Wortzeichen sein soll. Die Symbolfigur der herzoglichen Kunstkammer war aber nicht nur zum Anschauen allein da, denn wan man ein rauchkerz darunter stellt, bläst er an unterschiedlichen Orten rauch von sich, heißt es im Inventar von 1705/23. [Fritz Fischer]

As des Marc Aurel für Faustina minor mit Darstellung von Venus und Mars

Die Götter Venus und Mars waren in der antiken Mythologie als Liebespaar bekannt, und ihre gemeinsame Abbildung auf diesem As für Faustina minor kann nur als Hinweis auf deren Ehe mit Kaiser Marc Aurel aufgefasst werden. Abgesehen von den Umständen der außerehelichen Affäre zwischen Venus und Mars, die eigentlich nicht als Symbol für eine ideale römische Ehe geeignet scheint, und der vieldeutigen Umschrift VENERI VICTRICI („der siegreichen Venus“) ist besonders die Darstellungsweise des Götterpaares interessant. Vorbild für dieses ungewöhnliche Münzmotiv war eine Statuengruppe, die Kaiser Augustus zur Aufstellung auf seinem Forum aus zwei griechischen Einzelplastiken, einer Aphrodite und einem Ares, kombinieren ließ. Die halbbekleidete, Mars am Arm greifende Venus und der zu ihr zurückschauende Kriegsgott waren dem römischen Publikum also schon lange bekannt, als im 2. Jahrhundert Kopien dieser Statuengruppe Verbreitung fanden, deren Köpfe zu Porträts der Faustina und des Marc Aurel umgearbeitet worden waren. Die Münze bildet also letztendlich Statuen des Kaiserpaares in Gestalt der göttlichen Liebenden ab. [Sonja Hommen]

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