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HfG-Archiv Ulm Veröffentlichungen der Hochschule für Gestaltung Ulm

Veröffentlichungen der Hochschule für Gestaltung Ulm

Die Hochschule für Gestaltung war eine private Hochschule, die bei ihrer Gründung Studiengänge anbot, die es so bis dahin noch nicht gegeben hatte, darunter die Abteilungen "Produktform" (später "Produktgestaltung") - hier wurden Industriedesigner ausgebildet - oder "Visuelle Kommunikation": Dort ging es neben Einzelaspekten grafischer Gestaltung wie Fotografie, Layout, Plakatgestaltung oder Informationsgrafik vor allem darum, das Entwurfsgeschehen in größeren Zusammenhängen zu betrachten.

Um ihre Arbeit in der Öffentlichkeit angemessen darzustellen, um Studienwillige, mögliche Sponsoren und andere Unterstützer sowie ein Fachpublikum zu erreichen, publizierte die Ulmer Hochschule zahlreiche Broschüren, Informationsblätter, Ausstellungskataloge und seit März 1959 auch die hauseigene Zeitschrift "ulm", die rasch zu einem wichtigen Diskussionsforum in Sachen Industrieller Gestaltung wurde.

Von Anfang an zeigt sich dabei der Wille zu einer ganz eigenen Gestaltung. Den Verantwortlichen war es wichtig, die Information auf möglichst "neutrale" Weise zu transportieren: Sie wollten überzeugen, nicht emotional überwältigen. Dementsprechend verwendeten sie meist weißes Papier, eine einheitliche Schrift und bei den Fotos eine Bildsprache, die in erster Linie informativ und sachgerecht sein sollte.

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Hochschule für gestaltung ulm fragebogen

Insgesamt studierten an der HfG in den 15 Jahren ihres Bestehens knapp 700 Studenten. Ausdrücklich hatten ihre Gründer vorgesehen, das Studium nicht an eine staatliche Voraussetzung wie beispielsweise das Abitur zu knüpfen. Vielmehr setzte man auf eine persönliche Eignung wie auch auf fachspezifische Vorkenntnisse. Während sich letzteres leicht abfragen ließ (wenn es etwa um eine Lehre als Schreinerin oder als Schriftsetzer ging), waren persönliche Begabungen oder gar die Haltung gegenüber der Internationalen Moderne nicht so einfach zu bestimmen. Die ersten Studierenden hatten vor allem ein Gespräch mit dem Rektor Max Bill erfolgreich zu bestehen. Später bat man um Arbeitsproben, die dann von den jeweiligen Fachdozenten beurteilt wurden und an das sich nach Möglichkeit ebenfalls ein persönliches Gespräch anschloss. Um darüber hinaus zu erfahren, wes Geistes Kind die Bewerber und Bewerberinnen waren, verschickte das Sekretariat der HfG ab ca. 1956 einen umfassenden Fragebogen, der manchem schon wie eine erste Seminararbeit erschien. Darin galt es unter anderem zu beantworten, welche zehn Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens den Studienwilligen wichtig waren, was für Automarken und was für eine Art von Musik sie bevorzugten (hier wäre die Antwort "Jazz" die richtige gewesen) und aus welchen Ursachen heraus faschistische Regierungsformen entstanden. Später wurde diese umfassende Befragung zugunsten von mehr berufs- und studienbezogenen Fragen aufgegeben. Der Fragebogen zeigt, wie wichtig es den HfG-Gründern war, sich von einer nationalsozialistischen Geisteshaltung und ihren Vertretern abzugrenzen. Das Projekt der Moderne, deren Umsetzung sie sich auf die Fahnen geschrieben hatten, hatte in ihren Augen nichts mit der Staatsform zu tun, durch die in ihren Jugendjahren unterdrückt gewesen waren. Jazzmusik, die Bauten des internationalen Modernen Stils, Moderne Kunst und Einrichtungsformen erschienen ihnen als Garantie für eine zeitgemäß demokratische Lebensform. Dem entspricht auf suggestive Weise die Auswahl der Gebäude, Gemälde und Sitzgelegenheiten, um deren Beurteilung im Mittelteil des Faltblattes gebeten wird: Wem das nicht gefiel, der hatte auch an der HfG nichts zu suchen - und würde wohl auch von selbst gar nicht erst auf die Idee kommen, sich dort zu bewerben.

Hochschule für Gestaltung Ulm, Prospekt 1956

Der 16-seitige Schulprospekt, den die HfG 1956 als Werbematerial herausgab, wirkt in seiner Aufmachung neutral und zeitübergreifend. Das Foto auf der Vorderseite - die hellen HfG-Gebäude auf dem Ulmer Kuhberg, hoch über dem Dunst der Stadt mit ihrem daraus herausragenden Münster - werden noch viele weitere Prospekte zieren. Doch der Eindruck der Kontinuität, der hier vermittelt wird, trügt: Gerade dieser Prospekt ist Zeugnis der zahlreichen Umbrüche und Verwerfungen, die die Geschichte der Hochschule ausmachen. Schon ein gutes Jahr später waren viele der Dozenten, die auf der vierten Seite genannt werden (Stand: 1.10.1956) nicht mehr da: Max Bill, schon nicht mehr als alleiniger Rektor, aber noch als Mitglied des Rektoratskollegiums aufgeführt, verließ im Frühjahr 1957 die Schule im Zorn. Hans Magnus Enzensberger, als Gastdozent in der Informationsabteilung genannt, gab in Ulm nur ein kurzes Zwischenspiel von ein paar Wochen. Konrad Wachsmann, Werner Blaser, Ernst Scheidegger und Erich Franzen verließen die Hochschule ebenfalls im Lauf des Jahres 1957. Andere traten an ihre Stelle. Auch sonst wandelte sich das Programm dieser experimentellen Schule: Aus der Abteilung "Produktform" wurde die "Produktgestaltung", aus "Architektur" das "Industrielle Bauen", die Abteilung Information ging schließlich in der Filmabteilung auf, und auch die Organisation des Unterrichts unterlag mehrfachen Änderungen. In den folgenden Jahren ging man deshalb dazu über, als Informationsmaterial für Studieninteressierte eine Einlegemappe mit austauschbaren Blättern zu verwenden, während nähere Informationen über die Schule, ihre Ziele, Organisation und ihre Arbeitsergebnisse in anderen Publikationen untergebracht wurden. Eine Besonderheit dieses ersten Prospektes ist der Raum, der dem "Namedropping" hier eingeräumt wird. Dies war in der ersten Phase des Aufbaus, für die Einwerbung von Spendengeldern, ein wichtiges Instrument. Auf der vorderen Seite des Prospektes sind die Mitglieder von Kuratorium und Verwaltungsrat genannt, mit prominenten Mitgliedern wie dem Bauhaus-Gründer Walter Gropius, dem Schriftsteller Carl Zuckmayer, dem Banker Hermann Josef Abs, den Philosophen und katholischen Theologen Romano Guardini und die Verlegerin Brigitte Bermann-Fischer. Sie gehören auch zu den Menschen, die auf den letzten drei Seiten als "Stimmen zur Hochschule für Gestaltung" zitiert werden.

Mappe mit Einlegeblättern (HfG-Informationen für Studenten)

Bei ihrer Gründung bot die Hochschule für Gestaltung Studiengänge an, die es so bis dahin noch nicht gegeben hatte, darunter die Abteilungen "Produktform" (später "Produktgestaltung") - hier wurden Industriedesigner ausgebildet - oder "Visuelle Kommunikation": Dort ging es neben Einzelaspekten grafischer Gestaltung wie Fotografie, Layout, Plakatgestaltung oder Informationsgrafik vor allem darum, das Entwurfsgeschehen in größeren Zusammenhängen zu betrachten. Diesen Neuerungen war es geschuldet, dass es immer wieder zahlreiche An- und Rückfragen in Bezug auf Studieninhalte und -verläufe gabe. Außerdem änderten sich auch die Unterrichtskonzepte immer wieder: Berüchtigt waren die pädagogischen Konferenzen, die jeweils im Juli eines Jahres stattfanden. Dort wurde Rückschau gehalten und neue Unterrichtsformate entwickelt. Während anfangs in jedem Jahr eine neue Informationsbroschüre gedruckt wurde, ging man Ende der 1950er Jahre dazu über, einzelne Blätter in einer Mappe zu verschicken, die nach Bedarf ausgetauscht werden konnten. Das Motiv auf dem Umschlag der Mappe blieb dabei immer gleich: Die Luftaufnahme von Otl Aicher aus dem Jahr 1955, mit den neuen, hell strahlenden Gebäuden der Ulmer Hochschule im Vordergrund und der Stadt Ulm mit ihrem Münster im Nebel.

Ulm-Hefte

1958 startete die Publikation der von der HfG herausgegebenen Zeitschrift „ulm“. Als Schulprospekt konzipiert, enthält „ulm 1“ Informationen zu Lehrinhalten, Dozenten und zur Organisation der Hochschule. Mit dem Abdruck von Tomás Maldonados Rede „„Neue Entwicklungen in der Industrie und die Ausbildung des Produktgestalters“ in „ulm 2“ beginnt eine Reihe kritischer Beiträge zu zentralen Fragen des internationalen Designdiskurses. Die Ausgaben 1 bis 5 erschienen im quadratischem Format, in Deutsch, Englisch und Französisch. Nach über dreijähriger Unterbrechung kam im Oktober 1962 „ulm 6“ im neuen A-4-Format nur noch zweisprachig in Deutsch und Englisch heraus. Im April 1968 erschien mit „ulm 21“ das letzte Heft. Insgesamt zählt die Zeitschrift 14 Ausgaben, zum Teil als Mehrfachnummern. Die ulm-Hefte dokumentieren Ergebnisse aus Unterricht, Entwicklung und Forschung. Gleichzeitig geben sie Einblick in die theoretischen Grundlagen, auf deren Basis die gestalterischen Arbeiten entstanden.

HfG-Ausstellung 1963

Anlässlich ihres 10jährigen Bestehens organsierte die HfG 1963 eine Wanderausstellung, die zunächst in Ulm, später in Stuttgart, München und Amsterdam gezeigt wurde. Dabei legten die Gestalter großen Wert auf eine neutrale Darstellung: Die Dinge an sich sollten gezeigt und von den Betrachtern in ihrer Hochwertigkeit erkannt werden. Auf dem Bild sind unter anderem der "SK 5" zu sehen, den Hans Gugelot gemeinsam mit Dieter Rams für die Firma Braun gestaltete, und ein Modell einer Lufthansa-Maschine: Für die Lufthansa entwarf Otl Aicher ein wegweisendes Erscheinungsbild. Die Fotos im Hintergrund zeigen Studienarbeiten, vorwiegend aus der Grundlehre der HfG.

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